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Woher kommt der Rechtsruck in Europa?

Solange die gegenwärtig Regierenden den "einfachen" Bürger nicht dort abholt wo er steht, sondern ihn ignoriert, verbessert, man sicher nicht die "Rechtsruck" -Situation
Wer ist denn der "einfache Bürger"?
nachvollziehbarere Ideen
Was wären deiner Ansicht nach nachvollziehbare Ideen? Es ist ja eindeutig klar, dass CO2 reduziert werden muss. Dazu gibt es z.b ab 2027 den europäischen Zertifikatehandel auch für Verkehr und Gebäude. Ich finde das ziemlich nachvollziehbar, weil damit Höchstgrenzen für den CO2-Ausstoß festgesetzt werden. Und das ist halt das was wir brauchen.
 
Der "einfache Bürger" ist z. B. einer, der "europäischen Zertifikatenhandel" nicht im entferntesten versteht....
 
Das ist ganz einfach: Ab 2027 muss jeder, der fossile Brennstoffe "in den Verkehr bringt" dazu CO2 Zertifikate erwerben. Diese werden jedes Jahr von der Menge her um ca. 5 Prozent reduziert, wodurch der Preis steigt und der fossile Brennstoff teurer wird
 
Hier ist übrigens noch einmal ein ausgezeichneter Text von , der auf Basis seiner sozioökonomischen Forschungen meines Erachtens ausgezeichnet erklärt, wie es zum Aufstieg der Rechten in Deutschland und in Europa kommt.


"Das für die deutsche Mitte identitätsstiftende Versprechen von Aufstieg, Ruhe, Planbarkeit und Privilegien der Teilhabe an einer entgrenzten Konsumgesellschaft trägt für viele nicht mehr. Beziehungsweise es macht sich die Gewissheit breit, dass, selbst wenn es einem heute noch gut geht, das einstige Versprechen nicht mehr auf Dauer gilt und zumindest die eigenen Kinder vor Herausforderungen stehen, die man selbst nie bewältigen musste."

Auch er geht davon aus, das enttäuschte wirtschaftliche Fantasien um das ständige Aufstiegsversprechen in der deutschen Gesellschaft maßgeblich dazu beitragen, dass die Menschen sich Parteien zuwenden, die dieses Aufstiegsversprechen zu gewährleisten scheinen. Dabei ist es völlig unerheblich, ob das Versprechen wirklich gewährleistet wird, oder es nur ein diffuses Versprechen gibt.

Dass die Politik die Menschen "ignoriert" ist eines der Narrative, die etwa von der AFD verwendet werden, um sich selbst als "anders" und gegen das Establishment gerichtet darzustellen. Faktisch gesehen dürfte es so sein, dass viele der AFD-Persönlichkeiten deutlich korrupter sind, als das angeblich so korrupte System, dass sie kritisieren. Die Ignoranz auf Seiten der AFD gegenüber ihren Wählern ist meines Erachtens vermutlich sogar größer als die der anderen Parteien. Dennoch gelingt es ihnen, sich als "volksnah" darzustellen. Das hat aber auch sehr viel damit zu tun, dass niemand von ihren Wählern das AfD-programm wirklich kennt.
 
Zuletzt bearbeitet:
Aber was dieser Satz über die Politik im Allgemeinen aussagt, ist bemerkenswert.
Um mich hier nicht falsch zu verstehen: ich denke der Terminus "Ignoranz"ist absolut untauglich, um das Verhältnis von Politik und Bürger zu beschreiben. Parteien vertreten immer Partikularinteressen, deswegen sind es ja Parteien. Und "die" Politik gibt es auch nicht.

Das muss man jetzt nicht gut finden, aber in der repräsentativen Demokratie, wie in Europa üblich, sind Formen der direkten Demokratie weitgehend zurückgedrängt. In der Schweiz gibt es ja diese bekannten Volksabstimmungen, aber ansonsten funktioniert unsere Demokratie eben über Repräsentation. Das als "Ignoranz" zu framen, ist ein rechtspopulistisches Narrativ.

Wenn ich schreibe, dass die AFD ihre Wähler ignoriert, dann meine ich damit vor allem zweierlei: Den meisten Wählern dürfte völlig unklar sein, was die Partei eigentlich wirklich will. Dass die AfD in Teilen einen strikt libertäres Profil hat, dass man soziale Sicherungssysteme grundsätzlich ändern und zum Teil abschaffen will, würden sicherlich die meisten der AfD-wähler ablehnen, wenn man sie mal fragen würde. Die AFD spricht davon in der Regel nicht, sondern meistens eben nur über Migration, Klmapolitik oder meinetwegen auch Corona.

Dass die AfD ihren Wählern keinen reinen Wein einschenkt, sondern mit Krawall-Themen versucht verunsicherte Menschen einzufangen, das nenne ich Ignoranz.

Es ist dieser Partei völlig egal, was ihre Wähler eigentlich wollen, und wie diese sozial gestellt sind. Für die AfD ist das alles nur Stimmvieh.

Ich glaube aber auch, dass gerade in Ostdeutschland das Demokratieversprechen zum Teil falsch verstanden wurde. Demokratie bedeutet nicht, dass jeder seine Ideen unmittelbar umsetzen kann. Ich habe allerdings manchmal das Gefühl, dass das so begriffen wird. Ebenso wie Meinungsfreiheit nicht bedeutet, dass man auf seine Positionen keinen Widerspruch erfährt. Man darf seine Meinung äußern muss aber auch hinnehmen, dass es eine Gegenrede gibt.

Hier ist noch ein sehr guter Text, von Oliver Decker, der ebenfalls ausgezeichnete Erklärungen bietet.

 
Hier gibt es vielleicht nachher die eine oder andere Erklärung, warum es mit unserem Lebensstandard erstmal nicht so weiter geht.....
Interessant für mich auch die Parallelen zu anderen europäischen Ländern-

  • Dienstag 10.10.s
  • 21:40 - 23:10
  • ARTE

"Die fetten Jahre sind vorbei"

Gas, Strom, Lebensmittel, Benzin: Alles wird teurer. Caspar Dohmen erklärt, wie die Inflation entsteht und was die Zentralbanken dagegen tun können. Außerdem vergleicht er die Lebensumstände in Deutschland, Frankreich, der Türkei und in den USA.
 
Hier gibt es vielleicht nachher die eine oder andere Erklärung, warum es mit unserem Lebensstandard erstmal nicht so weiter geht.....
Interessant für mich auch die Parallelen zu anderen europäischen Ländern-

  • Dienstag 10.10.s
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"Die fetten Jahre sind vorbei"

Gas, Strom, Lebensmittel, Benzin: Alles wird teurer. Caspar Dohmen erklärt, wie die Inflation entsteht und was die Zentralbanken dagegen tun können. Außerdem vergleicht er die Lebensumstände in Deutschland, Frankreich, der Türkei und in den USA.
Naja, für sehr viele sind die "fetten Jahre" schon länger vorbei. Schaue ich z.b. auf die Lebenshaltungskosten hier in einer Großstadt wie Hamburg...., speziell nach Corona, nach, bzw. jetzt während des Ukrainekrieges, des dadurch folgenden ( aber wohl dringend notwendigen ) "Energieumbaus". Warum wohl zieht es mich nach meiner freiwilligen (Früh)verrentung ( hoffentlich ) nach Portugal ? Ein Leben als Rentner ist hier in HH, also bei einem ungefähren, gleichen Lebensstandard kaum mehr möglich. Und die Aussichten, egal welcher politischen Ausrichtung man anhängt sind da eher düster.
 
bei einem ungefähren, gleichen Lebensstandard
Ich meine das jetzt nicht unbedingt persönlich, aber ich glaube, wir müssen dringend an unserer Definition von "Lebensstandard" arbeiten. Bis jetzt heißt das ja ungefähr "mein Auto, mein Boot, mein Haus". Vielleicht müssen wir uns angewöhnen, damit das Überleben des Planeten klappt, auch qualitative Faktoren zum Lebensstandard zu rechnen. Also ist meine neue Heizung nachhaltig, schädigt meine Mobilität die Zukunft usw? Bislang tauchen diese Faktoren unter "Zusatzkosten" auf. Es sind aber eigentlich keine, sondern sie steigern die Lebensqualität mindestens unserer Kinder und Enkel, während unser "normaler" Lebensstandard diese Lebensqualität derzeit schädigt und vernichtet.
 
Ich denke wir sind doch über "mein Auto, mein Boot, mein Haus" bei sehr, sehr vielen schon länger raus. Da wird bei besagten Lebenshaltungskosten schon jetzt auf Kante genäht und diese wunderschönen Werbebildchen der Stromanbieter Die Strombox in der eigenen Garage, die happy, happy Familie umringt das nietennagelneue E-Auto etc. pp. ist genauso ein phantasievoller Entwurf wie der Einwand der momentan auf das eigene Auto angewiesenen, "steig doch um auf den ÖNVP oder kauf Dir ein Lastenrad.." etc. pp.
Sorry, eine übergroße Anzahl von Menschen muss im hier und jetzt mit Ihrem Budget klar kommen, müssen sich und Ihre Familie unterhalten, entweder ihr vorhandenes Eigenheim am laufen halten und dann erst, können sie sich Gedanken machen wir sie Ihr ganz persönliches Setting eventuell umwelttechnisch nachhaltig gestalten können.
Und will jetzt auch nicht weiter elaborieren inweit das neue Heizungsgesetz oder andere gesetzliche Vorgaben hier nun dem Eigenheimbesitzer nun ein paar Jahre mehr oder weniger Luft geben, kann aber sagen das hier auch ennorm viele Leudde in der Zukunft betroffen sind. Und da sind wir dann wieder bei den zu erwartenen Renten, bei dem Wert einer nicht jetzt 1A energetischen, älteren Immobilie im allgemeinen und noch nichtmal bei den Buden irgendwo im Osten im speziellen angekommen.

Persönlich kann ich von Glück sagen das ich damals das Refugium Bj. 1904 von meinem Senior in Wischhafen nicht übernommen habe ( um die Machbarkeit zu dem Zeitpunkt gar nicht erst gesprochen ). Das hätte ich unter jetzigen Bedingungen, auch beim vollen Rentenbezügen Ende der jetzigen 20er niemals "gewuppt".

Und selbst in P. werde ich auch nur das nötigste realisieren können. Das wars aber auch hinsichtlich der freien Verfügung an Valuta.
Und nein, ich habe und hatte tatsächlich einen ganz normalen "Lebenstandard" und habe zumindest in meinem Erwerbsleben, bis dato durchgearbeitet.
 
Sorry, eine übergroße Anzahl von Menschen muss im hier und jetzt mit Ihrem Budget klar kommen, müssen sich und Ihre Familie unterhalten, entweder ihr vorhandenes Eigenheim am laufen halten und dann erst, können sie sich Gedanken machen wir sie Ihr ganz persönliches Setting eventuell umwelttechnisch nachhaltig gestalten können.
Letztlich kann man nur, kann auch ich nur, spekulieren. Zumindest auf dieser Ebene. Ich sehe halt hier, im erweiterten Hamburger Speckgürtel, Menschen, denen es wirklich gut geht. Große Häuser, große grundstücke, immer wieder neue Autos, teilweise zwei drei oder vier Autos pro Familie.

Ich bestreite gar nicht, dass es sicherlich viele gibt, die jeden Euro dreimal umdrehen müssen.

Auf der anderen Seite aber haben wir eben auch die Tatsache, dass die Zahl der Autos in Deutschland immer weiter zunimmt. Soweit ich weiß deshalb, weil sich eben viele Familien immer mehr Autos zulegen.

Man denke an die irrsinnige Wohnmobil-Schwemme in den letzten Jahren. Es gab da zum Teil sehr lange Wartezeiten bevor man ein Wohnmobil kaufen konnte. Und auch die Preise für die Gebrauchten sind nicht unbedingt gefallen. Bekannte von uns haben sich vor knapp drei Jahren ein Wohnmobil gekauft und es jetzt teurer wieder verkauft.

Bei den Urlaubsreisen sind wir wieder auf dem Niveau von vor Corona. Flüge, Hotels und Unterkünfte, das alles ist immer gut gebucht. In den Herbstferien haben wir hier im Norden an den Küsten eine Auslastung von weit über 60%.

Wie ich schon schrieb: Das ist jetzt nicht unbedingt persönlich gemeint aber wenn ich mir das so gesellschaftlich anschaue, was wir als Lebensstandard definieren, dann ist für mich klar, dass das so nicht weitergehen wird.

Es gibt eben sehr viele Hauseigentümer, die könnten eine energetische Sanierung schon wuppen. Aber die machen sich dann eben Gedanken um das zusätzliche Cabrio für die Frau oder die Skireise im Winter. Das eine sind die nervigen "Kosten" das andere eben der schöne Konsum, den man nicht missen möchte.
 
Ich möchte und will auch gar nicht auf die Punkte eingehen wo wir wahrscheinlich sogar a jour gehen, nur, z.Th. Wohnmobile un deren Schwemme die ich hier im Wohnort Hamburg live erlebe... sind das nicht sogar viele Familien die eher sogar bei ihren Reisen dadurch den Umwelt Aspekt eher mitnehmen als ignorieren ( mal die rollenen EFH und andere Monströsitäten abgesehen ) ? Sage ich mal weil ich davon einige kenne.... sogar welche die, die Gören in der Selbstständigkeit, sich reduzieren auf WoMo und Tiny House. Wenn sie denn mal eines, hier in weiter Umgebung bekommen....
Und HH Speckgürtel ? Weiter im Umland, Niedersachsen zum Bsp. fängt es aber wo Wohnimmobilien, würden sie energetisch auf den Stand heute gebracht werden müssen, gar nicht mehr verkaufbar wären.... und wie gesagt, weiter im Osten sieht es noch düsterer aus. Da sind diese Besitzer komplett aus dem Spiel.
 
@Bicyclerepairman als 153 geborener sehe ich es vielleicht etwas anders.
1969 begann ich meine Ausbildung. Naiv wie ich war stellte ich mein Fahrrad hinten hinter den anderen auf. Die Arbeiter begannen um sechs und die Auszubildenden erst um 7 Uhr. Das noch eine Mittagsschicht kommt wusste ich am ersten Tag nicht. Die suche nach meinem Fahrrad war nach Feierabend spannend. :-D
Auch bevor ich in die Rente ging, fuhr ich noch mit dem Rad zur Arbeit. Der Fahrrad Unterstand war nun überschaubar. Er bot nur noch 80 Fahrrädern Platz und war nur im Sommer bei schönem Wetter fast voll.
Ging es uns früher schlechter? Ich glaube nicht.
Die heutigen Ansprüche sind nur gestiegen und das es vielen besser geht als früher wird oft nicht anerkannt.
 
sind das nicht sogar viele Familien die eher sogar bei ihren Reisen dadurch den Umwelt Aspekt eher mitnehmen als ignorieren ( mal die rollenen EFH und andere Monströsitäten abgesehen ) ? Sage ich mal weil ich davon einige kenne....
Dann kannst du ja vielleicht beurteilen, ob das eine "Einschränkung" darstellt oder nicht? Was bringt es denn, wenn man dem häuslichen Fuhrpark ein weiteres Fahrzeug hinzufügt, frage ich mal etwas ketzerisch? Und bringt es etwas, wenn man zwei oder drei Flugreisen im Jahr durch ein Wohnmobil ersetzt? Und dann auf der anderen Seite sich darüber beklagt, dass die Wärmepumpen so teuer sind?

Ich frage mich immer, wie wir früher eigentlich überlebt haben, ohne Avocados aus Peru, ohne Pampelmusen aus China, ohne Himbeeren und Blaubeeren das ganze Jahr über usw. Nicht zu vergessen das Lamm aus Neuseeland und das Rindersteak aus Argentinien. Das alles ist ja schon irgendwie völlig normal für uns. Natürlich nur für uns, der globale Süden lebt anders.

Was die Immobilien betrifft, gibt es zur Zeit erstens eine Menge Horrormeldungen, die so nicht zutreffen werden. Zweitens ist es eben so, dass sich bestimmte Wohnformen als zu ineffektiv erweisen könnten. In den 50er und 60er Jahren dachte man auch, dass wir bald alle mit unseren Autos durch die Gegend fliegen würden. Das denkt man ja heute auch wieder zum Teil. Ich denke, es handelt sich um eine Mobilitätsform, die sich als ineffektiv für den massenhaften Transport erweisen wird.

Beim geliebten Einfamilienhaus ist das so ähnlich. Unter veränderten Rahmenbedingungen, was etwa Klima, Platzbedarf und andere Punkte betrifft, wird es langsam aber sicher ineffektiv. Das ist sicher eine ganz langsame Entwicklung, und auch nicht überall gleich. Aber die Zeiten, in denen jeder eine Ruine irgendwie zusammenbasteln konnte, sind vorbei. Aus Gründen. Dass das vielen nicht gefällt, ist schon klar. Aber es gefällt vielen vielleicht auch nicht, dass ihr Auto nicht fliegen kann.
 
@Bicyclerepairman als 153 geborener sehe ich es vielleicht etwas anders.
1969 begann ich meine Ausbildung. Naiv wie ich war stellte ich mein Fahrrad hinten hinter den anderen auf. Die Arbeiter begannen um sechs und die Auszubildenden erst um 7 Uhr. Das noch eine Mittagsschicht kommt wusste ich am ersten Tag nicht. Die suche nach meinem Fahrrad war nach Feierabend spannend. :-D
Auch bevor ich in die Rente ging, fuhr ich noch mit dem Rad zur Arbeit. Der Fahrrad Unterstand war nun überschaubar. Er bot nur noch 80 Fahrrädern Platz und war nur im Sommer bei schönem Wetter fast voll.
Ging es uns früher schlechter? Ich glaube nicht.
Die heutigen Ansprüche sind nur gestiegen und das es vielen besser geht als früher wird oft nicht anerkannt.
Sicher. Und bis zum WK1. bzw. bis Anfang der 1920er war der Besitz eines Fahrrades für einen einfachen Arbeiter auch ein fast unerschwinglicher Luxus. Selbst für die, die in der Branche arbeiteten. Und das obwohl das Fahrrad schon über 30 Jahre auf dem Markt war. Zu dieser Zeit juckelten schon weit über eine Million Autos auf US Strassen umher.....Neusprech -Funfact- war übrigens das Europa und das deutsche Reich sich mit Händen und Füssen um 1900 vor der, in Massenproduktionen hergestellen US Fahrrädern als Import gewehrt haben.... Die Industie und die damalige, "bessere Gesellschaft" die eben Räder als Statussympole besser vermarkten konnten, wussten das zu verhindern....

Zum Thema, es ist sehr schwer das Rad in dieser Causa zurück zu drehen, das war es schon immer. Und auch hier ergeben sich ja interessante Unterschiede was die einen als Luxus, als ein zuviel definieren und die anderen eben nicht. Mobile Erreichbarkeit, die dadurch nötige Infrastruktur, die Hardware etc. und die dadurch einher gehenden Kosten und Umweltbelastungen, Wegwerfmode ( hier, die Millionenfach getragenen Schuhe die weder reparierbar noch recyclebar sind ) und qualitativ nachhaltige Bekleidung bzw. sich den ewig wiederkehrenden Trends zu entziehen stehen oft genug vielen heutigen "Mahnern" auf einer ganz anderen Agenda. Schlicht weil sie dahingehnd andere Präferenzen haben.
Andere Beispiel en masse. Als beinharter Oldschooler habe ich sogar noch Hemden mit Anknöpfkragen ( Die ich mittlerweile nicht mehr trage.. ) Bis weit in die 30er Jahre unseres letzten Jahrhunderts noch durchaus usus bei Millionen von Menschen... Wohlgemerkt, eins getragen pro Woche....
 
Ich sag mal so: Heute ist das, was man als normalen Lebensstandard definiert, deutlich höher als es früher der Fall war. Das war aber bei fast allen so,
außer bei den Reichen, und deshalb auch nicht schlimm. Es war nicht üblich, dass eine Familie jedes Jahr in den Urlaub fuhr und das Vorhandensein eines Autos pro Führerscheinbesitzer schon gar nicht. Dann fing es an, dass man sich gegenseitig mit der Anzahl der Reisen und der Autos überbot. Plötzlich war man ein armes Schwein, wenn man nicht mindestens einmal jährlich Urlaub machte und nur ein Auto in der Familie hatte. Es spielte keine Rolle, ob man das Geld dafür gehabt hätte oder nicht, es zählte nur was sichtbar war. So entstand der neue, höhere Standard. Wer sich davon abheben wollte, fuhr dann mehmals im Jahr in Urlaub usw. usw.
Ich hatte in den letzten 10 Jahren, die ich in Deutschland lebte, kein Auto. Ich fuhr mit Bus und Bahn, eventuell mal mit dem Taxi. Und jeden Tag zweimal von/zur 15 Minuten ent-
fernten Bushaltestelle zu laufen, war kein Problem. Das ging aber auch nur deshalb, weil ich keine Kinder zur Kita usw. bringen und von dort abholen musste und ich für
Großeinkäufe das Auto meines Mannes nehmen konnte. Ich fand das gut, frische Luft und Leute sehen. Trotzdem hat es mich immer wieder überrascht, wie meine Umwelt reagierte. "Was, du hast kein Auto? Das könnte ich nicht". Manche haben wohl schon überlegt, ob sie eine Sammlung für mich starten sollen.
Dann das Schaulaufen unter den Kolleginnen im Büro. In deren Augen ging es einfach nicht, dass man seine Klamotten über mehrere Jahre trug. Man muss das, was von außen kommt schon gut an sich abprallen lassen können, wenn man Konsumzurückhaltung praktizieren will. Manchmal geht es schon in Richtung Ausgrenzung, wenn man nicht mitmacht.
Die Leute denken leider manchmal nicht weiter, als eine fette Sau hüpfen kann. Vielen ist nicht klar, dass ihr eigenes unnötiges Konsumieren für ganz viele der gegenwärtigen Probleme verantwortlich ist. Insofern halte ich es für sehr schwierig, hier andere Wege zu beschreiten und ja, die Mehrheit wird es nicht wollen. Da fehlt auch das Bewusstsein für Zusammenhänge. Ich habe selbst noch beobachten können, wie sich die Schüler zu Beginn der Fridays for Future Demos verhielten. Erst morgens zur Demo, ist ja auch schöner
als Unterricht, danach ins MacDonalds und/oder bei Primark shoppen. Ich hab mich dann gefragt, reden deren Eltern nicht mit denen über dieses widersprüchliche Verhalten, sehen die Mütter nicht, dass ihre Töchter sich neue Billigklamotten gekauft haben?
Ich denke einfach, für ganz viele wird es ein langer, beschwerlicher Weg. Aber vielleicht bin ich ganz einfach nur zu alt.
 
Dann kannst du ja vielleicht beurteilen, ob das eine "Einschränkung" darstellt oder nicht? Was bringt es denn, wenn man dem häuslichen Fuhrpark ein weiteres Fahrzeug hinzufügt, frage ich mal etwas ketzerisch? Und bringt es etwas, wenn man zwei oder drei Flugreisen im Jahr durch ein Wohnmobil ersetzt? Und dann auf der anderen Seite sich darüber beklagt, dass die Wärmepumpen so teuer sind?
Nun, ich kenne zumindest nur welche die nur eines zur Zeit haben. Weil mehr geht auch nicht. Und eben, da Mieter oder wie gesagt, Suchende sind sich nicht um die Preise einer Wärmepumpe kümmern müssen. Und zu deren Preisgefüge, der Entwicklung hierzu oder der generellen Verfügbarkeit könnte man noch so einiges sagen.....


Ich frage mich immer, wie wir früher eigentlich überlebt haben, ohne Avocados aus Peru, ohne Pampelmusen aus China, ohne Himbeeren und Blaubeeren das ganze Jahr über usw. Nicht zu vergessen das Lamm aus Neuseeland und das Rindersteak aus Argentinien. Das alles ist ja schon irgendwie völlig normal für uns. Natürlich nur für uns, der globale Süden lebt anders.
Bei vielen der Substitutprodukte gebe ich Dir recht, bei vielen anderen aber, die gab es auch schon vorher. Nur waren die für die Masse der Bevölkerung unerschwinglich. Ich erinnere mich sehr wohl an das Warenangebot eines Discounters für die "Masse" ( Aldi, Penny etc. ) aus den 19070er, frühen 80ern und das Warenangbot's der Feinkost und anderer Einzelhändler damals.
Und auch hier, einerseits, andererseits.... die jetzt sehr breite Palette des Warenangebots stellt eben auch eine Sozialisierung für die große Menge an Konsumenten dar, im Gegensatz zu früher wo nicht nur Spezialitäten, Importware oder die Verfügbarkeit von "gutem Essen" einer wesentlich kleineren Anzahl in der Gesellschaft zur Verfügung stand als heute. Was die Konsumenten daraus machen, steht auf einem anderen Blatt.
Und auch nein, wer hier mit dem "großen Kamm" daher kommt und meint früher, bei Muttern oder der Oma war alles besser was dort auf dem Tisch stand.... dazu gern die Kommentare heutiger Ernährungsfachleute eingeholt. Essen würde das ein Großteil der heutigen Aspiranten wohl weniger....
Beim geliebten Einfamilienhaus ist das so ähnlich. Unter veränderten Rahmenbedingungen, was etwa Klima, Platzbedarf und andere Punkte betrifft, wird es langsam aber sicher ineffektiv. Das ist sicher eine ganz langsame Entwicklung, und auch nicht überall gleich. Aber die Zeiten, in denen jeder eine Ruine irgendwie zusammenbasteln konnte, sind vorbei. Aus Gründen. Dass das vielen nicht gefällt, ist schon klar. Aber es gefällt vielen vielleicht auch nicht, dass ihr Auto nicht fliegen kann.

Mag sein, nur kann man hier die Leute mit Ihren aktuellen Problemen jetzt kaum mit Elfenbeinturmfloskeln beruhigen.
 
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