Also ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin immer beeindruckt von den sozialen Leistungen wenn ich auf meiner Quinta bin, hier speziell Regiao Centro, Pampilhosa da Serra.
Davon sind wir in Deutschland noch Jahrzehnte entfernt. Das honorieren auch die Wähler und wählen links.
Ich bekomme da relativ viel mit, da ich fast nur Kontakt zu Portugiesen habe.
Hier nur ein paar Beispiele:
Nach den Bränden Oktober 2017 erhielten die Einwohner für den Wiederaufbau, wenn sie nicht versichert waren, 40% der Wiederaufbausumme von der Camara Municipal (Nachweis durch Rechnungen und Fotodokumentation). Auch ich als Ausländer erhielt dies (Ich hatte noch keine Versicherung, da ich beim Aufbau war und erst nach Fertigstellung eine abschließen wollte. Jetzt habe ich eine).
Nach den Bränden wurden die Betroffenen für 5 Monate von der Wasser- und Müllgebühr befreit.
Für gering verdienende Leute gibt es einen Sozialtarif beim Strom.
Weihnachten werden in den Supermärkten Produktspenden gesammelt, in der Camara weihnachtlich verpackt und dann bedürftigen Senioren und Familien am Weihnachtstag übergeben.
Für Arzttermine steht ein Kleinbus der Camara zur Verfügung, den man kostenlos telefonisch ordern kann.
Die Senioren im Santa Casa da Misericordia haben jede Woche mindestens eine Veranstaltung, das reicht von kulturellen Darbietungen der Schule, über gemeinsam Busausflüge bis hin zu Erzählungen aus der Vergangenheit vor den Schulklassen.
Für die Corona-Impfung wurden alle Einwohner nach Priorisierung von der Camara angerufen und ein Termin vereinbart. Wer nicht selber fahren konnte wurde von der Camara abgeholt und zurückgefahren. Hierzu hatte die Camara alle Taxi-Unternehmen für 6 Monate vertraglich gebunden.
Während des Lockdowns erhielten alle Schüler Laptops und einen Mobilfunkvertrag von der Camara und wöchentlich ein großes Obstpaket.
Monatlich erhalten alle Einwohner 10 Schutzmasken von der Camara... als ich im September dort war, ist mein Briefkasten vor Masken fast übergequollen.
Schüler werden durch Anreize gefördert und die besten erhalten von der Camara Einkaufsgutscheine, welche sie bei einer von der Camara finanzierten Fahrt dann in Coimbra einlösen können.
Im letzten Schuljahr können die Schüler Projekte einreichen für Existenzgründungen. Das Beste Projekt wird dann nach einer Wahl von der Camara in der Realisierung finanziell gefördert.
Der ökologische Waldumbau, weg von Eukalyptus, wird gefördert, hier insbesondere regionale Projekte, z.B Medronhos-Anbau und -verarbeitung, ökologische Honigproduktion (Pampimel).
Neuerdings wird auch der Weinanbau am Rio Zezere gefördert.
Bei der Camara kann man jederzeit seine Anliegen klären, ohne Termin und ich habe nie länger als 20min gewartet.
Als fremder ist man auch von Anfang an integriert, egal ob bei den Nachbarn, im Dorf oder bei den Behörden.
Natürlich verdienen die Leute weniger als in Mitteleuropa, aber im ländlichen Bereich sind sie auch genügsamer und viele Sachen, welche für uns "so" wichtig sind, sind dort vollkommen bedeutungslos.
Wichtig ist den Menschen Achtung, Solidarität und ein freundschaftlicher Umgang untereinander.
Das sind aber leider die 3 Grundpunkte, welche bei uns Mitteleuropäern zum größten Teil fehlen, wodurch ich denke auch dieses Prinzip bei uns mentalitätsbedingt nicht umsetzbar ist.