Vom ehemaligen Fischerdorf zur Massentourismus-Maschine, die jetzt ins Stolpern gekommen ist.
So könnte man die Entwicklung von Armação de Pêra zusammenfassen.
Möchte hier gerne exemplarisch eine Diskussion lostreten über den bekannten Ferienort an dem sich die Geister scheiden und den ich seit 27 Jahren kontinuierlich beobachte.
Im Vergleich zu den allseits gepriesenen Schönheiten Lagos, Tavira, Cavoeira, Albufeira etc. genießt Armação de Pêra bei den meisten das Image des hässlichen Entleins an der Algarveküste.
Wer jetzt genug hat und meine länglichen Ausführungen nicht weiterlesen will, der klicke hier:
Während meiner ersten Portugalreise im Jahr 1986 landete ich mehr oder weniger zufällig in Armação de Pêra. Im damaligen portugiesischen Campingführer waren außerhalb des Ortes 2 Campingplätze aufgeführt, der blaue Atlantik um die Ecke. Das war genug Grund zum Verweilen. Ansonsten wußte ich gar nichts und war einfach froh, mit dem betagten 508er die Algarve erreicht zu haben.
Seither (notorischer Wiederholungstäter, der ich bin) kehre ich jährlich für eine gewisse Zeit nach Armação de Pêra zurück und mittlerweile verbindet mich eine veritable Hassliebe zu diesem Ort.
Bereits in den 80ern gab es die weithin sichtbaren Apartment-Hochhäuser, aber natürlich auch das alte, nicht durchgestylte Zentrum.
Die Fischerkolonie hatte noch die traditionell bemalten Holzboote, die inzwischen flächendeckend zu Kunststoffbooten mutiert sind.
Der Strand war weitläufig. Und ist heute noch ein Pfund mit dem Armação de Pêra punkten kann.
Die beiden Campingplätze waren in den 80ern und 90ern gut frequentiert und auf dem ziemlich langen Weg von und zum Strand kehrte man gerne in diversen Bars ein.
Wir gingen damals am liebsten in die gemütliche, im englischen Pub-Stil eingerichtete, Bar Alpendre. Sie wurdebetrieben von echten Algarvios, Antonio und seiner Frau Esthere. (Die Bar gibt es auf Grund mangelnder Resonanz seit Jahren nicht mehr, da sie im hinteren Teil des Ortes lag, wo heute kein Mensch mehr unterwegs ist).
Im Alpendre konnte man ein individuelles Essen nach Wunsch anmelden, worauf Antonio gemächlich in seine Küche schlenderte und ein schmackhaftes Mahl zubereitete.
Unvergessen die vielen Gespräche die wir führten und auch unvergessen, wie Antonio, nach der dramatischen Fussballniederlage Portugals gegen Frankreich im Rahmen einer WM oder EM, todtraurig eine Flasche Whisky komplett leerte - mit allen vorstellbaren Folgen.
Ungefähr bis zum Jahr 2007 / 2008 boomte Armação de Pêra regelrecht.
Jahr für Jahr entstanden neue Appartmentblocks - im Laufe der Zeit baulich ansehlichere, was die früher Bau-Front zum Atlantik hin jedoch nicht betraf.
Jahr für Jahr gabe es neue Bars, Restaurants, Läden, Hully Gully.
Alle wollten was abhaben vom Boom-Kuchen.
Camping kam dafür mehr und mehr (auch für uns) aus der Mode.
Die Kriminellen (vor allem Einbruchsdelikte) hatten zu jener Zeit ebenfalls Hochkonjunktur. Viele Portugiesen aus Lissabon kauften sich im Zuge des Immobilienbooms ein Apartment an der Algarve und verbrachten oft das Wochenende in Armação de Pêra. Auch Ausländer Deutsche, Schweizer, Niederländer investierten gerne in ein Immobilie, die sie an Feriengäste vermieteten.
Dann kam die Krise. Erst eher unmerklich, dann mit Wucht und spätestens seit 3 Jahren eklatant sichtbar.
Inzwischen hängen, wie in vielen anderen Orten, unzählige Schilder an den Apartment-Blocks mit der Aufschrift VENDE SE. Man sieht und spürt verwaiste Baustellen mit nicht fertiggestellten Häusern, geschlossene Bars, klagende Ladenbesitzer, abnippelnde Hotels, weniger frequentierte Ferienanlagen, verfallende Immobilienpreise.
Klar, viele Touristen (ausländische und einheimische) kommen immer noch, zumindest in der Hauptsaison. In der einschlägigen Werbung wird Armação de Pêra weiterhin als toller Badeort gepriesen.
Vor Ort sieht man jedoch: Es ist nicht mehr so wie früher. Der Lack ist ab.
Die meisten Restaurants sind sehr leer, die Leute (vor allem die Portugiesen) bereiten ihre Mahlzeiten jetzt lieber in ihren Apartments zu.
Ironie des Schicksals ist, dass der früher verkehrsmäßig chaotische Ort jetzt aus Sicht der Infrastruktur pico-bello hergerichtet ist. Die durchgehend gepflasterte und verkehrsbefreite Strandpromenade, die zweispurige Straße am Rande des Ortskern, davon hätte man früher träumen können.
Spannend ist nun, wie es mit Armação de Pêra weitergeht. Eigentlich müsste man den Ort auf ein vernünftiges Maß zurückbauen. Aber wahrscheinlich hofft man auf den nächsten Boom. Irgendwie.
Dumm nur, dass jetzt sogar der Strand kriselt. In diesem Jahr, war er von Westen aus gesehen bis auf Höhe Ortsmitte z.T. sehr schmal. Bei Flut kam man trockenen Fußes nicht mehr durch. Bei den Felsen im Osten sah der Strand auch ziemlich wüst aus. Viel deckender Sand ist verschwunden und das felsige Gestein ist bei Ebbe freigelegt. Der Atlantik hat sich wieder viel zurückgeholt.
Dafür wirft das Meer gefühlt reichlich Sand ab am anderen Ende des Strandes bei Galé. In dieser Ecke wird auch noch fleissig weitergebaut. Alles etwas feiner, für offensichtlich betuchtere Kundschaft. Gerne Rentner aus Deutschland. (Eigenes Thema, haha)
Selbst die Postkarten-Felsen am westlichen Hausstrand von Armação de Pêra bröckeln mittlerweile gefährlich ab. Entsprechend nehmen die Warnschilder für die Strand-Afficionados zu. Unsicherer geworden ist auch der Fußweg oberhalb der Felsen in Richtung Senhora da Rocha. Über einige Engstellen trauen sich nur noch ganz Wagemutige. Meine Frau und ich nicht mehr.
Dennoch, oder gerade deswegen, werden wir Armação de Pêra auch im Jahr 2014 wieder einen Besuch abstatten. In der Krise muss man Flagge zeigen, Portugal treu sein und sein Geld lieber in dessen lokale Wirtschaft stecken. Mindestens das kleine, freundliche Café DELICIA, die schon ewig bestehende Strandbar CARLOS (auf dem Weg nach Galé) und der samstägliche Bauernmarkt, mit den besten Erdbeeren der Welt, warten auf uns.
Hoffe auf viele kontroverse Reaktionen der Forianer.
So könnte man die Entwicklung von Armação de Pêra zusammenfassen.
Möchte hier gerne exemplarisch eine Diskussion lostreten über den bekannten Ferienort an dem sich die Geister scheiden und den ich seit 27 Jahren kontinuierlich beobachte.
Im Vergleich zu den allseits gepriesenen Schönheiten Lagos, Tavira, Cavoeira, Albufeira etc. genießt Armação de Pêra bei den meisten das Image des hässlichen Entleins an der Algarveküste.
Wer jetzt genug hat und meine länglichen Ausführungen nicht weiterlesen will, der klicke hier:
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Während meiner ersten Portugalreise im Jahr 1986 landete ich mehr oder weniger zufällig in Armação de Pêra. Im damaligen portugiesischen Campingführer waren außerhalb des Ortes 2 Campingplätze aufgeführt, der blaue Atlantik um die Ecke. Das war genug Grund zum Verweilen. Ansonsten wußte ich gar nichts und war einfach froh, mit dem betagten 508er die Algarve erreicht zu haben.
Seither (notorischer Wiederholungstäter, der ich bin) kehre ich jährlich für eine gewisse Zeit nach Armação de Pêra zurück und mittlerweile verbindet mich eine veritable Hassliebe zu diesem Ort.
Bereits in den 80ern gab es die weithin sichtbaren Apartment-Hochhäuser, aber natürlich auch das alte, nicht durchgestylte Zentrum.
Die Fischerkolonie hatte noch die traditionell bemalten Holzboote, die inzwischen flächendeckend zu Kunststoffbooten mutiert sind.
Der Strand war weitläufig. Und ist heute noch ein Pfund mit dem Armação de Pêra punkten kann.
Die beiden Campingplätze waren in den 80ern und 90ern gut frequentiert und auf dem ziemlich langen Weg von und zum Strand kehrte man gerne in diversen Bars ein.
Wir gingen damals am liebsten in die gemütliche, im englischen Pub-Stil eingerichtete, Bar Alpendre. Sie wurdebetrieben von echten Algarvios, Antonio und seiner Frau Esthere. (Die Bar gibt es auf Grund mangelnder Resonanz seit Jahren nicht mehr, da sie im hinteren Teil des Ortes lag, wo heute kein Mensch mehr unterwegs ist).
Im Alpendre konnte man ein individuelles Essen nach Wunsch anmelden, worauf Antonio gemächlich in seine Küche schlenderte und ein schmackhaftes Mahl zubereitete.
Unvergessen die vielen Gespräche die wir führten und auch unvergessen, wie Antonio, nach der dramatischen Fussballniederlage Portugals gegen Frankreich im Rahmen einer WM oder EM, todtraurig eine Flasche Whisky komplett leerte - mit allen vorstellbaren Folgen.
Ungefähr bis zum Jahr 2007 / 2008 boomte Armação de Pêra regelrecht.
Jahr für Jahr entstanden neue Appartmentblocks - im Laufe der Zeit baulich ansehlichere, was die früher Bau-Front zum Atlantik hin jedoch nicht betraf.
Jahr für Jahr gabe es neue Bars, Restaurants, Läden, Hully Gully.
Alle wollten was abhaben vom Boom-Kuchen.
Camping kam dafür mehr und mehr (auch für uns) aus der Mode.
Die Kriminellen (vor allem Einbruchsdelikte) hatten zu jener Zeit ebenfalls Hochkonjunktur. Viele Portugiesen aus Lissabon kauften sich im Zuge des Immobilienbooms ein Apartment an der Algarve und verbrachten oft das Wochenende in Armação de Pêra. Auch Ausländer Deutsche, Schweizer, Niederländer investierten gerne in ein Immobilie, die sie an Feriengäste vermieteten.
Dann kam die Krise. Erst eher unmerklich, dann mit Wucht und spätestens seit 3 Jahren eklatant sichtbar.
Inzwischen hängen, wie in vielen anderen Orten, unzählige Schilder an den Apartment-Blocks mit der Aufschrift VENDE SE. Man sieht und spürt verwaiste Baustellen mit nicht fertiggestellten Häusern, geschlossene Bars, klagende Ladenbesitzer, abnippelnde Hotels, weniger frequentierte Ferienanlagen, verfallende Immobilienpreise.
Klar, viele Touristen (ausländische und einheimische) kommen immer noch, zumindest in der Hauptsaison. In der einschlägigen Werbung wird Armação de Pêra weiterhin als toller Badeort gepriesen.
Vor Ort sieht man jedoch: Es ist nicht mehr so wie früher. Der Lack ist ab.
Die meisten Restaurants sind sehr leer, die Leute (vor allem die Portugiesen) bereiten ihre Mahlzeiten jetzt lieber in ihren Apartments zu.
Ironie des Schicksals ist, dass der früher verkehrsmäßig chaotische Ort jetzt aus Sicht der Infrastruktur pico-bello hergerichtet ist. Die durchgehend gepflasterte und verkehrsbefreite Strandpromenade, die zweispurige Straße am Rande des Ortskern, davon hätte man früher träumen können.
Spannend ist nun, wie es mit Armação de Pêra weitergeht. Eigentlich müsste man den Ort auf ein vernünftiges Maß zurückbauen. Aber wahrscheinlich hofft man auf den nächsten Boom. Irgendwie.
Dumm nur, dass jetzt sogar der Strand kriselt. In diesem Jahr, war er von Westen aus gesehen bis auf Höhe Ortsmitte z.T. sehr schmal. Bei Flut kam man trockenen Fußes nicht mehr durch. Bei den Felsen im Osten sah der Strand auch ziemlich wüst aus. Viel deckender Sand ist verschwunden und das felsige Gestein ist bei Ebbe freigelegt. Der Atlantik hat sich wieder viel zurückgeholt.
Dafür wirft das Meer gefühlt reichlich Sand ab am anderen Ende des Strandes bei Galé. In dieser Ecke wird auch noch fleissig weitergebaut. Alles etwas feiner, für offensichtlich betuchtere Kundschaft. Gerne Rentner aus Deutschland. (Eigenes Thema, haha)
Selbst die Postkarten-Felsen am westlichen Hausstrand von Armação de Pêra bröckeln mittlerweile gefährlich ab. Entsprechend nehmen die Warnschilder für die Strand-Afficionados zu. Unsicherer geworden ist auch der Fußweg oberhalb der Felsen in Richtung Senhora da Rocha. Über einige Engstellen trauen sich nur noch ganz Wagemutige. Meine Frau und ich nicht mehr.
Dennoch, oder gerade deswegen, werden wir Armação de Pêra auch im Jahr 2014 wieder einen Besuch abstatten. In der Krise muss man Flagge zeigen, Portugal treu sein und sein Geld lieber in dessen lokale Wirtschaft stecken. Mindestens das kleine, freundliche Café DELICIA, die schon ewig bestehende Strandbar CARLOS (auf dem Weg nach Galé) und der samstägliche Bauernmarkt, mit den besten Erdbeeren der Welt, warten auf uns.
Hoffe auf viele kontroverse Reaktionen der Forianer.