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25. August 1988 | Chiado, onde estás? | Chiado, wo bist Du?

T

Tano

Gast
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Heute vor 22 Jahren in den Morgenstunden des 25. August 1988 um 04.45 Uhr, wurde dem Herzen der weißen Stadt am Tejo ein Loch ins Herz gebrannt.

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"Es ist ruhig in diesen ersten Morgenstunden. Das eine oder andere Schaufenster ist noch beleuchtet, die ein oder andere Neonreklame brennt noch. Eine kühle Meeresbriese weht durch das Stadtviertel und bringt nach der Hitzewelle der letzten Tage etwas Erleichterung für die Bewohner in den Mansarden, die noch nicht zu Büroräumen umfunktioniert wurden. Sie werden durch das Krachen splitternden Holzes und das Klirren berstender Scheiben unsanft aus dem Schlaf gerissen, beim Blick aus den Fenstern sehen sie das brennende Kaufhaus Grandella. Noch bevor die ersten Einsatzkräfte eintreffen, springt das Feuer bereits auf ein zweites Gebäude über.

Als einer der ersten hat es wohl ein Nachtwächter entdeckt. Um 04.45 Uhr bemerkt er bei seinem Rundgang in der Rua do Carmo das Ereignis und versucht von einer Telefonzelle aus, die Feuerwehr zu alarmieren. Zwar kommt die Verbindung zur Notrufzentrale zustande, der Zentralist kann die Meldung aber nicht verstehen. Der Nachtwächter rennt deshalb quer über die Straße und versucht die Anwohner durch Schreien zu alarmieren. Weitere Menschen werden nun auf das Ereignis aufmerksam und setzen sich mit der Polizei in Verbindung. Die Feuerwehr erhält die erste auswertbare Meldung allerdings erst um 05.19 Uhr"
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(Einsatz-Magazin.de)

Die Wunde schmerzt noch immer.

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18 Gebäude, meist aus dem 18. Jahrhundert, mit einer Grundfläche von 7.500 Quadratmetern brannten bis auf die Grundmauern nieder. Zwischen 200 und 300 Menschen verloren ihre Wohnung. ... Über Nacht verloren rund 2.000 Menschen ihren Arbeitsplatz, vor allem in den ruinierten Kaufhäusern “Grandella” und “Grandes Armazéns do Chiado”

(Portugalmania.de)

Zerstört wurden nicht nur das elegante Kaufhaus Grandella (1904 erbaut) sondern auch das glamouröse Grandes Armazéns do Chiado (heute ist dort FNAC drin), das unersetzliche und wertvolle Archiv der 1826 gegründeten Musikalienhandlung Valentim do Carvalho mit einmaligen Dokumenten der portugiesischen Musikgeschichte, die äußerst beliebte und auch bei Touristen sehr bekannte Pastelaria Ferrari aus dem Jahre 1846, sowie eine große Zahl weiterer Geschäfte, die nie wieder ihre Pforten geöffnet haben.

Wiedereröffnet haben u.a. das von 1887 und das Schmuckgeschäft Casa Batalha .

In der Ausbreitungsrichtung des Brandes lagen unter anderem das Theater Sao Carlos und die Akademie Belas Artes.



Aufnahmen aus dem Inneren des Grandella, wo man im Obergeschoss auf das vorzüglichste Speisen konnte aber meistens die Treppen hochsteigen musste, weil die Rollbänder fast immer außer Betrieb gewesen waren.

Einige wenige auffindbare Bilder aus der legendären .

mit Berichten, Diashow, Video und Augenzeugenberichten






Incêndio no Chiado em 1988 @ RTP - Parte 5


Incêndio no Chiado em 1988 @ RTP - Parte 8 (z.T. vom Castelo de São Jorge aufgenommen)


Incêndio no Chiado em 1988 @ RTP - Parte 9


Auszüge aus einer TV-Dokumentation des katalanischen Fernsehens mit Bildern der Evakuierungen und einigen Innenaufnahmen des Grandella

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Wer hat noch Photos aus der Zeit vor dem Brand? Oder kann was erzählen aus ´seinem/ihrem´ Chiado, wo der durchaus auch heute vorhandene Charme wesentlich authentischer war ... ?
 

Aufnahmen aus dem Inneren des Grandella, wo man im Obergeschoss auf das vorzüglichste Speisen konnte aber meistens die Treppen hochsteigen musste, weil die Rollbänder fast immer außer Betrieb gewesen waren.
Ich habe eigentlich keine außer Betrieb befindliche Rolltreppen in Erinnerung - aber es war ja auch nicht das ganze Jahr, dass ich mich in Lisboa aufhielt.
Aufnahmen habe ich leider nicht mehr - ich weiß nur noch, dass ich damals fassungslos vor dem Fernseher saß und geheult habe, als ich die Nachricht von dem Brand hörte.
Schön war es das Grandela - Charme hat es heute - so finde ich - überhaupt nicht mehr.
 
Na mit Charme meinte ich, daß das Chiado insgesamt durchaus noch was Charme hat, der allerdings nicht an seine Glanzzeiten drankommt, die einem erst so wirklich auffallen (auch mit all seiner charmanten Morbidität), wenn sie weg gebrannt sind.

Die beiden heutigen Kaufhäuser (FNAC&Co) haben ja in ihrem Innenleben nun wahrlich den Charme eines zu Architektur verkommenen Zombies. Kalt, tot, emotionslos und völlig der gewinnorientierten Krämerseele unterworfen. Nur die Fassaden sind halbwegs gelungen wieder aufgebaut worden. Nette Hülle ohne Seele drin.

Gut, - so schnell brennt da nichts mehr ;-), erwärmt aber auch in keinster Weise das Herz jener, die spüren können/konnten, was schwelgerische Wohlfühl-Architektur ist.



Hier ein paar Prospekte des Grandes Armazéns do Chiado (altes Photo) mit den und zwei seltenen Aufnahmen aus dem Inneren, um zu verdeutlichen, was ich mit ´Seele´ meine ...

und dies hier aus dem herrlichen Nostalgie-Magazin ,

welches dem heutigen Tag natürlich auch gedenkt .

Kennt jemand Bücher oder Photobände zu diesen beiden Häusern? Gibt doch sonst zu jedem Kram was.
 
Beim wühlen in meinen Archivalienkisten im Keller-Büro bin ich auf einen ausgeschnittenen und heuer leicht vergilbten Spiegel-Artikel aus #35 von 1988 gestoßen.

Wie in den Bombennächten von London

"Europa verlor ein wertvolles Stück seines kulturellen Erbes: Teile der Lissabonner Altstadt gingen in Flammen auf, ganze Straßenzüge brannten nieder. Die einst stolze Kolonialmacht Portugal, heute das ärmste Land in der Europäischen Gemeinschaft, wird die schlimmste Katastrophe seit 233 Jahren nur schwer verkraften können."

Auch als mit eine Luftaufnahme.
 
AW: 25. August 1988 | Chiado, onde estás? | Chiado, wo bist Du?

Ich war im Juli 88 noch in Lissabon, bummeln in der Altstadt, ich konnte kaum glauben was ich einen Monat später gehört habe.
Ich finde, daß der alte Glanz unwiederbringlich verloren ist, aber für die Jugend ist es kein so großer Verlust, die lieben Ihre altstadt so wie sie sie kennen.
 
Na mit Charme meinte ich, daß das Chiado insgesamt durchaus noch was Charme hat, der allerdings nicht an seine Glanzzeiten drankommt, die einem erst so wirklich auffallen (auch mit all seiner charmanten Morbidität), wenn sie weg gebrannt sind.

Die beiden heutigen Kaufhäuser (FNAC&Co) haben ja in ihrem Innenleben nun wahrlich den Charme eines zu Architektur verkommenen Zombies. Kalt, tot, emotionslos und völlig der gewinnorientierten Krämerseele unterworfen. Nur die Fassaden sind halbwegs gelungen wieder aufgebaut worden. Nette Hülle ohne Seele drin.

Gut, - so schnell brennt da nichts mehr ;), erwärmt aber auch in keinster Weise das Herz jener, die spüren können/konnten, was schwelgerische Wohlfühl-Architektur ist.



Hier ein paar Prospekte des Grandes Armazéns do Chiado (altes Photo) mit den und zwei seltenen Aufnahmen aus dem Inneren, um zu verdeutlichen, was ich mit ´Seele´ meine ...

und dies hier aus dem herrlichen Nostalgie-Magazin ,

welches dem heutigen Tag natürlich auch gedenkt .

Kennt jemand Bücher oder Photobände zu diesen beiden Häusern? Gibt doch sonst zu jedem Kram was.
Falls es nach den Jahren immer noch ein Thema ist - vermutlich ja - ich habe bei meinen Recherchen diese Website gefunden. Hier findet man noch die eine oder andere Innenaufnahme, aber sehr spärlich - aber immerhin:
 
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