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Unverhofft... in Lissabon




Unverhofft in Lissabon... Und nun endlich am Tejo


Eins. Zwei. Und drei. Alle Müllwagen durch. Der Schlaf könnte beginnen, wird aber wohl generell überbewertet...

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Wie schnell die Nacht herum ist?! Heute soll der Tag des Helden sein, endlich der von ihm so heiß ersehnte Flohmarkt aufgesucht werden, von dem er sich so viel verspricht. Was soll es dort nicht alles geben! Vor allem Diebesgut und ähnliches. Das klingt spannend und die Phantasie wächst schier ins Unermeßliche. Meine eher nicht, da ich schon auf vielen Märkten in etlichen Ländern war und oft einfach nur Kram angeboten wird, den keiner so richtig braucht und den man mehr oder weniger nur aus Verzweiflung kauft, weil sich der Aufwand sonst nicht gelohnt hätte. In Lissabon wird es eben gebrauchter portugiesischer Krempel sein, fahre ich alle meine Ansprüche herunter. Aber auch wenn man nichts findet, ist der (die?) "Feira da Ladra" vermutlich einen Besuch wert. "Was dir gestern gestohlen wurde, das kannst du dort heute zurückkaufen", hatte uns unsere Vermieterin Monica mit einem Augenzwinkern erklärt. Die Messlatte für den heutigen Tag liegt also hoch. Beim männlichen Part des Duos jedenfalls...

Schnell noch ein Foto von unserem Mini-Innenhof geknipst (merke: nur was du sicher in der Kamera hast, kannst du getrost nach Hause tragen):

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Vor den Sieg haben die Götter den Kampf gestellt. Während da jemand schon permanent unruhig auf seinem Stuhl herumrutscht, schaue ich ins schlaue Reiseführerbuch. Aha. In Belém einsteigen, "Cais do Sodré" aussteigen und dann laufen. Ich schreib's mir auf, zeichne eine Wegskizze. Dürfte sich finden lassen! Als mir der Druck im wahrsten Sinne des Wortes zu bunt wird, ziehen wir los. Oh, da pfeift jemand vor sich hin! Was mich freut, denn dann könnte es ein guter Tag werden. Ich hoffe sehr, dass "er" schöne Sachen findet und sich damit sein Wunsch erfüllt. Ich wiederum brauche nichts, bzw. habe alles was ich brauche. Definitiv die beste Einstellung für einen Marktbesuch mit reichlichen Käufen, äh Entdeckungen...

Also los! Bahnfahren erspart viele Schritte, so richtig entspannt bin ich aber nicht, da es auf die Stationen zu achten gilt. Bloß nicht verkehrt aussteigen. Aber ich bin richtig, das Abenteuer Lissabon-Innenstadt kann losgehen! Das "ulkige" Boot am Anleger ist jedenfalls schon mal interessant und ein Foto wert, der Schiffsverkehr auf dem Tejo auch.

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Ein "Stein-Künstler" am Ufer animiert Passanten zu einer Mitmach-Aktion:

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Und das musste definitiv sein:

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Das Flußufer ist sonst eher... nun... sagen wir: nicht so besonders interessant, eher Stein, als Sein...

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Da drehe ich mich lieber um, die Stadt des Lichts zu erblicken. Die sich an diesem Tag zugegebenermaßen hinter dicken Wolken verbirgt. Trotzdem hatte ich etwas erwartet. Na gut: erhofft. "Weiß" irgendwie. Was ich sehe ist:

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Kran, Bauzaun, Regen, modernisiertes. Viel Verkehr, den ich für das Bild abgewartet habe. Es ist nicht Porto, nicht die geliebte Stadt, das stelle ich schmerzlich fest. Es ist eher eine "Location" für Touris, jedenfalls aus dieser Blickrichtung. Städtisch, glatt und aufgehübscht, gerade das Gegenteil von dem, was ich mir erhofft hatte... Das Mistwetter trägt zusätzlich zum Eindruck bei.

Obwohl auch restauriert, ist wenigstens ein Haus "ganz nett", da mit ungewöhnlicher Fassade versehen:

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Ich glaube nur an das, was ich sehe.

Carlos Ruiz Zafón​
 
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Unverhofft in Lissabon... Und nun Flohmarkt "Feira da Ladra"


Mein "Großer" rennt fast vorweg, als er den Flohmarkt sehen kann. Nicht etwa, dass ihm jemand etwas vor der Nase wegschnappt, das wäre nun wirklich zu blöd. Auf seiner Seite: das Wetter, mit zunehmendem Nieselregen von jener Sorte, die langsam aber (be)ständig in den Kragen läuft und durch die Klamotten sickert. Mist. Aber wenn man nur eine Woche an einem Urlaubsort ist, muss man es nehmen, wie es kommt. War schon immer mein Spruch auf vielen Wanderungen. Heute wird er sich erfüllen, aber ganz anders als gedacht, schäm...

Im letzten Moment läuft mir noch eher Fisch als Floh über den Weg:

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Geflügelt ist immer gut (ich bin ein Luftzeichen, das lässt sich nicht leugnen)... Aber nun zählt nur der Markt! Ich wollte ja nur so mal eben an allem entlang schlendern, vor allem, da mir das Wasser so langsam schon aus den Schuhen rinnt, aber am allerersten Stand (also mehr Lage) bleibe ich hängen. So ein Ärger aber auch!

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Obwohl schon nassgeregnet, würde ich diese drei Teile sofort kaufen (ausgerechnet sind Hocker mein Spezialgebiet, so ein Mist Zufall aber auch)! Der winzige Verkäufer ist von meinem guten Geschmack begeistert (wäre ich an seiner Stelle vermutlich auch). Die Dollarzeichen blinken schon in beiden Augäpfeln! Dann die große Enttäuschung: Die Touristin ist mit dem Flugzeug da, in dem befinden sich schon Sitze, da wären die Hocker (viel zu) teures Übergepäck!

Ich prüfe nochmal das restliche Angebot und da wäre einiges für mich geeignet:

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Also der abgeschrappte Stuhl, der kleine rote Tisch, das gelbe Minischränkchen, die Bilderrahmen, das wäre alles mein Beuteschema zur Aufarbeitung und Umgestaltung. Zumal die Preise im Vergleich zu Deutschland... Aber leider: no chance!

Dem cleveren Verkäufer kommt eine Idee: er hat noch ein rosafarbenes Bänkchen, ziemlich kompakt, nein eigentlich klein und bei genauerer Überlegung geradezu winzig! Ich gebe auf und gehe mit zum Bully, dem Königreich der verborgenen Schätze (jedenfalls für mich, da ich suche: Holz, Holz und nochmal Holz...). Das Ding liegt noch im Transporter (vermutlich hatte man nicht erwartet, dass sich dafür ein Käufer fände). Ich handle noch ein bischen und das Teil verschwindet in meinem Rucksack. Hallelujah, es ist erst mittags und ich schleppe eine Holzbank auf meinem Rücken. Wie verrückt kann man sein?!

Wo nun die Seitentür schon mal geöffnet ist, fällt der Blick noch auf weitere hölzerne Teile, man wird sich einig und schwupps ist der Rucksack voll. Ob ich nicht noch einmal des restliche Angebot betrachten möchte, fragt der kleine Mann mittlerweile restlos begeistert von mir (wäre ich an seiner Stelle vermutlich auch).

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Tja, da wäre noch manches hölzerne, aber wie schon geäußert, ich bin ja per Flugzeug da. Leider, leider...

Dem genialen Verkäufer kommt die Idee überhaupt: Ich könnte doch gleich alles kaufen und den Bully dazu, dann könnten wir die Flugkosten sparen und er hätte rein zufällig gerade zwei Kennzeichen mit "GL" aus Deutschland da, er würde sie auch anschrauben! Alles komplett für 4000€. Verhandlungsbasis. Versteht sich...

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Es schmerzt, diese wirklich einmalige Gelegenheit nicht annehmen zu können (ein paar Jahrzehnte zurück hätte ich mit ihm vielleicht sogar verhandelt), aber wenn die Blicke meines Begleiters töten könnten, läge ich bereits ohnehin am Boden. Also Abschied mit Wangenküsschen und noch viel Winkerei. Vielleicht hätte ich doch...?!

Jedenfalls wäre es in dem Blechding relativ warm und trocken gewesen, nun aber geht der Regen so richtig los. Viele Verkäufer packen genervt ein und verschwinden, andere holen Plastikplanen hervor. Schlagartig ist nicht mehr viel los.

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So etwas tut mir immer leid für die Verkäufer, besonders jene mit Büchern. Papier und Wasser, das passt schlecht zusammen.

Peter rennt hin und her, mit Gewalt will er etwas für sich finden. Ich möchte ihm helfen und renne mit. Es sind aber nur noch Händler mit asiatischem Billigkram übrig, da ist die Auswahl nicht besonders verlockend. Ein Armband wünscht er sich plötzlich. Ledern. Welches ich ihm auch gern kaufen würde, damit er eine Freude hat. Es findet sich aber keines, so oft wir auch über den Platz hetzen. Immer hin und her und wieder zurück. Alle sind viel zu klein. Ein großer Mensch, dazu Handwerker, hat nun einmal kein Handgelenk wie eine Elfe. Die relativ gute Stimmung des Vormittags ist hin. Aber restlos!

Und noch viel mehr, als ich mich angeregt mit vier jungen Portugiesen unterhalte, die an der Peripherie des Marktes lustig zusammenstehen. Wie käme ich mir vor, so am Rand? Ohne Sprachkenntnisse, bei Regen, auf einem Flohmarkt mit null Stöbererfolg? Ein schlechtes Gewissen macht sich in mir breit, das mir seit Kindertagen vertraut ist. Mit einer kriegstraumatisierten Mutter. Es half nur zu kaspern und den Clown zu spielen, bis die schlimmsten dunklen Wolken sich verzogen hatten. Und automatisch verfalle ich wieder in diese Rolle...


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Hey, wir wollten doch noch in die Alfama, du weißt doch, dieses besondere Viertel mit den schmalen Gassen, maurischen Elementen und Fado-Lokalen. Ist auch gar nicht weit, ich bringe uns hin! Bald sind wir da und ich stelle fest: Hey, das ist schon viel eher mein Ding, als das für Touris aufgehübschte, irgendwie künstliche "Schein"-Lissabon.

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Versuche nicht die Welt zu verändern.
Versuche, dass die Welt dich nicht verändert.


Carlos Ruiz Zafón



 

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Unverhofft in Lissabon... Alfama und Mouradia

Sie sind die ältesten Stadtviertel und nach dem Flohmarkt das heutige Nachmittagsziel.

Unter den Umständen, dass der Flohmarkt wie auch die Stimmung des Helden in gewisser Hinsicht vom Regen ertränkt wurden und ich Möbelstücke im Rückengepäck trage, sind die Voraussetzungen denkbar schlecht. Was wäre besser gewesen? Vermutlich "heim", nach Belém zu fahren, das "Möbel" dezent in einer unauffälligen Ecke abzustellen, heiß zu duschen, einen Kaffee im gleichen Aggregatzustand zu genießen, sich in trockene Klamotten zu wanden und das hochinteressante Kloster direkt an der anderen Ecke mit dem Sarg von Vasco da Gama anzuschauen. Hätte definitiv zu unserer "Beerdigungsstimmung" gepasst...

Offen gestanden: Alles wäre besser gewesen, als den total daneben gegangenen Tag weiter am gleichen Platz fortzusetzen. Aber da war ja der Plan, was man alles noch unbedingt von der Liste anschauen wollte, sollte, müsste, um eine erfüllte Woche zu haben. Nun waren wir schon mal im Innenstadtbereich, also sollte in den sauren Apfel gebissen werden. Dass er aber so ungenießbar ausfallen würde, hätte selbst ich nicht gedacht (wo ich doch sonst immer das Gras wachsen höre...).

Wir entschieden uns also für Alfama und Mouraria. Also besser: Ich entschied. Der Held konnte mit den Begriffen wenig anfangen. Und, wie sich zeigen sollte, mit den Stadtvierteln auch nicht. Meine Einstellung war um keinen Deut besser: Ich hoffte irgendetwas von Porto wiederzufinden... Heute frage ich mich: Wie war es denn nur möglich? Aber ich war wohl ein wenig naiv. Oder voller Hoffnung, der Tag wäre noch irgendwie zu retten. Außerdem wollte ich der Stadt die eindeutige Chance geben, mich doch noch positiv zu überraschen. Ließe sich in etwa damit vergleichen, einen blauen Hosenzug in Shetlandwolle gekauft zu haben, obwohl man für den bevorstehenden Abend ein lackrotes Partykleid Im Auge hatte. Und nun enttäuscht vor dem Spiegel zu stehen...

"Wiki" schreibt zur Alfama:
Zur Zeit der Mauren stellte Alfama den Stadtkern Lissabons dar,..
Moderation: Text gelöscht.
Bitte nur kurze Zitate + Quellenangabe bzw. Verlinkung nutzen( siehe Hinweis vom 6.Mai)


Das also zu den Fakten. Ergänzend kann ich nur zu unserer Stimmung hinzufügen: Still und starr ruht der See. Häuser und Gassen hingegen kennen keine Stimmungen:


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Die alte Dame auf dem obigen Foto ruft uns lautstark heran. Ihrem Wortschwall entnehme ich: "Niemals eine Kamera offen in der Hand tragen, überall sind Diebe und Menschen mit Drogenproblemen!" Sie drückt mir fest die Hand.

Falls doch noch ein Rest der guten Laune vom Morgen vorhanden gewesen sein sollte: In diesem Moment ist er endgültig weg!


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Nichts geschieht zufällig, tief im Innern haben die Dinge ihren geheimen Plan,

obwohl wir es nicht verstehen.

Carlos Ruiz Zafón.

 
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Unverhofft in Lissabon... Mittendrin am Anfang.

- Wie ich Portugal zu lieben begann -​


Wir laufen durch die Straßen. Unlustig. Vorsichtig ausgedrückt. Wohin gehen, was anschauen? In solchen Momenten sollte man sich treiben lassen. Also gondeln wir durch die Altstadt. Wie unaufmerksam angebundene Boote im Hafen. Wonach suche ich? Vermutlich ist es mir an diesem Tag überhaupt nicht klar. Und wurde mir auch in den Jahren danach nicht deutlicher. Lissabon war eben nicht Porto. Punkt.

Heute, genau eben gerade in diesem Moment, habe ich es bei der Betrachtung der Fotos endlich begriffen. Ich war mit einer gewissen Erwartungshaltung in die Stadt am Tejo gekommen! Ein Gefühl, dass ich keinesfalls verspürte, als der Fernbus aus Santiago de Compostela drei Jahre zuvor in der Stadt am Douro ankam.

Ich war damals durch eine Fraktur des Sprunggelenks verletzt, konnte nur mühsam laufen, hatte einen anstrengenden Jakobsweg ab Granada auf Krücken quer durch Spanien hinter mir. Fünfzig Jahre lang hatte ich mich danach gesehnt in der Alhambra zu stehen. Mein Wunsch aus Kindertagen. Nun stand ich hinter einem der typisch maurischen Fenster des Palastes und sah hinunter auf die nächtlich erleuchtete Stadt. Streifte am Folgetag durch die Gärten des Generalife mit seinen Wasserspielen, verwunschenen Ecken, verzaubernden Bauten und prächtigen Pflanzenanlagen.

Auch Sevilla hatte ich tagelang durchstreift. Wochenlang Andalusien durchwandert. Und am Ende des langen Caminos natürlich Santiago. Müde war ich, erschöpft. Voller Schmerzen im Bein. Und in meinem Herzen. Ich war nicht auf positives eingestellt. Auf ein Gefühl wie Glück schon gar nicht. Irgendjemand hatte mir im spanischen Hostal gesagt, dass es in Porto Flüge nach Deutschland gäbe (in Santiago war nichts zu machen, auf Wochen).

So stieg ich völlig unbedarft in den Bus nach Portugal. Ein kleines Land am Rande Europas, das war alles, was ich darüber wusste. Ich versuchte noch den Busfahrer zu befragen, wie lange die Fahrt dauern würde. Aber er war barsch und schubste mich fast in den Bus. Brüllte mich an, eine Frühstückstüte zu nehmen, die es wohl inbegriffen gab. Das ist bis heute mein letzter Eindruck von Nordspanien.

Im Bus gab ich das Set an einen Hippie weiter, der in der Bank auf der anderen Seite saß. Bunte Klamotten, Haare bis zur Hüfte, zerrissene Schuhe, eine abgewetzte Gitarre. Ein kleiner Stoffbeutel mit Kram war sein ganzes Gepäck. Er aß die Toastbrote, das kleine Kuchenstückchen. Trank das Wasser gierig aus. Drückte mir noch einmal die Hand und schlief ein.

Ich schaute aus dem Fenster und dachte: Was für ein Abenteuer! Du fährst in ein fremdes Land. Zu einer Stadt die du nicht kennst. Und kannst nicht einmal sagen, wann du dort bist. Aber Menschen werden immer mutiger, wenn sie erst riskante Erlebnisse überstehen. Sie hoffen auf's nächste. Und wieder eines. Und noch eins. Jedenfalls ist es mir in meinem Leben so ergangen.

Irgendwie rechnete ich mit einem Grenzstein, einem Landschaftswechsel, oder ähnlichem. Darüber schlief ich fest ein, den Kopf an der Scheibe. Kurz erwachte ich in einer typischen unterirdischen "estación de autobuses". Im Bus-Terminal stiegen Passagiere aus und andere ein. Der Bus mit der Windschutzscheibe, die einen Komplettriss von rechts oben nach links unten hatte (das wäre etwas für den deutsch TÜV!) fuhr los. Hielt erneut an einer Haltestelle. Fuhr weiter. So ging es mehrfach. Und ich schlief immer wieder erschöpft ein.

Bei einem Halt standen wir plötzlich oben, ganz normal an einer Straße. Also mitten im Licht. Wo waren wir denn nun gelandet? Hoffentlich hätte ich nicht aussteigen müssen?! Irritiert schaute ich in alle Richtungen. Auf große Werbeplakate an Hauswänden. Spanisch? Portugiesisch? Gab es da große Unterschiede? Schrieb ich es schon: Die unbedarft begonnenen Abenteuer sind immer die besten!

Nach mehreren angefahrenen Städten hielt der Bus an einer Art Metrostation. Alle stiegen aus, also war es eindeutig die Endstation "Porto". Ich humpelte nach draußen, zerrte den 13 kg schweren Wanderrucksack aus dem Bauch des Gefährts, sah mich um. Was jetzt? Viele Passagiere drängten sich um den nahen Kiosk, riefen und fragten durcheinander. Wie, wann, wohin? Ich wagte mich mit meiner Verletzung nicht dazwischen, ein Fehltritt hätte gereicht...

Dass ich umsteigen musste, das wusste ich. Alles fein säuberlich aus dem Smartphone abgeschrieben. Mutig schleppte ich mich die Stufen hinunter. Mit dem nächsten Problem konfrontiert: Wie den Fahrkarten - Automaten bedienen? Ich starrte ihn mehr oder minder verzweifelt und verschwitzt an. Und sah wohl ziemlich hilflos aus. Plötzlich stand er freundlich lächelnd neben mir. Ein strahlender kleiner Mann mittleren Alters, mit leuchtender Warnweste bekleidet. Der Retter in der Not und mein allererster Kontakt mit Portugal überhaupt...

Teil 1 von 2, Fortsetzung folgt


************​


Für die Lissabon-Fans geht' s hier zum Trost mit Fotos "Alfama und Mouradia II" weiter:


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Anhang anzeigen 35997

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Die Komödie lehrt uns, dass man das Leben nicht ernst nehmen darf,
und die Tragödie lehrt uns was geschieht,
wenn wir dem keine Bedeutung schenken,
was uns die Komödie lehrt.


Carlos Ruiz Zafón


 
Zuletzt bearbeitet:
Dein Porto - Lissabon - Empfinden ist schon sehr ausgeprägt.
Zum einen die Umstände, durch die du überhaupt in Porto gelandet bist, zum anderen die Nase rümpfende ausbremsende Begleitung in Lissabon? ;)

Ich bin weder Fan von Porto noch von Lissabon, soviel dazu.
Beide Städte sind mir zu hektisch, ich mag es lieber ruhiger.
...
Erzähl aber schön weiter, ich lese mit.
:)
 
Ich hatte ja ähnliche Empfindungen anfangs.
Nach einigen Lissabonbesuchen der auch eher abseitigen Art aber und nach einer schweren Enttäuschung im "neuen" Porto haben wir die "Große"
nun auf den zweiten, dritten, vierten Blick lieben gelernt.
Auch Porto würde ich gerne wieder eine Chance geben.
Hat sich bisher noch nicht ergeben.
 


Unverhofft in Lissabon... Mittendrin am Anfang II.

- Wie ich Portugal zu lieben begann -

Du stehst also mit Krücken in einer Metrostation. In einem dir fremden Land, von dem du kaum mehr weißt als: dass es am Atlantik liegt, das Nachbarland von Spanien ist, es unter einem Faschisten schwer gelitten hat, der Fado dort herkommt, wie auch ein gewisser Ronaldo. Ach ja, aus der Stadt Porto kommt der Portwein. Und einen Fluss gibt es dort. Das Wichtigste: Ein Flughafen, von dem aus man heim nach Deutschland kommt, ganz gleich in welche Stadt. Punkt. Ende. Aus.

Das war also die Situation. Es war brütend heiß, da ich meine Wetterjacke und viel andere Kleidung am Körper trug. Merke: Was du am Leib trägst, musst du nicht auf dem Rücken im Wanderrucksack schleppen! Der ist ohnehin genug gefüllt, bei einer 1300 km -Tour.

Der nette Helfer fragte: "English?" Ich nickte und atmete erleichtert auf, erklärte ihm wohin ich musste und zeigte ihm meinen Merkzettel. Er lächelte immer noch, während er mir das Ticket zog und erklärte, wie ich zum Hostel käme. Es war das TATVA, in der Nähe der Kathedrale. Dafür musste ich umsteigen. Trindade war glaube ich die Wechselstation (ach, wie oft würde ich später dort umsteigen und ahnte noch nichts davon). Dort stände auch ein Helfer mit auffälliger Warnweste, der würde mir weiterhelfen und ich solle ihn herzlich grüßen, denn er wäre sein bester Freund. Das tat ich und landete unkompliziert im nächsten Zug.
In Erinnerung habe ich noch, wie ich dachte: Wie freundlich die beiden Portugiesen waren und der englischen Sprache mächtig, es war plötzlich alles viel einfacher! An São Bento stieg ich aus. Schleppte mich erst einmal die Treppen nach oben. Presste die Lippen bei jeder Stufe aufeinander, um nicht zu jammern. Tageslicht. Viel Autoverkehr, alles sehr belebt. Und nun? Auf der anderen Seite entdecke ich so etwas wie eine Touri-Info. Dort wurden zwar Tickets für die Hop-On Hop-Off Busse verkauft, aber vielleicht hatten sie auch Stadtkarten? Sie hatten und zeichneten mir die Straße ein, zeigten mir draußen die Richtung. Wieder superfreundlich, obwohl ich nichts kaufte. Ganz langsam fasste ich etwas Vertrauen in dieses fremde Land. Waren hier alle Menschen so hilfsbereit?

Die gesuchte Straße erwies sich als schräg ansteigend. Jeder Schritt eine Qual für sich. Zu allem Unheil reihte sich winziges Lädchen an ein noch kleineres, auf beiden Straßenseiten, alle stockdunkel. Und kein Ende nehmend. Vor jeder Ladentür standen nur Männer, die ich gedanklich nach Indien oder Pakistan verortete. Was sich später als zutreffend erwies. Zudem hatte ich einen penetranten Geruch nach Urin in der Nase. Wie ich später lernte, sind so einige kleine Geschäfte in der Stadt nicht beleuchtet. Und viele haben keine eigene Toilette. Das verstehe ich heute, aber 2013 verunsicherte es mich ziemlich. Wo war ich da gelandet?!

Da das Hostel aussah wie alle anderen Häuser auch und von keinem auffallenden Schild gekennzeichnet war, ging ich daran vorbei. Wieder zurück. Und nochmal an den Männern vorbei, wie Queen Mum bei der Abnahme einer Parade. Keiner sagte etwas. Alle starrten mich an, oder mir nach, so empfand ich es. Sie ahnten sicher wohin ich wollte. Aber niemand wagte mich anzusprechen. So erfuhr ich es später. Beim zweiten Anlauf hatte ich Glück und fand den Eingang. Meine Buchung wurde gleich bestätigt und man führte mich durchs Haus. Statt: "Ich brauch' nur irgendein Bett", war ich in einem Designhostel gelandet.

Es gab eine Bar/Lounge, Dachterrasse, Wäscheraum mit allen erdenklichen Maschinen, Küche mit weit mehr als man brauchte, Frühstücksraum, Fernsehzimmer, Bibliothek (ich griff mir gleich "Die Wand") und natürlich den Internetraum mit reichlich PCs. Alles in tollen Farben und z.B. mit einem ringsum in die Wände eingelassenen Aquarium.

Das große Zimmer selbst (für nur vier Gäste) war der Hammer, besonders, da ich es in der ersten Nacht komplett für mich allein hatte. Ich warf meine ganze Last buchstäblich von mir (auch die seelische), trat auf den Balkon mit dem zierlichem Metallgitter, sah all' die für mich wunderschönen, mit Fliesen bedeckten Häuser auf der anderen Straßenseite, die Dächer voller Möwen, eine Kathedrale inmitten einer Altstadt. "Heaven must be here", bloggte ich (damals gab es noch blog.de) und fügte ein Foto an, mit meinem wundervollen Etagenbett aus massiver Buche, der dicken Matratze und den fülligen Kissen und Decken mit schneeweißer Bettwäsche bezogen.

Wer schon selbst gepilgert ist kennt sie Umstände ich den Herbergen. Auf dem "Via de la Plata" waren sie noch wesentlich schlimmer, da weniger begangen. Man schläft auf (oder unter) Herbergstischen, in Garagen, auf Spanplatten statt Lattenrost, zum Teil mit Hund oder Katz. Im schlimmeren Fall mit Kakerlaken und oder Bettwanzen. In dieser Hinsicht war ich wirklich im Paradies angekommen. Und schlief auf der Stelle ein.

Als ich erwachte duschte ich ein zweites Mal, als wollte ich all' die Last, den Kummer, den Schmerz und die Tränen der letzten Monate endgültig abspülen! Ich zog mich sauber an (mit der Wechselgarnitur) und hinkte los. Fluss ist immer gut, dachte ich. Boote, Schiffe, Treibholz, das Meer sind meine Leidenschaften. Also zurück zur Hauptstraße (wieder an den zum Teil dösenden Männern vorbei). Ich schaute nach links und nach rechts, aber es war nichts zu erkennen. Die Altstadt wollte ich mir für einen anderen Tag aufheben, deshalb bog ich nach links ab. Die Häuser dort begeisterten mich nicht gerade. Komplette große Seitenwände mit Wellblech "verkleidet" hatte ich zuvor noch nie gesehen. Verschönerte nicht gerade. Ein Straßencafé sah auch nicht einladend aus. Eine Großbaustelle schon gar nicht.

Ich wechselte von einer Straßenseite auf die andere. Aber nirgends fand ich lohnende Fotomotive. Dann sah ich eine Brücke. Dort vermutete ich demzufolge den Fluss, dessen Namen ich längst vergessen hatte. Viele hatte ich schon gesehen, in so einigen Ländern der Erde. Ich erwartete also (fast) nichts. Das ist die beste Einstellung, die man haben kann. Ich schaute von der Brücke nach unten, da mitten darüber eine Bahn fuhr, mit ziemlicher Geschwindigkeit. Unten waren morbide, aber bewohnte Häuser zu sehen, mit weinberankten Pergolen, alten Frauen in Kittelschürzen und bunter Wäsche auf der Leine, die im Wind flatterte. Das waren lohnende Fotomotive in meinen Augen!

Die Bahn war weg, ich humpelte über die Schienen zum Brückengeländer auf der gegenüberliegenden Seite und sah hinunter. Auf den blaugrünen Fluss, in dessen Wellen sich die Sonne in tausenden Lichtern zu spiegeln schien. Hölzerne Rabelos schaukelten am Ufer, mächtig große Möwen ließen sich heiser schreiend vom Wind in die Höhe tragen. Und als wäre das alles noch nicht genug, blickte ich auf eine Spielzeugstadt aus bunten Häusern in vielen Farben, mit klitzekleinen Balkons, ein Musikant spielte (sein Gesang klang herauf), Menschen bummelten an den Ufern entlang und ich roch zum ersten Mal gebratene Sardinen auf Grills.

Ich weinte. Alles brach aus mir heraus, was ich vorher gelitten hatte. Ich vergaß die Schmerzen, die Einsamkeit, die Ängste, die schier endlos zu laufenden Strecken, die Verzweiflung, als traurige Nachricht von zu Hause kam. Den Druck, Santiago unter allen Umständen (auch verletzt) erreichen zu müssen. Als ich dort ankam empfand ich nichts. Einfach gar nichts. Jetzt empfand ich alles durcheinander. Freude, Glück, Erleichterung, Freiheit. Ich war angekommen. Endlich. Zu Hause.


Das ist jedes Mal wieder so. Ich komme nach Hause, wenn das Flugzeug landet.
Und klebe mit meinen Blicken und Tränen an der Scheibe, beim letzten Blick auf die geliebte Stadt.


Jetzt rollen ein paar ganz leise. Porto, ich sehne mich nach dir. Auch wenn du dich veränderst.
Mir geschieht es ja auch...



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@ALISAN

Früher mochte ich auch freie Landschaften lieber. Hatte etwas von Freiheit. Und Weite.

Nun lebe ich aber seit Jahren hier auf einem Dorf, in einem Siedlungshaus mit Zaun drumherum. Als Gast meines Lebensgefährtin und Nachbarin von Ostfriesen, die mir ständig erklären wie schön die Busreisen "nach bayrische Bergen" sind. Was soll das, mit dem Ausland?! Hier hat man doch alles. Kühe, Wiesen und Netto.

Die Welt "da draußen" interessiert hier keinen, nur das Unkraut im Rasen des Vorgartens (vor allem dem des Nachbarn). Was macht das Enkelkind, habt ihr schon Kartoffeln gesetzt, die Fenster müsst ihr aber auch mal wieder putzen. Und das Auto, Jan wäscht unseres jeden Samstag! Manchmal habe ich vier Wochen lang das Haus nicht verlassen und andere Menschen nur durch das Fensterglas gesehen. Ich konnte und wollte nichts mehr davon hören und sehen.

Auf meinen vielen Wanderungen haben mich Landschaften begeistert, gerade jene in Nordspanien. Galicien ist mein liebster Abschnitt. Verwunschene Wälder, keltische Musik, Sagen und Märchen, kleine Dörfer, eher stille Menschen...

Aber heute suche im Urlaub nach Leben. Nach Menschen und Gesprächen. Galerien. Künstlern. Museen, Antiquariaten, Restauratoren, Häfen.

Und auch nach lost places. Obwohl ich hier quasi in einem wohne. Seitdem bin ich" lost".

Ich sehne mich nach buntem Treiben um mich. Danach darf es wieder still sein. Denn dann muss/kann ich alles Erlebte erst einmal wieder verarbeiten. Zeichne, schaue mir die Fotos an und bearbeite sie, beschäftige mich mit Holz, lese nach. Und erinnere mich...

LG
@Farbenzeit

Deinen Bericht zum Porto-Aufenthalt habe ich gelesen. War geschockt darüber, was ich las und auf den Fotos sah!

Aber ich sehe auch immer die andere Seite, du kennst ja meine Meinung dazu. Nur weil ich den morbiden Charme der Stadt mag, kann ich von den Menschen die dort leben und keine Touris sind, sondern den Alltag in längst nicht mehr zeitgemäßen Wohnungen bewältigen müssen, erwarten, dass sie dort weiter so existieren, weil ich keine Veränderungen möchte.

Natürlich existiert aber auch dazu wiederum eine Gegenseite. Wenn alles blank poliert wird, in den erneuerten Objekten weitere Hostels, booking.com und airbnb - Unterkünfte entstehen, aus lokalen Geschäften "hippe Locations" werden, und noch mehr asiatische Händler die kleinen alten Läden übernehmen und zu Kitsch-Hochburgen machen, immer mehr Ketten sich breitmachen, die es überall in der Welt gibt, dann wird es auch für mich schwer werden, das vertraute, geliebte Porto wiederzufinden.

Aber indem ich dort übernachte, in Lokalen esse, die Metro benutze und mit dem Flugzeug ankomme, trage doch auch ich zu diesen Veränderungen bei. Und bin Teil des zerstörerischen Systems der Urlaubsindustrie.

Noch besuche ich nicht nur die Stadt, sondern auch die Menschen, die mir dort vertraut geworden sind, das ist für mich ein (aber nur ganz kleiner) Unterschied. Sie werden in ein paar Jahren nicht mehr dort anzutreffen sein. Doch ich werde dann auch nicht mehr reisen können. Vielleicht gelingt es mir noch ein oder zwei Mal, mehr sicher nicht.

Aber auch das mit schlechtem Gewissen. Zu zerstören, was ich liebe. Und das stimmt mich traurig...
 
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Hallo, Du bist nach Lisboa gefahren und wolltest eigentlich "Dein Porto" dort finden; aber das funktioniert nicht; Du vergleichst und findest nicht, was Du suchst; Porto ist Deine "Seelenstadt" und Du hast Lissabon nicht die Chance gegeben, dass zu zeigen, was Du finden willst; lg petra
 

Unverhofft in Lissabon... Bairro Alto und Chiado (?)

Häuserfronten, Gassen und Straßen gehen in großem Gewirr verschachtelt ineinander über. Was ist das eine Viertel, welches das andere? Wir treiben noch immer wortlos dahin. Das Wetter hat sich wenigstens beruhigt und beschert uns (zwischendurch) trockene Phasen, manchmal sogar einen Sonnenstrahl. Ab und zu folgen wir Menschen, dann wiederum biegen wir einfach so in Gassen ab. Ich fotografiere, um mir digital zu bewahren (und später anschauen zu können) was in der realen Situation an mir vorbei zu ziehen scheint. Längst könnte ich nicht mehr sagen wo genau wir sind, aber an Tagen wie diesen spielt es auch keine Rolle mehr.

Es sind eher die kleinen Dinge, die ich auf's Bild bannen möchte. Weil oft gerade sie es sind, die mich zu sich rufen. Eine Stadt ist eine Stadt, ist eine Stadt. Ich bin der Reiseführer, aber gerade unendlich müde. Die kurzen und ständig unterbrochenen Nächte haben mich an den Rand der Belastbarkeit gebracht. Ist es dieser Tag, an dem ich merke, dass ich Zeit für mich brauche? Ruhephasen. In denen ich spüren möchte angekommen zu sein?!

Ich bin da, sitze auf einem Balkon, oder an einem geöffneten Fenster und lasse das bunte Treiben um mich her auf mich wirken. Schaue einfach nur zu, bin ein Teil davon. Entspannt, ohne jeglichen Anspruch auf irgendetwas. Vielleicht sogar leicht schläfrig in der Sonne, mit dem wunderbaren Gefühl alles loszulassen. Das ständige Rattern im Speicherhirn nicht mehr zu spüren, sondern den Wind, die Wärme und vor allem Freiheit. Ganz ohne permanente Gedankengänge.

An Vila do Conde (auf meinem/unserem Caminho Portugues) denke ich gerade, wo es diese Situation gab. Ein winzigkleiner Balkon, ein geräumiger Korbstuhl, strahlender Sonnenschein, der Fluss Ave praktisch zu meinen auf das Geländer entspannt gelegten Füßen, den Blick auf das Museums-Segelschiff aus dem 16.Jahrhundert gerichtet, die unten im Restaurant sich unterhaltenden portugiesischen Stimmen murmelnd vernehmend - das war so eine Situation. Ich dachte an überhaupt gar nichts. Ich fühlte und hörte nur. War in diesem Moment ganz dort angekommen, wo ich war... Bis sich die Zimmertür öffnete und die Errungenschaften des nahen Supermercado auf dem Tisch ausgebreitet wurden. Willkommen zurück in der Realität.

Dieser Weg (von Porto nach Santiago de Compostela) wird vielleicht irgendwann eine eigene Erwähnung finden, aber noch nicht hier und jetzt...


So folgen jetzt erst einmal nur Fotos, die bekanntlich mehr zu sagen vermögen, als tausend Worte:

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Aber wer schützt uns vor uns selbst?

Nichts überrascht und erschreckt mehr als das,

was man schon weiß.

Carlos Ruiz Zafón




 
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Unverhofft in Lissabon... Kathedrale und Stadtleben



Wer kennt sie nicht, die bunten Tuk-Tuks?

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Vor der "Catedral Sé Patriacal" warten sie auf Fahrgäste:

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"Opfer" gäbe es vor der Kathedrale genug:

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Das ist dann so gar nicht meine Welt, schnell hinein, in die Kathedrale:

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Tja, wäre meine Welt gewesen (tolle Motive) aber Begleiter und Kamera wollen nicht...


Na gut, dann draußen (und auch noch unerwartet gelungen):

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Das ist für mich wieder "Touri- Disneyland":

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Diese Läden für Fischkonserven sind oft die reinsten "Verkaufskathedralen":

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Und dies ist das allereinzigste Mal im Urlaub in einem Lissabonner Cafe-Restaurant:

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Vielleicht werden später Nachmittag und Abend am Tejo besser?



Die Hoffnungen sind den Menschen zu eigen,
das Schicksal aber teilt der Teufel zu.


Carlos Ruiz Zafón



 



Unverhofft in Lassabon... Baixa und Abend am Tejo

Offtopic möchte ich beginnen, mit der Hoffnung, dass diese überschaubaren Sätze nicht "der Schere der Bearbeitung" zum Opfer fallen. Falls doch, verstehe ich es. Regeln sind da, um sie nicht zu brechen. Sonst herrschte in kurzer Zeit ein drunter und drüber. Zugleich möchte ich sagen, dass hier Menschen schreiben. Keine Roboter, keine in irgendeiner Form "Maschinen". Wir alle haben Gründe dafür, warum wir sind, wie wir sind. Und uns auch so äußern. Eben das macht uns menschlich. Und gerade deshalb lieben wir Portugal. Weil die Menschen dort (noch) ihre Gefühle zeigen. Ihre Freundlichkeit und Offenheit uns immer wieder überrascht. Das Land uns immer wieder neu zeigt, wie das Leben auch stattfinden kann. Freundlich eben...

Warum ich das schreibe: Seit Jahren war ich ohne Kontakt. Wenn man nicht weiß, ob ein Kind überhaupt noch lebt, oder wie es ihm ergeht, ist der Schmerz schier grenzenlos. Das erträgt keine Mutter, die ihre Kinder liebt und im Herzen trägt. Überall hin. Es war kein Zufall, dass ich damals in Porto die kleine Kirche "fand" und Alberto im Arm hielt. Es sollte so sein. Menschen scheitern oft ohne ihr Zutun. Und brauchen Hilfe, um aufstehen zu können. Den Mut, einen Weg zurück zu gehen.

Am gestrigen Abend erhielt ich, während ich hier schrieb, eine Mail, deren Absender mich fassungslos machte. Nach all' den Jahren, in denen ich immer Nachrichten geschickt hatte, an Geburtstagen und Weihnachtsfesten. In der Hoffnung, dass solange Mailadressen beständen, es irgendwo auf der Welt einen Menschen gäbe, der sie doch lesen würde. Dass wenigstens dieser fragile Spinnenfaden nicht zerreißen würde. Dass irgendwann bitte, bitte ein Lebenszeichen kommen und ich bis ans Ende der Welt reisen würde, um mein Kind zu retten. Auch wenn es an Jahren erwachsen ist.

Am Freitag werde ich in einem Zug sitzen und aufgeregt meinem Ziel entgegen fahren. Was wird man mir berichten? Werde ich reden können, Fragen stellen dürfen, mein "Kind" in die Arme nehmen?


***************

Zurück nach Lissabon. Wo ich wenigstens ein paar schöne, altmodische Läden entdecke. Dort würde ich gern stöbern, aber Männer interessieren sich leider eher weniger für Knöpfe und Häkelarbeiten...


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Die Farben begeistern mich und die Handarbeit, die dahinter steht.

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Wir kommen nun offensichtlich in das Stadtviertel "Baixa" mit seinen Läden und Kauflustigen.

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Es ist ein warmer Sommerabend und meine Gedanken kehren zurück nach Montmatre. Dort stand ich abends, bei Sonnenuntergang, in einer ähnlichen Situation auf Treppenstufen. Auch dort um mich her junge Menschen, wie nun hier, in Lissabon. Auch sie hatten Wein mitgebracht, auch dort erklang Musik, tanzten so manche Paare. Es war drei Jahre bevor ich hier, am Tejo, stand.

Ein Camino endete damals erfolgreich in Finisterre (am sog. Ende der Welt) und mein britischer Weggefährte der letzten Tage (Oxfordprofessor) fragte: "Hättest du Lust mir mir über Paris zurück zu fahren?" Ich war verrückt genug "ja" zu sagen. Nach 36 Stunden Busfahrt waren wir da. Und standen abends eben dort. Auf den Stufen von Montmatre.


Damals dachte ich: Richtiger Ort, ideale Zeit, tolle Musik, falscher Mann. Schade!
An diesem Abend am Tejo in Lissabon... Das überlasse ich jetzt der Phantasie...


 

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Unverhofft in Lissabon... Abends am Tejo

Der Tag könnte romantisch ausklingen. Ich könnte mich auf das kleine rosane Bänkchen aus meinem Rucksack setzen, er sich neben mich. Oder wir könnten die Melodien leise mitsingen und auf den abendlichen Fluss schauen. Alternativ ein paar Tanzschritte wagen und uns freuen, dass wir einen so wundervollen, warmen Novemberabend in Lissabon erleben dürfen. Was davon geschieht? Nichts. Oder hatte jemand anderes erwartet? Vermutlich nicht einmal ich selbst...


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Warum sind wir überhaupt dort, alles kostet Geld und man bekommt nichts dafür (ach ja, was hab' ich dann immer noch im Rucksack?) die ganzen Tage waren Mist und ob der morgen angedachte Flohmarkt "was bringt" ist auch noch die Frage! Tagsüber war ich schon schweigsam, jetzt bin ich noch stiller. Versuche mir gedanklich die Ohren zuzuhalten und "wegzuhören". Was schwer ist, wenn man neben einem Menschen steht, dem Zorn förmlich aus den Poren quillt. Immer ewig nicht geäußert, aber dann quasi in einem Vulkanausbruch herausgeschleudert.

Als dann auch noch ein junger Mann Drogen anbietet, ist es das Zeichen zum Aufbruch. Nicht etwa allgemein. Sondern unseres. Wir trotten nebeneinander her und ich denke an einen Moment während einer Zusatzausbildung (Gerontopsychiatrie). Der ausbildende Therapeut sagte damals: "Du wirst auf Dauer verlieren, wenn du dich immer verstehend äußerst. Es gibt Patienten die das ausnutzen, sie werden dich am Bändsel tanzen lassen, wenn sie spüren, womit sie dich verletzen können!" An diesem Abend denke ich wieder einmal daran. Nicht nur zu Pflegende verhalten sich so...

Ach ja, an den "Steinmännchen" vom Vormittag kommen wir vorbei, nun bewachen sie stolz aufgerichtet die beginnende Nacht...

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"Warum fotografierst du Steine?" Warum nicht? Ich bin doch von ihnen umgeben, von einem Tag und Nacht, der ein Herz ersetzt, dass wohl nur selten etwas fühlt...

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Was wohl da drüben, am gegenüberliegenden Ufer sein mag? Geheimnisvolle Lichter leuchten, Schatten und Umrisse versprechen Geheimnisse, der alles überragende "Christo Rei" scheint die Arme über der Stadt auszubreiten, als wolle er sie beschützen. Mich auch. Und ich ahne nicht, dass er es am nächsten Tag besonders tun wird, weil ich vertraue, auf Gott, auf mein Schicksal, auf etwas, dass mich schon vor meiner Geburt beschützt hat, damit ich diese Welt und ihre Schönheit erleben darf, wie immer man das auch bezeichnen mag. Es wird ein ganz besonderer Moment für mich sein, in dem ich versuche ein albernes Lachen an meiner Seite zu ignorieren...

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Da könnte man sich doch dazu setzen, etwas trinken, über den Tag reden, sich freuen, dass man nicht im kalten, verregneten Deutschland... Nein? Ach, ich dachte mir's schon. Es wäre wohl auch schweigsam geworden...


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Im "Little House Belem" kann ich endlich meine kleinen Schätze auspacken. Um sie rasch in einem Schrankfach unter der Dachschräge verschwinden zu lassen. Soviel Freude für ganze 20€. Und ich darf sie mir nicht anmerken lassen...

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Eine ganze Zeit lang sitze ich noch am vergitterten Fenster. Schaue aus der Gasse hinüber zur Straße, auf der noch das Leben pulsiert. Der Tag war daneben. Die Stadt ist die verkehrte. Und ich bin es vermutlich auch. Ich bin so voller Leben neben einem Mann, der diese Leichtigkeit gar nicht kennt. Nur die Enge in seinem Kopf. Einen ständigen Anspruch auf etwas, der sich nie erfüllt. Weil er fern jeder Realität ist.

Er hat mir einmal erzählt, wie er (direkt nach der "Wende") in einen Westberliner Laden ging und nach etwas fragte, was er kaufen wollte. Das gab es dort aber nicht. Er war enttäuscht, war er doch des Glaubens, dass es in westdeutschen Leben "alles" gäbe. Ich fragte nach, was er denn meinte mit "alles"? Er war sofort zornig. "Na alles eben!" Ich konnte das einfach nicht nachvollziehen. Ein Laden, der von Schuhsohlen, über Aquariumfische und Autoersatzteile für jede Marke, bis zu Atomkraftwerken alles führte? Auch Schwimmbecken, Perücken, Marktstände und Heizkörper? "Ja", antwortete er, "ich erwartete im Westen gäbe es eben alles". Das machte mich wahrhaftig sprachlos und noch heute, nach siebenjähriger Beziehung, sitze ich manchmal buchstäblich mit offenem Mund da...

In Lissabon plante ich den (wie ich meinte) vorletzten Tag. Es fand ein weiterer Flohmarkt statt und ich hoffte intensiv, dass er die Fehlplanung des heutigen Tages wett machen würde. Es musste geradezu so sein! Auf die andere Seite des Tejos hatte ich am Abend oft geschaut. Dort sollte ein Segelschiff aus vergangenen Jahrhunderten liegen, wenn er das sähe, wäre er als Modellbauer bestimmt begeistert! Die Müllautos kamen. Eins. Zwei. Ich zählte allein, aber winkte durch die Gitter. Wie einsam kann man sich fühlen, obwohl man zu zweit verreist ist...

Der Samstag soll also sein Tag werden. Und wird doch ganz der meine. Jener, den ich nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Er wird mich auf einen wunderbaren Markt an einem großartigen Ort führen. Ich werde staunen und forschen, mich unterhalten und heimisch fühlen. Lächeln. Lachen. Lost places warten auf mich, wie ich sie mir in dieser geballten Form nie erhofft hätte. Es wird ein purer Abenteuertag, der mir immer in Erinnerung bleiben wird. Und mich am Ende auf die Brücke führt. So oft hat sie mich gerufen, an diesem speziellen Tag ihr Lied von der Freiheit und vom Wind immer lauter gesungen, als locke sie mich. "Komm her, geh' immer weiter, fürchte dich nicht, verschließe die Ohren vor den falschen Klängen, höre nur auf mich, ich rufe nach dir! Folge dem Klang und du wirst alles gewinnen, wonach du dich gesehnt hast!" Und ich wagte es...


***************


Ich erzählte, dass ich bis dahin nicht begriffen hatte,
dass es eine Geschichte von einsamen Menschen,
von Abwesenheiten und Verlust war,
und dass ich mich deshalb in sie hineingeflüchtet hatte,
bis sie mit meinem eigenen Leid verschmolz,
als entwischte ich aus den Seiten eines Romans.


Der Schatten des Windes

Carlos Ruiz Zafón


 
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so tolle Bilder, die so viel ausstrahlen, zumindest für mich , ich kann Deine Gefühle sehr gut verstehen....lg petra
 

Unverhofft in Lissabon... Prozession in Belém


Mit mutigem Herzen stehe ich auf, fest entschlossen, aus diesem Tag herauszuholen, was nur irgendwie geht. Nicht für mich, sondern den Großen. Wenn er entspannt und gut gelaunt ist, habe auch ich eine relaxte Zeit. Ich muss nur durchziehen, was ich an Höhepunkten für ihn entdeckt habe, er wird bestimmt staunen, den halben Flohmarkt leer kaufen und begeistert im Museumsschiff herumklettern. Ein maritimes Museum soll es dort auch geben und zum Abschluss werde ich ihn zum Abendessen einladen, in ein schönes portugiesisches Lokal. Das absolute Maximum möchte ich für ihn organisieren, es soll ihn regelrecht überwältigen!

Und der Tag danach (unser letzter in Lissabon) soll das obligatorische Sightseeing bieten, vieles des Touristen- Standardprogramms haben wir ja gar nicht absolviert, aber es ist wohl unvermeidlich und rundet den Urlaub ab. Unter dem Motto: "Das Beste kommt zum Schluss!"

Es hätte so kommen können. Sollen. Vielleicht sogar müssen, um diese Woche noch irgendwie zu retten. Aber da ist ja noch so etwas wie Schicksal. Andere nennen es auch Zufall. Jedenfalls passierte nichts von dem, was von mir vorgesehen und erhofft war. Beide Tage waren irgendwie meine. Einer der Himmel (um mal diesen Vergleich zu wählen), der andere die Hölle. Sozusagen vom Höhenflug zum Absturz. Wie dereinst Ikarus, der mit seinen wächsernen Flügeln der heißen Sonne zu nahe kam...

Beim Frühstück im kleinen Haus hören wir ungewohnte Geräusche, sogar Pauken und Trompeten. Nett, dass man meine Ideen auf diese Art bekräftigt :rolleyes:. Nach ein paar Minuten entscheiden wir aber doch, der Sache auf den Grund zu gehen! Oh, eine Prozession aus der Stadtmitte zum nahen Kloster, da sause ich schnell zurück und hole die Kamera.

Offenbar marschieren da stolz und gutgelaunt etliche Bruderschaften vorbei, die Schilder (Wappen?) und bestickte Fahnen bei sich tragen, die z.B. Ursprung und Gründungsjahr bezeichnen. Schöne Wollumhänge tragen sie, Hüte, Kappen, Stiefel, Insignien. Pferde gibt es auch, es sieht aus wie in früheren Jahrhunderten - ich bin buchstäblich "aus dem Häuschen". Und alles kaum zehn Meter davon entfernt. Die Sonne strahlt dazu vom blitzeblauen Himmel, mein Herz öffnet sich ganz weit...

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Heute kann überhaupt nichts schiefgehen. Ich habe genauestens erkundet wann wir von wo mit der Bahn abfahren, wo und wann wir in den Bus umsteigen, durch welche Straßen wir zum Markt laufen werden (extra eine Zeichnung dafür angefertigt). Dass es sich aber (statt wie pauschal als Flohmarkt in Reiseführer und Internet bezeichnet) eher um ein Ereignis und eine Location handelt, wo man mindestens einen halben Tag hätte locker verbringen können, das stand nirgends. So sind wir beide unbedarft und voll freudiger Erwartung. Noch...

Ich muss nur alles richtig machen und Geduld bewahren, wenn andere Menschen keine haben. Denke ich.



Geduld ist die Mutter der Wissenschaft und die Patin des Wahnsinns.

Carlos Ruiz Zafón



 
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Unverhofft in Lissabon... Nun im Park von Belém und in der City-Metro



Jetzt wird es wohl ziemlich "fotolastig". Die später noch folgende Beschreibung des Tages ohnehin. Aber ihr wolltet ja Bilder, hier sind sie :). Heute werde ich hoffentlich schreiben (können) so weit ich mit der Schilderung dieses im wahrhaften Sinne Sonntages noch vorankomme...

(Offtopic: Der morgige "Reise- und Begegnungstag" wirft eindrücklich seine Schatten voraus -Infomails kamen schon- und ich spüre schon jetzt die aufkommende Wehmut in mir, die morgen mit Sicherheit eine große Rolle spielen wird.)

Aber zurück nach Lissabon, speziell nach Belém. Da das Wetter so einladend ist, bummeln wir in Ruhe (auf meinen Wunsch hin) durch die dortigen, parkähnliche Grünanlagen, die ich bisher nur bei Dunkelheit gesehen habe. Wie schön, sie nun bei Licht und belebt zu sehen, gern würde ich mich einfach so auf eine der tollen Bänke (zum Teil aus Marmor) setzen und mir einfach nur "das Leben" dort anschauen. Aber das geht nicht, weil ja der Flohmarkt so heiß erwartet wird und ich lieber nachgebe, als neuen Unmut hervorzurufen. Besser isses...


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Die rosafarbene Häuserzeile im Hintergrund ist übrigens der Präsidenten-Palast...

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Grafitti in unterirdischer Station:

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Der Große fotografiert, weil ich's tue. Wenn ich es richtig erinnere, knipst er danach keine weiteren Aufnahmen mehr. Wovon auch. Der Schock der Enttäuschung sitzt wohl zu tief. Und ist dabei nur der Anfang des ganzen Dramas.


Das Unheil nimmt seinen unaufhaltbaren Lauf...

(nein, dieses Mal nicht von Zafòn, "nur" von mir)



 
Unverhofft in Lissabon... Und in der LX Factory.

Am Nachmittag habe ich heute die Fotos angeschaut und gedanklich sortiert. Damit kamen alle Gefühle von damals zurück. Wie ich bemüht war, nur keinen Fehler zu machen, keinesfalls den Tag zu verderben, die richtigen Ziele für meinen Helden auszusuchen. Um nicht wieder einer angespannten Stimmung ausgesetzt zu sein. Es sollte ein schöner Tag für uns beide werden. Bummeln über einen Markt. Klettern in einer alten Fregatte, Kaffee trinken, an einem ganz besonderen Punkt. Was davon erfüllte sich entspannt?

Die Umsteigerei in den Bahnen samt Ticketkauf klappte super, der Bus fand sich und das angestrebte Ziel dank meiner Skizze auch. Wie erleichtert war ich! Lissabon ist ja nicht gerade klein und wenn man außerhalb wohnt, hat man nicht so den Überblick über die vielen Viertel. Aber nun waren wir in der richtigen Straße unterwegs und ab jenem Moment, da man das Ziel erkennen konnte, waren wir wieder beim alten Spiel angelangt. Einer vorweg. Die Partnerin mit dreißig Meter Abstand hinterher. Nur fanden sich dort so coole leicht morbide Häuser, an denen ich nicht einfach so vorbei gehen konnte, ein paar Fotos sollten schon her, soviel Zeit musste einfach übrig sein.

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Irgendwie herrscht schon "draußen" eine coole Atmosphäre, und ich bin gespannt, was uns nach dem Tor erwarten wird. Oh, da ist ja eine "richtige" gepflasterte Straße? Überhaupt fühlt man sich wie in einem Stadtviertel für sich. Das gefällt mir super!

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Die Vintage-Kommode gleich im allerersten Schaufenster auch (zumal sie ein Geheimnis birgt)... Boah, das nenne ich mal Upcycling, mit so etwas hätte ich überhaupt nicht gerechnet! Mein Begleiter auch nicht, schäm...

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Ich bin soo neugierig, was nach dem Gitter so kommen mag, aber beschlichen von der leisen Ahnung, dass es offenbar kein "klassischer Flohmarkt" wie z.B. in Deutschland sein wird. Aber sind wir denn in Portugal, um alles wie daheim vorzufinden? Suchen wir (ich jedenfalls) nicht gerade (mindestens kleine) Abenteuer? Ich wünsche mir soo sehr, dass wir entspannt Hand in Hand bummeln mögen, gemeinsam stöbern, klönen, irgendwo nett sitzen. Finde den Fehler...

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"The Dorm Hostel" ist schon mal selbst von außen cool, da könnte man doch bei einem weiteren Besuch eventuell... Zu dem es nicht kommt.

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Wow, auch einladend und links oben neben der Tür der beleuchtete Schriftzug "douro", den hätte ich liebend gern!

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Alles ist so bunt, so lebendig und fröhlich, wie auf einem Fest. Ich könnte glücklich sein...

Peter findet vieles "komisch", vor allem die ausgefallene Vintagekleidung auf den Ständern. Ob dieser Stil ihm überhaupt etwas sagt? "Boho" murmle ich leise, witzige Klamotten, mein Style, so flippig, so erinnernd an Zeiten, da man wild und unbeschwert durch's Leben tanzte. Ob er diese Phase nie hatte?

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Ein junger Schuster näht Stiefel aus geschmeidigem Leder und es ist eine Freude zuzuschauen.

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Überall brodelt es, wird gelacht, sich ausgetauscht, von leckerem probiert.

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Hier herrscht ein Fest der Sinne, für Augen, Herz, Nase, Magen und jede Menge an Glückshormonen. Aber nicht für alle Besucher. Ich verliere zunehmend meine Unbeschwertheit. Das war wohl wieder nichts...

Die LX Factory:
Es ist der Charme des alten vergessenen Fabrikgeländes, das kreativ wiederbelebt wurde: Restaurants, Cafés und kreative Köpfe prägen einen der coolsten Orte von Lissabon, an denen das bloße Dortsein schon einfach grandios ist. Edit Mod: Weiterlesen hier ...
) (Eingekürzt auf Zitatlänge. Bitte zukünftig das Urheberrecht beachten und keine ganzen Textpassagen einkopieren. Das kann ansonsten richtig teuer für das Portugalforum werden! Danke!)



Es ist ein Fehler zu glauben, dass Träume wahr werden, ohne etwas dafür zu tun.

Carlos Ruiz Zafón


Es war wohl wieder nicht genug...


 
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