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Portugal - Armut und soziale Ausgrenzung

Crooks

Amador
Teilnehmer
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Die Risikorate für Armut und sozialer Ausgrenzung in Portugal ist derzeit die niedrigste seit 2015. Trotzdem leben etwa 1,8 Millionen Portugiesen und Portugiesinnen in Haushalten mit einem monatlichen Einkommen von weniger als 632 Euro, so ein Bericht von Pordata:



aus


Ich möchte das hier nicht unkommentiert stehen lassen. Ich finde es immer wieder erstaunlich, was Menschen ertragen und tragen können. Auf der einen Seite Armut, auf der anderen "nicht armen" Seite das ohne einen Versuch der Änderung zu akzeptieren. Und ich weiß, die Meisten hier sind aktiv im Kampf gegen Armut.
 
Armut ist natürlich auch relativ. In unserer Nachbarschaft wohnen z.B. zwei Senioren-Paare bei denen ich sicher bin, dass sie ein monatliches Renteneinkommen von zusammen unter 1.264 € haben. Diese Leute sind aber nicht arm, zumindest halten sie sich selbst nicht für arm.
Sie leben auf dem eigenen, mehrere Hektar großen Land in der eigenen Immobilie, fahren ein (älteres) Auto, das bei Bedarf gegen ein anderes (älteres) Auto ersetzt werden kann und führen ein zufriedenes, einfaches Leben. Natürlich kann ich das nur als Beobachterin sagen, detailierte Einsichten habe ich nicht. Sie brauchen auch nicht viel. Alles an Obst und Gemüse kommt aus dem eigenen Garten und das Wenige, was nicht selbst erwirtschaftet werden kann, wird im Dorfladen oder bei einem fliegenden Händler eingekauft. Steuern fallen nicht an und die Krankenversicherung ist auch frei. Im Urlaub woanders als auf Familienbesuch waren sie natürlich noch nie.
Und ich kenne ebenso Menschen, die ein Einkommen deutlich über der Armutsgrenze erzielen und sich als durchaus arm verstehen.
Es kommt doch sehr auf die Umstände an, das kann eine Statistik nicht erfassen.

Und ich habe mir erlaubt den Titel des Fadens etwas eindeutiger zu formulieren. :)
 
ich habe mir erlaubt den Titel des Fadens etwas eindeutiger zu formulieren.

Portugal - Armut und soziale Ausgrenzung​

leider habe ich k.a. was da vorher stand; zu dem punkt der sozialen ausgrenzung nimmst du in deinem post aber wenig bis gar keine stellung.

Exclusão social é um processo de privação e afastamento de indivíduos ou grupos da participação plena na sociedade, que pode ser econômica, social, política e cultural. Ela resulta da desigualdade social e impede o acesso a direitos básicos como educação e saúde, e pode ser causada por fatores como preconceito, pobreza e desigualdade de renda.
[ ... ]
Em 2024, cerca de 2,1 milhões de pessoas em Portugal estavam em risco de pobreza ou exclusão social, o que representa 19,7% da população. Este cenário é marcado por assimetrias regionais, com a taxa mais baixa na Grande Lisboa (16,5%) e a mais elevada na Península de Setúbal (21,8%), enquanto os Açores e a Madeira apresentam os valores mais altos. Grupos como idosos, pessoas com baixos níveis de escolaridade e famílias monoparentais são particularmente vulneráveis.
gerade im laendlichen bereich gilt es bezueglich der problematiken um die soziale ausgrenzung noch eine ganze menge nach- besser aufzuholen.
die vereinsamung und die 'chancenlosigkeit am geschehen teilzunehmen' ist auch ein mitgrund fuer die folgenden zahlen:

O suicídio em Portugal representa 11,7 mortes por cada 100 mil habitantes. Embora não seja um número muito elevado em comparação com outros países, a verdade é que ele cresceu aproximadamente 22,4% nos últimos anos

 

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leider habe ich k.a. was da vorher stand; zu dem punkt der sozialen ausgrenzung nimmst du in deinem post aber wenig bis gar keine stellung.
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Vorher stand da nur "Portugal". Das war doch etwas wenig aussagekräftig.
Und nein, zur sozial Ausgrenzung habe ich mich nicht geäußert, dazu fehlen mir die Einsichten. Ich sehe hier ja nur das Dorfleben und das ist bunt und munter. Die Daten in deinem Beitrag sind alarmierend.
 
Danke für die Ergänzung, nach dem Absenden habe ich es nicht vollbracht, den Titel zu ändern.

Ja. das ist schwere Kost. Ob aber ein gutes Zusammenleben, Spaß ein Indikator gegen Armut ist, wage ich zu bezweifeln. Außer in Kriegsgebieten, Flüchtlingslagern oder bei Naturkatastrophen ist die "Stimmung", etc pp gut.
Trotzdem, Armut tötet. Arme sind statistisch schlechter gebildet. Je nach Qualität des Essens stirbt man früher. "Schlechte" Ernährung (oftmals das günstigere Essen) führt zu Diabetes, Schlaganfälle, Herzerkrankungen, zu wahrscheinlicheren Todesfällen durch Infektionen (z.B. Grippe), Krebs,...
Trotzdem schön, das Du in einem guten Wohnumfeld lebst.

@HenryHill danke, das kannte ich noch nicht. Mir fehlen aber genauere Daten. In welchem Zeitraum ist die Suizidrate gestiegen? Ich kann sie im WHO Data Center nicht so recht nachvollziehen. Und ich gebe Dir recht. Armut ist mehr wie Nahrung und Kleidung!

aus


das Nachfolgende

alle Suizide in Portugal pro 100.000 Einwohner und Jahr, alle Geschlechter
11,5 (9.5-13,2) 2021
12.1 [10.1-13.8] 2020
12.7 [10.6-14.5] 2019
11.8 [10.1-13.5] 2018
12.1 [10.4-13.7] 2017
11.4 [9.9-12.9] 2016
13.2 [11.5-15.0] 2015
14.2 [12.4-16.1] 2014
12.5 [10.9-14.2] 2013
13.5 [11.8-15.3] 2012
12.3 [10.8-13.9] 2011
13.6 [11.9-15.4] 2010
13.0 [11.4-14.8] 2009
13.0 [11.4-14.9] 2008
12.6 [11.1-14.4] 2007
11.4 [10.0-13.0] 2006
11.3 [10.0-12.9] 2005
10.5 [9.3-12.0] 2004
11.8 [10.4-13.4] 2003
12.3 [10.9-14.0] 2002
8.7 [7.7-9.9] 2001
7.5 [6.6-8.6] 2000
 
gerade im laendlichen bereich gilt es bezueglich der problematiken um die soziale ausgrenzung noch eine ganze menge nach- besser aufzuholen.
die vereinsamung und die 'chancenlosigkeit am geschehen teilzunehmen' ist auch ein mitgrund fuer die folgenden zahlen:
Wobei das eine Entwicklung ist, die wir auch in vielen anderen Ländern sehen und die eben auch zu immer stärkerer Urbanisierung führt ... und in der Folge dann wiederum zum Wohnraummangel in den Städten beiträgt.

Viele kleine Dörfer werden buchstäblich aussterben, weil junge Menschen dort nicht in der Einöde bleiben wollen, mit nichts zu tun, wenig Möglichkeiten für Freizeitaktivitäten und Sozialisierung. Das betrifft natürlich ebenso ältere Menschen und die haben oft nicht die Mittel oder die Kraft, um im Alter nochmal in eine Stadt zu ziehen.

Lösungen gibt es dafür in meinen Augen nicht so extrem viele. Bessere Mobilität in die Ballungszentren hinein kann helfen, ist aber teuer und ineffizient.
 
... Trotzdem schön, das Du in einem guten Wohnumfeld lebst.
...
Hmmm. So habe ich das gar nicht gemeint.
So schön ist das nämlich nicht: Diese zwei Paare, alle vier deutlich über 70 Jahre alt, sind aufgrund der traditionellen Lebensweise gezwungen, weiter ihr Land zu bewirtschaften und wenn der Trecker mal kaputt geht, hängt der Haussegen schief. Ein Paar hat die jüngste Tochter praktisch gezwungen, weiter bei ihnen wohnen zu bleiben, damit eine Versorgung ultimativ gewährleistet ist. Bei diesem Paar hat der Mann Alzheimer und Parkinson - trotzdem wird Auto gefahren und die Motorsäge und anderes Gerät bedient.
Das andere Paar ist etwas moderner eingestellt, dort durften alle Kinder wegziehen. Sie kommen regelmäßig aber nicht häufig zu Besuch. Natürlich ist die Situation dort prekärer - was, wenn einer von beiden ausfällt und die Arbeit auf dem Acker und im Weinberg nicht mehr schafft? Ich persönlich denke nicht, dass diese Lebensmodelle erstrebenswert sind. Es wird eben so gemacht, weil man das schon immer so gemacht hat.
Aber arm und/oder ausgegrenzt sind sie eben nicht, sie nehmen an Dorffesten und Aktivitäten teil und haben regen Kontakt mit Freunden und Nachbarn.

Als kleinschriftige Randbemerkung erlaube ich mir noch folgende sehr persönliche Meinungsäußerung: Ich halte es für ein großes Privileg in der Lage zu sein, selbstbestimmt dem eigenen Dasein ein Ende zu setzen wenn und wann man will.
 
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