Ein Strohwitwer
Mei Fraa fuhr in Urlaub, mit samt dene Göre,
da mußt ich mich acht Tag lang selber ernähre.
Endlich war ich mal Herr im Haus,
mei Tagebuch sieht wie folgt dann aus:
Montag:
Ich dacht, zu Beginn mach ich e einfach Chos,
mach Bratkartoffel mit Zwiebel und Soß.
Bei der Soß muß mer vor alle Sache
laut Kochbuch zuerst eine Mehlschwitze mache.
Ich nahm deshalb e Kilo Mehl in die Hand
und bin damit dreimal ums Haus rum gerannt.
Ich mußt mich erschöpft dann gleich niederhocke
war naß wie en Bulle, doch des Mehl, des war trocke.
Abends bin ich dann zum Schrank hingerannt,
aß Brot und Wurst aus der Hand,
lag verzweifelt im Bett und dacht voller Sorge:
Junge, Junge, was koch'ste dann morge?
Dienstag:
Zwei Kopf Salat hab ich heimgebracht.
Einen davon hab ich gleich fertig gemacht.
Ich hab e dicke Schnecke entfernt,
die äußere Blätter, gelernt ist gelernt.
Doch als ich dann kaute, da knirschte der Sand,
ich kam mir vor, wie barfuß am Strand.
Da las ich im Kochbuch, Salat muß mer wasche,
ich eilte und holte gleich zwaa volle Flasche.
Ja dann hat die Sache prima geflubbt,
ich hab jedes Blättche mit Seif abgeschrubbt,
aber irgendwie war des aach net gesund,
denn mir stand dann beim Kaue der Schaum vor dem Mund
Da knallt ich die Schüssel voll Wut an die Wand,
und aß wieder Brot und Wurst aus der Hand,
lag verzweifelt im Bett und dacht voller Sorge,
Junge, Junge, was koch'ste dann morge?
Mittwoch:
Heut dacht ich, ich muß es versuche,
zu backe en prima Pannekuche.
So en Deich zu menge, des is aach net schwer,
aber dann begann erst des große Malheur.
Denn es kommt ja druff an, mit geschickten Händen
den Kuche mit Schwung in der Luft zu wenden,
und ihn nach em Salto vor alle Dinge
wieder heil in die Pfann hinein zu bringe.
Der erste war lieblich anzuschaun.
Obe weiß — und unne braun.
Ich nahm die Pfann ganz peu-a-peu
und warf den Küche mit em Ruck in die Höh.
Doch maane Sie, der war wieder runner gekomme?
Dar hat obe uff em Kücheschrank Platz genomme.
Beim zweite, da dacht ich, nun kommt's druff an,
nun zeig wer de bist, nun sei mal en Mann.
Ich warf en hoch, aber dann kam die Blamag,,
der flog mir genau in die Visag.
Ich hab vor Schmerz wie en Tiger gebrüllt,
und mir mit Salatöl den Brand schnell gekühlt.
Am Abend bin ich wieder zum Schrank hingerannt,
aß Brot und Wurst aus der Hand,
lag stöhnend im Bett und dacht voller Sorge:
Junge, Junge, was hoch'ste dann morge?
Donnerstag :
Um sieben da schellte der Milchmann, der Kniich.
Da kam mir der Einfall, heut trinkste mal Milch.
Zehn Liter hat der mir uffgeschwätzt,
die hab ich gleich uff s Feuer gesetzt.
Hab zwanzig Brikett in de Ofe geknallt
und dacht, jetzt kocht die Milch sicher recht bald.
Ich wußt, wenns hochkommt, da muß mer puste,
aber grad als es kam, da mußte ich huste.
Die Herdplatt sah danach aus, her je,
wie e Alpelandschaft im tiefste Schnee.
Ich selbst glich ner weiß gestrichene Wand,
und im ganze Haus roch's fürchterlich angebrannt.
Na, inzwische war mir alles schnuppe,
ich dacht, jetzt ißt'e Erbsensuppe.
Damit die nun sollte recht schmackhaft sei
goß ich mir vier Löffel Maggi nei.
Ich aß drei Löffel, und war ganz betroffe,
nahm noch en Löffel und war schon besoffe.
Ich hab überlegt, hab ich en Klapps,
oder schmeckt net die Suppe werklich nach Schnaps?
Ich hatt's, mei Fraa, die liebt den Gin
und versteckt den immer in der Maggiflasch drin
und wieder bin ich zum Schrank gestürzt,
aß Brot und Wurst mit Maggi gewürzt.
Am Abend bin ich wieder zum Schrank hingerannt,
aß Brot und Wurst aus der Hand,
lag stöhnend im Bett und dacht voller Sorge:
Junge, Junge, was hoch'ste dann morge?
Freitag:
Am Freitag gibt's Fisch, so will es die Sitte,
drum lenk ich zur Fischhandlung meine Schritte.
Zwaa Bückling hab ich nach Haus gebracht,
sie ausgenomme und eingemacht.
Doch nach zwaa Stunde, da wurd mir des klar,
daß dies des Rezept von de Salzhering war,
Nach dieser Pleite, da wurde ich schlau,
ich kaufte en ganze Kabeliau.
Da las ich im Kochbuch, den Fisch schreckt mer ab.
Die Anweisung war recht kurz, und aach knapp.
Doch sin mir Männer ja net von gestern,
und deshalb überlege den weiblichen Schwestern.
Drum hab ich den Fisch uff en Stuhl gelegt
und mich ganz leis nach drauße bewegt.
Kam rein mit em Knüppel, mach die Tür leise zu,
sprang hin vor den Fisch und brüllte laut: buh!
Doch maant Ihr vielleicht, der hätt sich erschreckt.
Sich davor gefurcht oder gar versteckt?
Verzweifelt ließ ich die Arme sinke,
der Fisch blieb liege und fing an zu stinke.
Und wieder bin ich zum Schrank gerannt,
aß Brot und Wurst aus der Hand.
Lag im Bett und dacht ohne Sorge:
Junge, Junge, Gott-sei-Dank, die Mutti kimmt morge!
Lothar Pfeiffer in den Sitzungen der Campagne 1989