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Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

kailew

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Der Fall der 2007 in Portugal verschwundenen Madeleine McCann stieß beim TV-Publikum in Deutschland auf großes Interesse: Mit 7,26 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 24,3 Prozent lag die ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY…" ungelöst am Mittwoch, 16. Oktober 2013, klar auf Platz eins der Zuschauergunst. Bei den 14- bis 49-Jährigen erreichte die von Rudi Cerne moderierte Kriminal-Show einen Marktanteil von 19,8 Prozent. Die Ausgabe war damit die meistgesehene seit 1998 – bei allen Zuschauern und bei den 14- bis 49-Jährigen. Foto: ZDF/Véronique Schwabeland

Und das lag wohl auch am Hauptthema der Sendung, das die Menschen in Deutschland - ganz im Gegensatz zu den Portugiesen - nach wie vor stark emotional zu bewegen scheint: der "Fall Maddie". Während eines Urlaubs in Portugal in Praia da Luz/Algarve im Jahr 2007 verschwand die damals dreijährige Madeleine McCann. Ihr Schicksal ist bis heute ungeklärt. Die verzweifelten Eltern waren zusammen mit Andy Redwood, Chefermittler von Scotland Yard, im Studio und wandten sich hilfesuchend an die Zuschauer. Um 23.15 Uhr, knapp eine Stunde nach dem Ende der Sendung, waren bereits über 500 Hinweise eingegangen.

"Als Scotland Yard uns im Sommer fragte, ob wir neue Entwicklungen im Fall Maddie in unser 'XY' aufnehmen könnten, haben wir sofort Ja gesagt", so Reinhold Elschot, der stellvertretende Programmdirektor des ZDF. "Und wenn unsere Sendung dazu beitragen könnte, mehr Licht ins Dunkel zu bringen, wären wir sehr glücklich. Unser Dank geht an unseren Moderator Rudi Cerne und an die 'XY'-Produzenten Ina Reize und Martin Gross, und unser Respekt gilt den Eltern von Maddie, die es auf sich genommen haben, gestern vor Millionen von Zuschauern die Entführung noch einmal zu durchleben."

Neu in dem Fall waren vor allem Informtionen über kurzhaarige blonde Männer, die in den Tagen vor der Entführung von mehreren Zeugen in der Umgebung des Apartments gesichtet worden sein sollen. Scotland Yard hatte vor kurzem neue Phantombilder veröffentlicht, die einen weiteren Mann zeigen, der in Zusammenhang mit dem Fall als Zeuge gesucht wird. Bei vorhergehenden Sendungen in Großbritannien und Holland hatten sich bereits hunderte von Anrufern gemeldet. Ob nach so langer Zeit die berühmte heiße Spur dabei ist, lässt sich momentan nicht sagen.


Fotos:

1) Rudi Cerne (l.) bei Vorgesprächen in der Nähe von Birmingham (Großbritannien) mit seinen Studiogästen vom 16. Oktober, den Eltern des seit 2007 vermissten Mädchen Madeleine McCann (Gerry McCann, Kate McCann) ©ZDF/Ollie Upton

2) Gerry und Kate McCann, Rudi Cerne und Andy Redwood von Scotland Yard im Studio des ZDF vor der Sendung. ©ZDF/Véronique Schwabeland
 

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AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Ein ganz interessanter Artikel darüber, warum man in Portugal nichts im TV sehen konnte:

Und ganz spannend lesen sich auch die Kommentare unter dem Text!
Kai
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Der Kriminologe , Direktor des und früher niedersächsischer Justizminister, hält die Aktion für problematisch. Gegenüber den Stuttgarter Nachrichten erklärte der bekannte Jurist: "Es ist kriminalistisch Unsinn zu hoffen, dass sechs Jahre nach der Tat auf der Basis von damaligen Zeugenaussagen heute Phantombilder erstellt werden können, und dass diese zweifelhaften Bilder auch noch brauchbare Hinweise bringen könnten". Dazu sei das menschliche Gedächtnis "einfach zu schlecht".



Ganz sinnlos sind die neuen Recherchen allerdings auch nicht. So konnte etwa einer der früheren Hauptverdächtigen - ein Mann, der ein Kind durch Praia da Luz getragen hatte - als harmlos identifiziert werden.

Kai
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Ja, da ist injustice, aber nicht von den Portugiesen oder dem portugiesischem TV.
Wie in vielen Commentare zu dem Artikel zu lesen ist, ist Maddy nicht das einzige Kind das vermisst wird.
Wenn die BBC sich beklagt, dass Portugal nicht die Sendung übernimmt und zwischen den Zeilen die Portugiesen wegen ihres mangelnden Interesses anklagt, dann möchte ich von der BBC wissen wieso es nicht jede Woche eine Sendung hat, zur besten Sendezeit natürlich, wo es den Rest der Welt auffordert nach vermissten Kindern zu suchen, denn davon gibt es leider mehr als genug.
Bedauerlicherweise hat nicht jedes der vermissten Kinder Eltern mit den Resourcen der McCanns.

Anita
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Hallo Anita,

das Problem sehe ich, aber ich habe keine vernünftige Lösung. Vielleicht sollten die McCanns eine Art Stiftung ins Leben rufen (oder gibts das am Ende schon?), die Eltern bei der Suche nach vermissten Kindern unterstützt. Die Tatsache alleine jedenfalls, dass viele andere Kinder vermisst werden, wäre für mich kein Grund, mich gegen diese Aktion auszusprechen.

Und dass die McCanns sich in erster Linie um das Schicksal der eigenen Familie kümmern, ist auch logisch.

Was ich vielmehr auch sehe, ist eben die Frage, ob man die in meinen Augen an vielen Stellen fehlgeleiteten Ermittlungen der portugiesischen Polizei damals wenigstens zum Teil etwas korrigieren kann? Die Polizei, um den damaligen Ermittler Goncalo Amaral, hat sich zu schnell auf die These eingeschossen, dass die Eltern Schuld haben. Diese These ist zwar naheliegend, aber in welcher Weise die Polizei versucht hat, auf die Familie Druck auszuüben, ist meines Erachtens schon an der Grenze zur Rechtsbeugung gewesen.

Regelmäßig wurden Theorien, nach denen die McCanns schuld sind, an die Boulevardpresse in Portugal durchgestochen. Der Polizeireporter des Correio da Manha hat einen wahrhaft guten Job gemacht und viele Infos exklusiv, vermutlich von Amaral persönlich, bekommen. Diese größtenteils falschen Informationen etwa über die angeblichen Funde bei den Gen-Analysen (die dann am Ende nicht die geringste Spur ergeben haben) können nur einem Zweck gedient haben: so zu tun, als haben man Ergebnisse um die vermeintlichen Täter unter Druck zu setzen und zu einem Geständnis zu bewegen.

Also so, wie man es in jedem dritten Krimi sieht, wo der Kommissar behauptet, dass man todsichere Beweise hat, damit der Täter das Leugnen aufgibt. Im Fernsehen klappt das meistens, hier nicht. Trotz des massiven öffentlichen Drucks gab es kein Geständnis und Amaral musste am Ende gehen.

Ich denke, dass die jetzige erneute Suche auch ein wenig als Wiedergutmachung zu verstehen ist, und ich finde diese durchaus gerechtfertigt.

Kai
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Hallo Kai,

natürlich kann und soll man die McCanns unterstützen.

Meine Kritik richtete sich nicht gegen den Versuch der MCCanns ihr Kind zu findern, sondern gegen die, wenn auch unterschwellige, Attacke der BBC gegen das portugiesische TV.

Wenn die BBC so sehr an der Aufklärung solcher Fälle gelegen ist, wer hindert die Anstalt daran jede Woche einmal oder jeden Tag einmal eine Stunde lang Suchaufrufe nach verschollenen Kindern zu starten.

Wenn das eine internationale Suche ist, die vermisste Kinder in ganz Europa einschließt, sendet das portugiesische Fernsehen sicher auch etwas.

Anita
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Ich kann Dir vermutlich sagen, was die BBC hindert: dass wahrscheinlich die Einschaltqoten nicht besonders hoch wären, weil die Sendung vermutlich absolut erfolglos wäre. Denn man muss sich ja nichts vormachen: Ein sehr hoher Anteil an vermissten Kindern wird nie oder nur tot gefunden. Dass Kinder nach Jahren noch leben, ist ja die absolute Ausnahme.

Von daher wäre das vom Ergebnis her gesehen eine traurige Sendung. Finde ich nachvollziehbar, dass das keiner macht, auch weil man mit dem Leid der Eltern irgendwie spielt, wenn man für die Sendung Fälle "casten" würde. Ich denke, dieses Thema eignet sich grundsätzlich nicht für eine "Show".

Bei den McCanns ist es es eine Ausnahme, weil die es von sich betreiben. Wenn wie in diesem Fall halbwegs klar ist, dass die Eltern da so hinterstehen, finde ich es ok. Eine feste Sendung hielte ich für problematisch, weil man nicht automatisch davon ausgehen kann, dass alle Eltern das auch wollen. Und wenn man jetzt Betroffene suchen und fragen würde, wirft das auch wieder viele moralische Fragen auf.

Kai
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Ich kann Dir vermutlich sagen, was die BBC hindert: dass wahrscheinlich die Einschaltqoten nicht besonders hoch wären, weil die Sendung vermutlich absolut erfolglos wäre. Denn man muss sich ja nichts vormachen: Ein sehr hoher Anteil an vermissten Kindern wird nie oder nur tot gefunden.

Wie kommst du darauf? Das meint dazu: "Erfahrungsgemäß erledigen sich etwa 50% der Vermissten-Fälle innerhalb der ersten Woche. Binnen Monatsfrist liegt die "Erledigungs-Quote" bereits bei über 80%. Der Anteil der Personen, die länger als ein Jahr vermisst werden, bewegt sich bei nur etwa 3%."

Dieser Artikel aus der Zeit ist zwar schon etwas älter, aber darin heißt es: "Dabei ist die Aufklärungsquote in Deutschland sehr hoch: Im Laufe des Jahres 2001 wurden 14.658 Kinder bis 14 Jahre vermisst, 14.519 Fälle wurden aufgeklärt, das entspricht einer Quote von 99 Prozent. 2002 sah es ganz ähnlich aus: 14.081 von 14.220 Fällen wurden gelöst. Bei den ungeklärten Fällen geht die Polizei davon aus, dass die Kinder Opfer einer Straftat oder eines Unglücksfalls wurden. Nicht wenige Kinder ertrinken, oft werden ihre Leichen einfach nie gefunden."
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Ok, das ist klar, weil viele Vermisstenmeldungen wahrscheinlich letzlich in irgendeiner Form "Ausreißer" sind, die eben wieder nach Hause kommen.

Ich dachte bei meiner Bemerkung auch eher an die anderen, "schwierigen" Fälle, bei denen man eben erstens auf die Idee kommen könnte und zweitens den nötigen zetlichen Vorlauf hätte, das Fernsehen einzuschalten. Also wo es eben theoretisch Sinn macht, die Bevölkerung um Hilfe zu bitte, weil sich eben der Fall gerade nicht so leicht klären lässt.

Die Frage wäre, und da könntest Du ja nochmal die Statistik bemühen, wie viele von den Fällen die meinetwegen über 12 Monate nicht aufgeklärt werden noch gut ausgehen? Ich denke, da sind die Zahlen dann schon anders, oder?

Kai
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Die Frage wäre, und da könntest Du ja nochmal die Statistik bemühen, wie viele von den Fällen die meinetwegen über 12 Monate nicht aufgeklärt werden noch gut ausgehen? Ich denke, da sind die Zahlen dann schon anders, oder?

Noch einmal das BKA:

Im Jahr 2010 galten in Deutschland insgesamt 5.733 Kinder (bis einschließlich 14 Jahre) als vermisst, davon wurden bis heute (10.04.2013) 5,676 Fälle aufgeklärt.

Dies entspricht einer Aufklärungsquote von über 99 %. Die 57 noch nicht geklärten Fälle beinhalten 31 Fälle von Kindesentziehung und 3 Fälle sogenannter unbegleiteter Flüchtlingskinder.

Im Jahr 2011 wurden 6.387 Kinder (bis 14 Jahre, also höchstens 13 Jahre) als vermisst registriert. Bis heute (10.04.2013) wurden 6.272 Fälle aufgeklärt.

Im Jahr 2012 wurden 6.378 Kinder (bis 14 Jahre, also höchstens 13 Jahre) als vermisst registriert. Bis zum 10.04.2013 wurden 6.254 Fälle aufgeklärt.

Am 10. April 2013 waren - gerechnet ab dem frühesten Vermisstendatum 03.03.1951 bis heute (01.03.2012) - insgesamt 872 vermisste Kinder (bis 14 Jahre, also höchstens 13 Jahre) erfasst. Ein Großteil dieser Kinder sind Flüchtlingskinder oder wurden ihren Sorgeberechtigten entzogen.

Streitigkeiten der Eltern über die Ausübung des Sorgerechts sind typische Fälle von Kindesentziehungen, insbesondere wenn die Eltern aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammen. Die der Polizei angezeigten Fälle von Kindesentziehung werden als "Vermisstenfälle" erfasst, solange eine Gefahr für die Kinder im polizeilichen Sinn nicht ausgeschlossen werden kann. In aller Regel besteht in diesen Fällen jedoch keine Gefahr für die Kinder.

Bei dem verbleibenden Teil der vermissten Kinder ist zu befürchten, dass diese Opfer einer Straftat oder eines Unglücksfalls wurden, sich in einer Situation der Hilflosigkeit befinden oder nicht mehr am Leben sind.

Hierzu zählen auch die Kinder, die vermutlich ertrunken sind, deren Leiche aber nie gefunden werden konnte.

Insgesamt kann man sagen, dass tagtäglich zwar viele Kinder verschwinden, dass aber glücklicherweise das Schicksal nur weniger auch nach längerer Zeit nicht geklärt werden kann.
 
AW: Aktenzeichen: Fall McCann stieß auf grosses Interesse

Bei dem verbleibenden Teil der vermissten Kinder ist zu befürchten, dass diese Opfer einer Straftat oder eines Unglücksfalls wurden, sich in einer Situation der Hilflosigkeit befinden oder nicht mehr am Leben sind.

Ok, und eben bei diesen Fällen, die eben wegen der fehlenden Aufklärung ja gerade erst "interessant" fürs Fernsehen wären, ergibt eine Aufklärung - wenn sie denn überhaupt gelingt - vermutlich nur dass die Kinder tot sind. Und das wäre jedenfalls für mich ein Grund, und darum ging es ja, keine derartige Sendung zu machen. Für die anderen Vermisstenfälle ist eine Sendung ja anscheinend wegen der hohen Aufklärungsquote weder angebracht noch nötig.

Oder sehe ich das irgendwie falsch?

Kai
 
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