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Frank W W
Gast
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Aufpassen und Abstand halten waren in Lissabon schon um 1830 wichtige Maßnahmen um sein Leben zu schützen. Damals half es, um einen Massenmörder zu entgehen. Gegenwärtig gelten die gleichen Regeln, aber das Aqueduto das Águas Livres ist sicherer geworden.
Zu übersehen ist das Aqueduto das Águas Livres nicht. Es überbrückt die Stadtteile Queluz, Caneças und Campolide seit dem 18. Jahrhundert. Für den Transport von Wasser ist das Bauwerk seit 1967 nicht mehr zuständig. Von 1830 bis 1837 trieb dort ein Dieb und Mörder, Diogo Alves, sein Unwesen. Er beraubte Passanten ihrer Habseligkeiten und darufhin ihrer Leben, wenn sie in die Tiefe gestoßen wurden. Auf 76 Opfer kam Alves, was ihm eine Hinrichtung und seinem präparierten Kopf einen Platz im Anatomischen Theater der Medizinischen Fakultät Lissabons einbrachten. Aber darum soll es hier gar nicht gehen.
Vom Hotel Corinthian im Stadtteil Campolide hat man spätestens vom Frühstück aus einen herrlichen Blick auf das Aquädukt in Lissabon. Der Bahnhof Campolide ist vergleichsweise nahe am Hotel - da kann der anschließende Fußweg dorthin nicht sooo weit sein. Aber kann man überhaupt die Brücke begehen? Und wo wäre dann der Eingang?
Wir fragten zwei Taxifahrer und eine Passantin am El Corte Inglés und hatten schließlich drei Alternativen:
Das Aquädukt ist nicht begehbar. Warum auch?
Vielleicht gibt es von Campolide aus einen Eingang.
Warum schauen wir uns das Ganze nicht von unten aus an?
Vielleicht gibt es von Campolide aus einen Eingang.
Warum schauen wir uns das Ganze nicht von unten aus an?
Das Internet war 2016 noch nicht erfunden und das beste an Reiseführern sind die kleinen handlichen Landkärtchen. Die Informationen werden überbewertet!
Wir fuhren also nach Campolide. Das ist auf dem oberen Foto das rechte Ende der Brücke. Nachdem wir ausgestiegen waren und das Taxi wegfahren wollte, sahen wir, dass hier kein Eingang war. Also überredeten wir den Fahrer, uns zu Plan B zu fahren.
Also, was hatte ich mir vom Mittelpunkt zwischen den Endpunkten am Aquädukt versprochen? Vielleicht, den gesunden Menschenverstand wieder zu finden. Ein paar schöne Fotos konnten wir aber machen. Auf dem obersten Foto kann man sehen, wo das rechte Foto entstanden ist: auf der kleinen grünen Insel zwischen den Fahrspuren der IP7. Jetzt, wo wir gesehen haben wir das Objekt unserer Begierde von unten aussah, ging es weiter.
Natürlich mussten wir zu Fuß zurück zum Bahnhof Campolide. Dort fanden wir ein weiteres Taxi und sein Fahrer wusste sofort, wo wir hingehören. Am Ende der kurzen Fahrt waren wir am Eingang zum Aqueduto das Águas Livres an der Calçada da Quintinha.
Die Aussicht ist beeindruckend und hinterher ist alles gar nicht so schlimm. Wir konnten genau sehen, wo wir in der letzten Stunde so gewesen sind und spätestens da fiel uns ein, dass wir vor ein paar Jahren schon einmal in der Nähe waren: im Mãe d'Água. Und das zu finden, kann ja nicht sooo schwer sein. Naja ...
Eigentlich ist die Mutter des Wassers, das Reservatório da Mãe d'Água das Amoreiras, in der optischen Verlängerung des Aquädukts. Letztendlich haben wir es ja auch gefunden. Umwege erhögen die Ortskenntnisse und sich Verlaufen bietet neue Ziele.
Mãe d'Água ist ein schlichtes, aber imposantes Gebäude. Die Akustik im Hauptraum ist einzigartig und man versucht unwillkührlich, gedämpfter zu sprechen. Die meisten Besucher jedenfalls.
Und die Ente?
In dem Spielfilm "Cocoanuts" mit den Marx Brothers diktiert Groucho Marx seinem Bruder Chico einen Brief. Es geht schließlich um ein Viadukt, auf englisch: Viaduct. Chico fragt: "Why a duck?". Wenngleich die Marxens ursprünglich von norddeutschen Einwanderern abstammen, lassen sich hoffnungslos wenig von ihren Wortwitzen in das Deutsche übersetzen. "Warum eine Ente?" fand ich für die Überschrift zu verlockend. Dass es sich eigentlich um ein Aquädukt Viadukt handelt, macht den Versuch einer Erklärung nicht einfacher.