So langsam nimmt der Wahlkampf Fahrt auf mit Parteitagen und vielen Versprechen. SIC schriebt dazu ganz passend: "Toda a gente está num leilão de propostas para dar quase tudo a quase todos". Alle versprechen allen alles. Weniger
Maut, weniger Steuern, mehr Geld für Lehrer, Polizisten, etc.
In den Umfragen hat sich die PS nach dem Korruptionsskandal etwas stabilisiert und liegt in etwa gleichauf mit dem konservativen Bündnis aus PSD und CDS.
Eine historische Wahl wird es wohl aufgrund des unvermeidlichen Rechtsrucks. Portugal galt lange als Land, in dem die Rechten praktisch bedeutungslos waren. Die rechtsextreme Chega stand 2019 noch bei 1,3% der Stimmen. In den letzten Januar-Umfragen stand sie nun bei 17-19% und Parteichef Ventura schimpft bereits darüber, dass die PSD eine Koalition mit ihm ausschließt.
Generell ist diese Entwicklung jedoch wenig überraschend. Man merkt sehr deutlich, dass sich unter den Portugiesen eine regelrechte Feindseligkeit gegenüber Ausländern entwickelt, die vor allem für die Wohnungskrise verantwortlich gemacht werden.
Wenn Portugal neben einer Staats- auch noch in eine Wirtschaftskrise rutschen sollte und die Einwanderung auf dem bisherigen Niveau bleibt, sollte sich niemand wundern, wenn die Chega in den nächsten Jahren irgendwann stärkste Kraft wird. Es sind Lösungen für viele dringliche Probleme notwendig, um das zu vermeiden: Wohnungsnot, Überlastungen des Gesundheits- und Bildungssystems, die
Korruption, die unkontrollierte Migration vom indischen Subkontinent, Energiepreise, usw.
Eine Regierungsbeteiligung der Chega bleibt für den Moment jedoch unwahrscheinlich. Die Linken und gemäßigten Konservativen werden wohl im Zweifelsfall eine Minderheitsregierung der anderen Seite stützen.