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Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

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Teilnehmer
Am zweiten Tag seiner Portugal-Reise hat Papst Benedikt XVI. das Land aufgerufen, sich auf seine christlichen Wurzeln zu besinnen. Als "dramatisch" für eine überwiegend katholisch geprägte Gesellschaft bezeichnete das Kirchenoberhaupt den Versuch, die Wahrheit jenseits von Jesus Christus zu suchen. ->
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

wenn es so eines Appells bedarf, scheint es ja mit dem portugiesischen Katholizismus doch nicht so weit her zu sein ... ?

Kai
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

Ich wette, wenn man Steuern sparen könnte, wenn man aus der Kirche austritt, wäre Portugal schon viel weniger katholisch.....

LG
Iris
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

Wer jenseits von journalistischen Kurzfassungen (so geht es z.B. um katholische Tradition und nicht um Wurzeln) kapieren will, was der Papst in Portugal gesagt hat, kann das hier tun:
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

Wer jenseits von journalistischen Kurzfassungen (so geht es z.B. um katholische Tradition und nicht um Wurzeln) kapieren will, was der Papst in Portugal gesagt hat, kann das hier tun:

ok, dann schaun wir mal:

Papst schrieb:
Eine solche Aufwertung der „Gegenwart“ als Inspirationsquelle sowohl des individuellen als auch des gesellschaftlichen Lebensgefühls widerspricht der starken, zutiefst vom tausendjährigen Einfluß des Christentums geprägten kulturellen Tradition des portugiesischen Volkes und einem Bewußtsein globaler Verantwortung; diese ist im Abenteuer der Entdeckungen und im missionarischen Eifer, das Geschenk des Glaubens mit anderen Völkern zu teilen, zum Tragen gekommen. Das christliche Ideal der Universalität und der Brüderlichkeit hatte dieses gemeinsame Abenteuer inspiriert, auch wenn die Einflüsse der Aufklärung und des Laizismus spürbar geworden waren. Die besagte Tradition hat das hervorgebracht, was wir „Weisheit“ nennen können, d. h. ein Lebens- und Geschichtsempfinden, zu dem eine ethische Ordnung und ein „Ideal“ gehörte, das Portugal zu erfüllen hatte – dieses Land, das immer bemüht war, Beziehungen mit dem Rest der Welt zu knüpfen.

Ich finde, das ist eine ganz "interessante" Darstellung und Sichtweise des Kolonialismus: Die Portugiesen wollten das "Geschenk des Glaubens" mit anderen Völkern teilen. Das ist ungefähr so, als ob er gesagt hätte, die Kreuzzügler wollten das Geschenk des Glaubens zu den ungläubigen Brüdern ins Heilige Land tragen - oder? Und dass der Kolonialismus eine Art ist, "Beziehungen mit dem Rest der Welt zu knüpfen", ist auch so eine Sichtweise.

mmmhhhppff ...

Und dann:

Papst schrieb:
Darum sucht die Kirche die Wahrheit, verkündet sie unermüdlich und erkennt sie an, wo immer sie sich offenbart. Diese Sendung der Wahrheit ist für die Kirche unverzichtbar“ (Enz. Caritas in veritate, 9). Für eine Gesellschaft, die mehrheitlich aus Katholiken besteht und deren Kultur zutiefst vom Christentum geprägt ist, erweist sich der Versuch, die Wahrheit außerhalb von Jesus Christus zu finden, als dramatisch. Für uns Christen ist die Wahrheit göttlich; sie ist der ewige »Logos«, der menschliche Gestalt angenommen hat in Jesus Christus, der objektiv feststellen konnte: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh 14, 6). Das Nebeneinander, das die Kirche in ihrem unverrückbaren Festhalten am Ewigkeitscharakter der Wahrheit, einerseits, und in der Achtung gegenüber anderen „Wahrheiten“ bzw. der Wahrheit der anderen, andererseits, erlebt, ist für sie eine Lehrzeit. In dieser dialogisierenden Achtung können sich der Vermittlung der Wahrheit neue Türen öffnen.

Immerhin räumt er ein, dass es Achtung anderen Wahrheiten gegenüber in der Kirche gibt. Aber ein Gesellschaft wie die portugiesische dann doch auf den Katholizismus als bestimmendes Moment festnageln zu wollen, ist so rührend-hilflos, wie sozio-psychologisch falsch - finde ich.

Kai
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

Ich finde, das ist eine ganz "interessante" Darstellung und Sichtweise des Kolonialismus: Die Portugiesen wollten das "Geschenk des Glaubens" mit anderen Völkern teilen.

Das Stichwort ist "Universalität " - klar kann man das mit Kolonialismus übersetzen (allerdings gibt es schon den ein oder anderen Unterschied zwischen Missionierung und Kolonisierung) ... ich frage mich nur, ob du auch so locker anti-universalistisch argumentieren würdest, wenn von der Universalität der Menschenrechte oder bürgerlich-europäischer Werte (der Aufklärung) die Rede wäre. Für mich ist eins (Menschenrechte) nicht ohne das andere (jüdisch-christliche Tradition) zu haben.

Katholizismus als bestimmendes Moment festnageln zu wollen, ist so rührend-hilflos, wie sozio-psychologisch falsch

Was das Soziologische angeht, sollte man wohl die Macht tiefer (und immer heidnisch gemischter) katholischer Tradition nicht unterschätzen (trotz kommunistischer Nostalgie im Alentejo) ... das ist dann allerdings vermutlich nicht der Katholizismus, den der Papst meint.

Hilflos: auch deswegen, weil eben nicht von Wurzeln die Rede ist, sondern von Traditionen (an die der Papst schon erinnern muss, da man eben nicht an sie wie an Wurzeln festgenagelt ist) und Wegen, an denen man sich als mündiges Subjekt entscheiden muss ...

Das war dann das Wort zur Himmelfahrt (und jetzt weiß jeder, dass ich den Herrentag, wie das hier in der Zone heißt, sabotiere) ...
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

Das Stichwort ist "Universalität " - klar kann man das mit Kolonialismus übersetzen (allerdings gibt es schon den ein oder anderen Unterschied zwischen Missionierung und Kolonisierung) ... ich frage mich nur, ob du auch so locker anti-universalistisch argumentieren würdest, wenn von der Universalität der Menschenrechte oder bürgerlich-europäischer Werte (der Aufklärung) die Rede wäre. Für mich ist eins (Menschenrechte) nicht ohne das andere (jüdisch-christliche Tradition) zu haben.

vermutlich hast Du besonders mit letzterem sogar Recht ... ;) ... dennoch ist das Stichwort nicht "Universalität" sondern "Abenteuer der Entdeckungen" und "missionarischer Eifer", die die kulturellen Traditionen Portugals laut Benedikt bestimmen. Und das sind in meinen Ohren nunmal euphemisierende Formulierungen für die kolonialistische portugiesische Vergangenheit. Bei allem Respekt für die ganzen Konnotationen ist das meines Erachtens eine Sprache, die sich um das Benennen der historischen Wahrheit herumdrückt.

Was das Soziologische angeht, sollte man wohl die Macht tiefer (und immer heidnisch gemischter) katholischer Tradition nicht unterschätzen (trotz kommunistischer Nostalgie im Alentejo) ... das ist dann allerdings vermutlich nicht der Katholizismus, den der Papst meint.

heidnisch gemischt? Ich habe mal gelernt, dass vor allem die maurische Besetzung mit ihrer vergleichsweise liberalen religiösen Einstellung Spuren hinterlassen hat.

Kai
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

..Für mich ist eins (Menschenrechte) nicht ohne das andere (jüdisch-christliche Tradition) zu haben.
..

??? :o

Für mich sind die universellen Menschenrechte nicht ohne den Humanismus der Antike, also vor Christi Geburt, zu haben, und mit Sicherheit wurde der monotheistische Glaubensmischmasch von dieser Philosophie stark beeinflusst..
kann aber trotzdessen keinen Zusammenhang zu den Menschenrechten sehen, da diese universelle Gelltung besitzen, und nicht ausgrenzen wie Religionen allgemein.

gUNA
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

Für mich sind die universellen Menschenrechte nicht ohne den Humanismus der Antike, also vor Christi Geburt, zu haben, und mit Sicherheit wurde der monotheistische Glaubensmischmasch von dieser Philosophie stark beeinflusst..

stimmt auch ... uns in Europa kam nur ein entscheidendes Problem dazwischen: das (finstere - und das heißt nicht umsonst so) Mittelalter. Leider oder gottseidank (!?)waren die Mönche und eben in erster Linie die katholische Kirche die einzigen, die sich mit diesen Traditionen - und sei es um sie zu verdammen - noch systematisch befasst haben. Das ist ein Grund, weshalb ohne die monotheistische (und das ist auch ein Grund, vor Gott sind alle Menschen gleich usw.) die Menschenrechte ohne die christliche und die jüdische Tradition nicht möglich gewesen wären.

Was die Menschenrechte betrifft, die nicht ausgrenzen: schon in Asien und auch in Afrika sieht man das durchaus differenzierter. Und im Nahen Osten allemal.

Kai
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

??? :o
Für mich sind die universellen Menschenrechte nicht ohne den Humanismus der Antike, also vor Christi Geburt, zu haben

Wenn ich - als bekennender Anti-Humanist :D - Humanismus höre, denke ich immer an die Renterbands der LINKEN. Antiker Humanismus, das ist doch eine Erfindung deutscher Klassiker und sozialistischer Schlafmützen.

Abgesehen davon: ich sehe nicht, dass du Ideen wie Gleichheit und Freiheit (und darum geht's ja wohl vor allem bei den Menschenrechten) nur irgendwie in Bezug auf antike Quellen denken kannst. Da legitimiert jede politische Theorie auch immer die Sklavenhaltergesellschaft. Freiheit ist in der Antike keine Gut für Alle, sondern ein Privileg der Elite.

kann aber trotzdessen keinen Zusammenhang zu den Menschenrechten sehen, da diese universelle Gelltung besitzen, und nicht ausgrenzen wie Religionen allgemein.

Da verstellt dir ein anti-religiöser Affekt die Sicht: die christliche (und auch die jüdische) Pointe ist nun wirklich die universelle Perspektive - die ist z.B. ohne Paulus überhaupt nicht vorstellbar, zu dessen Grundbegriffen nicht nur "Liebe", sondern "Alle(s)" gehören. Und das ist eine Perspektive, die wirst du in antik-griechischen Texten nicht finden, dort ist die Ausgrenzung, die Verachtung der Barbaren, konstitutiv.
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

stimmt auch ... uns in Europa kam nur ein entscheidendes Problem dazwischen: das (finstere - und das heißt nicht umsonst so) Mittelalter. Leider oder gottseidank (!?)waren die Mönche und eben in erster Linie die katholische Kirche die einzigen, die sich mit diesen Traditionen - und sei es um sie zu verdammen - noch systematisch befasst haben. Das ist ein Grund, weshalb ohne die monotheistische (und das ist auch ein Grund, vor Gott sind alle Menschen gleich usw.) die Menschenrechte ohne die christliche und die jüdische Tradition nicht möglich gewesen wären.
stimmt auch..

Was die Menschenrechte betrifft, die nicht ausgrenzen: schon in Asien und auch in Afrika sieht man das durchaus differenzierter. Und im Nahen Osten allemal.
Es sind nicht Menschenrechte, die ausgrenzen, sondern u.a.in Religionen verhaftete Gesellschaften, wir, die durch Mithilfe der Lippenbekenntnisse ihrer spirituellen Führer, nicht von ihren menschenverachtenden Finanzsysstemen loskommen..


..
Abgesehen davon: ich sehe nicht, dass du Ideen wie Gleichheit und Freiheit (und darum geht's ja wohl vor allem bei den Menschenrechten) nur irgendwie in Bezug auf antike Quellen denken kannst. Da legitimiert jede politische Theorie auch immer die Sklavenhaltergesellschaft. Freiheit ist in der Antike keine Gut für Alle, sondern ein Privileg der Elite.

..von daher hat sich im Grunde zur Antike nichts verändert, nur eben die Dimensionen, und es geht auch nicht darum einen Gesellschaftsvergleich anzustellen - das Gut, um das es geht, ist gedanklicher Natur.


Da verstellt dir ein anti-religiöser Affekt die Sicht: die christliche (und auch die jüdische) Pointe ist nun wirklich die universelle Perspektive - die ist z.B. ohne Paulus überhaupt nicht vorstellbar, zu dessen Grundbegriffen nicht nur "Liebe", sondern "Alle(s)" gehören. Und das ist eine Perspektive, die wirst du in antik-griechischen Texten nicht finden, dort ist die Ausgrenzung, die Verachtung der Barbaren, konstitutiv.

die universelle Perspektive einem Verein anzugehören :D

Das Konzept der Liebe ist ein evolutionärer, neurologischer Vorgang und keine Erfindung Pauluss, eine Überlebenstrategie der Gattung Säugetier, am ausgeprägtesten anzutreffen beim Menschen.
Der liebe Paulus, wenn er es den war, fasste das Gefühl in Worte, kategorisierte es, murmelte es unentwegt um damit um seine Schäfchen einen Zaun ziehen zu können. Manche mögen denn Zaun um ihre Gefühle, ich nicht, und erst recht nicht von einer Institution die keinerlei Bezug zum realen Leben hat, bzw. nur einen materiellen.
 
AW: Papst: Portugal soll sich auf seine christlichen Wurzeln besinnen

Ein Besinnen auf seine christlichen Wurzeln bedeutet für den Papst doch nichts anderes als ein Zurück zu mehr Gottesfürchtigkeit. Denn nur ein gottesfürchtiger Mensch ist ein guter Untertan und ein williges Schäffchen.


...Ideen wie Gleichheit und Freiheit (und darum geht's ja wohl vor allem bei den Menschenrechten)
.

Gleichheit und Freiheit sind aber keine Begriffe, die die kath. Kirche erfunden hat. Für diese Errungenschaft ist eher das aufkommende Bürgertum der Neuzeit verantwortlich.

Freiheit ist in der Antike keine Gut für Alle, sondern ein Privileg der Elite.
.
War wohl während der Jahrhunderte unter kath. Kirchenherrschaft auch nicht anders.

LG
M
 
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