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Jinn
Gast
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Dietmar schrieb:Diese pauschale Kritik an den Ministern der SPD ist mir eindeutig zu pauschal, und dadurch klingt sie leider rechtslastig.
Oder man will es heraushören und herauslesen?
Ich jedenfalls beziehe mich darauf, dass …
… von den letzten 9 MinisterInnen für Arbeit und Soziales seit 1998 , außer 2, alle von der SPD kamen.
Das, was sich in der ganzen Zeit entwickelt hat (Lebensmittelindustrie, Billigarbeitskräfte, fehlende Wertschätzung der div. Berufe, usw.) ist ja nicht von heute auf morgen entstanden.
Meine Kritik daran hat überhaupt nichts mit Rechtslastigkeit zu tun, es sein denn, Du würdest darunter verstehen, dass man schon rechtslastig ist, wenn man es verurteilt, dass Menschen (egal welcher Nationalität) in Berufen arbeiten müssen, bei denen der Verdienst so miserabel ist, dass halt meist nur Menschen aus anderen Ländern dort arbeiten, bei denen Zuhause noch schlechter verdient wird (oder gar keine Arbeit vorhanden ist.)
Ich erwarte grundsätzlich von der „Politik für Menschen“, dass sich daran ganz drastisch etwas ändert. Besonders aber erwarte ich dies von einer Partei, deren besonderes Anliegen die soziale Gerechtigkeit war, also von der SPD.
Wenn Dir das zu pauschal ist, okay.
Ich finde halt, es bringt mich da sozial und in meinem Gerechtigkeitsdenken nicht weiter, wenn ich hier anfange zu differenziere, und meinetwegen herausstelle, dass die SPD-Minister in anderen Ministerien auch Gutes getan haben.
Ich möchte Dir da mal einen Vergleich aus meiner Sicht nahebringen. Genauso wie in den Krankenhäusern Personal benötigt wird, das keine besondere Einarbeitung und Qualifizierung benötigt, gibt es das in der Lebensmittelindustrie.Dietmar schrieb:Der Vergleich zwischen Krankenhäusern und der Fleischindustrie ist kaum möglich, da die Mitarbeiter im Krankenhaus aufgrund von Einarbeitung und Qualifikationen nicht für drei Monate bis einem halben Jahr hier bleiben und anschließend wieder in ihre Heimat zurückkehren könnten.
Und ebenso Fachkräfte, die langjährig geschult und angelernt werden müssen.
Sogar beim Spargelstechen nehmen die Spargelbauern fast ausnahmslos langjährig eingearbeitete, erfahrene Spargelstecher.
Und genauso wie es in der Fleischindustrie Beschäftigte gibt, die regelmäßig in ihre Heimatländer zurückfahren, gibt es das in allen Pflegeberufen, und auch in den Krankenhäusern.
Die 3-Monatsregelung betrifft nur Drittstaaten.
(Drittstaatsangehöriger, der in einem anderen EU-Mitgliedstaat die Rechtsstellung eines langfristig Aufenthaltsberechtigten besitzt, ist vom Erfordernis der Beantragung eines Visums befreit, wenn die vorübergehende Dienstleistungserbringung in Deutschland drei Monate innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten nicht überschreitet.)
Das Einzige, was europäische Arbeitnehmer machen müssen, wenn sie länger als x Monate in einem Europäischen Land arbeiten und sich aufhalten, ist eine Anmeldung bei den örtlichen Meldebehörden.
Wenn ich angesprochen -nicht „hervorgehoben“ – habe, dass halt unter den (von Dir erwähnten Kombination) Bedingungen für Deutsche (u. auch alle anderen Nationalitäten, die dauerhaft in Deutschland leben und sich eine Existenz aufbauen wollen!) solche Berufe überhaupt keine existenzsichernde Zukunftsperspektive aufweisen, dann im Zusammenhang damit, dass eben Menschen aus anderen europäischen (oder anderen) Staaten nur deswegen „damit einigermaßen leben können“, weil sie in ihren Ländern ein gesichertes Zuhause (Haus, Wohnung, Familie) haben. Und zudem der mickrige Verdienst in Deutschland i.d.R. höher ist, wie bei ihnen Zuhause.
Nicht mehr, und nicht weniger.
So verhält es sich im Übrigen EU-weit! In allen „Billiglohn-Sektoren“ findet man mehrheitlich EU-Bürger aus den ärmeren, lohnmäßig noch schlechter dastehenden EU-Staaten. (Beispiel hier: Portugal )
Manchmal kann das alleinige „Links-Rechts“-Denken auch blind machen für die Realität. Nur: Wenn eine Partei politisch antritt, weil eine Änderung dieser Zustände ihr erklärtes Ziel ist, dann darf sie halt nicht 20 Jahre zuschauen, wie die Zustände immer schlechter werden. Und erst aufmucken, wenn „Corona“ da ist.