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Sinaga: Zuckerrüben-Zucker aus Ponta Delgada

hjh

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Viele werden sie kennen: Die Zuckerrübenfabrik Sinaga in der Rua de Lisboa in Ponta Delgada. Von außen meint man, es sei eine Industrieruine. Doch betrachtet man die große künstliche Zuckerrübe am Eingang, so ahnt man: Hier wird noch gearbeitet. Obwohl man das 60.000 m² große Fabrikgelände anderweitig wohl besser aufwerten könnte. Immerhin befinden sich in unmittelbarer Nähe drei große Hotels: Royal Garden, Ponta Delgada und Vila Nova. Und das Grundstück grenzt fast ans Meer. Allerdings arbeitet auch in einer Nachbarstraße die Fábrica de Tabaco Micaelense.
Als um 1880 der Orangenanbau rund um Ponta Delgada zum Erliegen kam, baute man alternativ Zuckerrüben an. Und Sinaga war eine von drei Fabriken, in denen Zucker gewonnen und Alkohol destilliert wurde.
Jeweils im August beginnt die Ernte. Angeblich fast 1000 Landwirte liefern ihre Rüben ab. (Die Zahl in der Sinaga-Homepage scheint mir stark übertrieben, denn Zuckerrübenfelder fallen kaum ins Auge, wenn man durch die Gemarkungen streift.) 100 Personen arbeiten dann 50 – 80 Tage in der Sinaga. Gegenwärtig werden nur noch 10.000 t Zucker im Jahr produziert; dafür braucht man 100.000 t Zuckerrüben. Und die Produktion ist rückläufig. 2015 musste die Regierung das Ruder in die Hand nehmen und die Fabrik durch Finanzspritzen am Leben halten. In diesem Jahr beträgt der Zuschuss 1,75 Millionen Euro. Natürlich könnte man auf die Fabrik verzichten. Aber sie schafft saisonale Arbeitsplätze, auch in der Landwirtschaft.
Vielleicht, lieber Tourist, halten Sie auf einem Azores-Airline-Flug mal ein Sinaga-Zuckertütchen in der Hand oder sehen diesen Azorenzucker abgepackt im Supermarkt liegen.
hjh
 

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01.11.2017 Endlich. Die Regierung sieht ein, dass die Zuckerfabrik SINAGA völlig unrentabel arbeitet. Die Produktionskosten für SINAGA-Zucker sind fünf bis sechsmal höher als der Zuckerpreis an den internationalen Märkten. In diesem Jahr wurden noch 100 Tonnen Zuckerrüben angeliefert. Daraus wurden 600 Tonnen Zucker hergestellt, weniger als 10 % des Verbrauchs auf den Azoren.

Eine völlige Schließung ist jedoch nicht vorgesehen. Vielmehr werden noch 26 Mitarbeiter für Veredlungsprodukte benötigt. Die übrigen 48 Beschäftigten werden nun in verschiedenen Bereichen der öffentlichen Verwaltung eingesetzt.

Vielleicht, lieber Flugpassagier: Wenn Du im Anflug auf den PDL-Flugplatz bist: Schaue mal kurz vor der Landung nach rechts aus dem Fenster und beobachte, ob sich auf dem Fabrikgelände noch etwas bewegt.

Ps.: Ich muss feststellen und bitte um Entschuldigung: Die Zahlen in meinem obigen Beitrag waren stark übertrieben. Aber ich hatte sie der offiziellen Homepage des Unternehmens entnommen.
hjh
 
Hi,
wäre dann die Frage, was auf den (wie du sagst wenigen) Anbauflächen geschieht bzw. welche Auswirkungen es auf die Landwirte hat. Da kenne ich mich allerdings zugebenermaßen zu wenig aus, um zu wissen, wie hoch die Investitionen in Erntegeräte etc sind.

Wie sieht es eigentlich auf den Azoren mit Zuckerrohr aus?
Auf Madeira ist es immerhin ein kleiner Industriezweig, der nicht nur für Zuckertütchen verantwortlich ist, sondern auch mel de cana (Zuckerrohrmelasse/honig), Bolo de Mel (Honigkuchen) und vor Allem Alkoholisches wie Aguadente de Cana als Grundlage für leckeren Poncha produziert.

Auf den Azoren ist mir dazu nichts aufgefallen (oder in Erinnerung)
LG iris
 
Der Zuckerrübenanbau auf São Miguel war in den letzten Jahren so gering, dass man lange nach Anbauflächen suchen musste. Ich glaube, dass die Landwirte sich bequem auf andere Produkte umstellen können. Vielleicht gibt es ja auch eine EU-Subvention.
Zuckerrohranbau habe ich noch nie gesehen. Ein einziges Mal stieß ich auf einige wildwachsende Pflanzen, die ja im Entferntesten den vorkommenden Bambuspflanzen ähneln, vielleicht auch etwas dem weitverbreiteten Schilfrohr. Ich weiß nicht, ob Zuckerrohr den Stürmen trotzen kann.
Poncha, der den Touristen ja auf Madeira immer am Ribeiro Frio offeriert wird, kenne ich von den Azoren nicht, aber die anderen Zuckerrohrprodukte schon, wobei man für den Bolo de Mel wahrscheinlich auch Zucker aus Rüben verwenden kann.
Gruß
hjh
 
Ob die Wetterbedingungen so anders sind?
Wahrscheinlich hat es sich einfach nicht gelohnt. Auf Madeira hatte es sich ja auch nur als Alternative etabliert (weiß gerade nicht mehr,ob als Orts- oder Produktionsalternative). Für die klassische Zuckerproduktion rechnet es sich aber seit dem Rübenzuckeranbau auch dort nicht mehr.

Etwas OT
Poncha gibt es nicht nur bei Ribeiro Frio sondern eigentlich auf der ganzen Insel:).
Die bekanntesten Ponchabars sind im Tal von Serra de Agua (Ribeira Brava) Aber auch sonst ist er lecker-am besten frisch zubereitet mit Lorberwaldhonig:rolleyes:
zur Zuckerindustrie auf den Azoren noch gefunden
(die Texte sind allerdings auf Portugiesisch)
(vom 14.Okt.17)
O açúcar nas ilhas portuguesas do Atlântico séculos XV e XVI
História do Açúcar nos Açores
 
Zuletzt bearbeitet:
Nun teilt die Azorenregierung mit, Sinaga, die einzige portugiesische Zuckerrüben-Verarbeitungsfabrik, sei doch nicht bankrott. Die Regierung hatte im Jahre 2010 51 % des Unternehmens erworben. Die Vermögenswerte seien höher als die Verbindlichkeiten von 800.000 Euro. Man wolle eine neue Fabrik für 3-5 Millionen Euro an einer anderen Stelle bauen. Der jetzige Standort habe ein großes Potential für die Stadtentwicklung.

Ob man vergessen hnat, dass die Produktionskosten für SINAGA-Zucker derzeit fünf bis sechsmal höher sind als der Zuckerpreis an den internationalen Märkten?
hjh
 
Nun teilt die Azorenregierung mit, Sinaga, die einzige portugiesische Zuckerrüben-Verarbeitungsfabrik, sei doch nicht bankrott. Die Regierung hatte im Jahre 2010 51 % des Unternehmens erworben. Die Vermögenswerte seien höher als die Verbindlichkeiten von 800.000 Euro. Man wolle eine neue Fabrik für 3-5 Millionen Euro an einer anderen Stelle bauen. Der jetzige Standort habe ein großes Potential für die Stadtentwicklung.
huuuch, dazu finde ich jetzt auf die schnelle voellig andere daten und zahlen im internet; entweder du bist mit deinen angaben sehr erfinderisch und freizuegig oder die www-daten sind falsch ;)
 
huuuch, dazu finde ich jetzt auf die schnelle voellig andere daten und zahlen im internet; entweder du bist mit deinen angaben sehr erfinderisch und freizuegig oder die www-daten sind falsch ;)
Hallo HenryHill, bevor du irgend welche Behauptungen aufstellst "die Daten seien falsch" mal die Zeitungen der Azoren lesen und da kann man das nachlesen. Ich gehe davon aus, dass du nicht auf den Azoren wohnst!
Die Info`s die hjh hier ins Forum reinstellt sind alle korrekt und es ist nichts erfunden, denn ich wohne auf den Azoren und kann alles nachvollziehen.
Es muss doch nicht immer eine Quellenangabe erfolgen!
Es ist doch lobenswert wenn hier hjh uns Informationen vom täglichen Leben in deutscher Sprache gibt, denn er ist ein guter Kenner der Azoren.
 
Hallo HenryHill, bevor du irgend welche Behauptungen aufstellst "die Daten seien falsch" mal die Zeitungen der Azoren lesen und da kann man das nachlesen. Ich gehe davon aus, dass du nicht auf den Azoren wohnst!
Die Info`s die hjh hier ins Forum reinstellt sind alle korrekt und es ist nichts erfunden, denn ich wohne auf den Azoren und kann alles nachvollziehen. Es muss doch nicht immer eine Quellenangabe erfolgen! Es ist doch lobenswert wenn hier hjh uns Informationen vom täglichen Leben in deutscher Sprache gibt, denn er ist ein guter Kenner der Azoren.
hi,
ich bin ein guter kenner der bankenszene und schreibe in einem anderen forum den woechentlichen boersenueberblick; diesen wuerde inhaltlich wohl kaum jemand ernstnehmen wenn dort nicht immer explicit die ueberpruefbare herkunft der abgelegten daten stuende.



grez
henry
 
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