Nüchterne Buchstaben, die hoffentlich Inhalte gefühlvoll zum Leben erwecken, dann hier:
Samstag, zweiter März Zweitausendneunzehn
Nach einer anstrengenden Arbeitswoche wurde es dann Freitag Abend doch spät mit Packen.
Da wir aber diesmal mit "leichtem" Handgepäck reisen,
sind morgens schnell noch die letzten Dinge eingesackt.
Zum Frühstücken ist auch noch ausreichend Zeit. Und wir starten pünktlich Richtung Flughafen.
Klug geworden nach den letzten beiden Malen, wo wir in Staus geraten sind,
haben wir einen Zeitpuffer eingeplant. Diesmal kamen wir dann aber (klar...) ganz zügig durch.
Der Shuttle- Bus fuhr zwar grade los, aber die kommen ja alle 20 Minuten, also kein Grund zur Panik. Zwei Herren im FC Porto Trikot
(warum, erklärt sich später) nehmen vor uns Platz.
Überall schon portugiesische Sprachmelodie (ich bin stolz auf jedes Wort, was ich heraushöre,
leider nicht allzu viele, die mir auch was sagen).
Kein Kofferschleppen, kein Schlange steh'n an Schaltern:
es ist schon sehr angenehm, direkt mit dem Rucksack durch die Sicherheitskontrolle zu können.
War allerdings klar: bei meinem Schatz piept's. Warum, wurde nie herausgefunden.
Nach dreimaligen Versuchen werden wir durchgewunken.
Wir haben noch reichlich Zeit für Kaffee und Brötchen, bevor es dann losgeht.
Das Wetter ist doch nicht so schlecht, wie ich befürchtet habe, der Start verläuft reibungslos.
Wir "bechern" zum Wrap einen Rotwein, man gönnt sich ja sonst nix.
Auch die Landung ist schön sanft. Alles gut.
Das Wetter ist tatsächlich herrlich.
Die durch Kofferlosigkeit eingesparte Zeit wenden wir dann dafür an der Touri- Info auf,
um unsern Voucher einzutauschen. Wir haben nämlich beschlossen, diesmal eine "Lisboa Card"
auf Tauglichkeit zu testen. Ich werde gesondert dazu noch was schreiben.
Man kommt ins Gespräch, ein deutscher Lehrer ist mit 16 Schülern hier, leider ist er vor uns an der Reihe und es dauert...naja, es ist eben portugiesische Gelassenheit gefragt.
Das Schild über dem Schalter wies die Schlange übrigens als "fast track" aus.
Die Dame ist allerdings wie gewohnt sehr freundlich und nimmt alles mit einem Schulterzucken.
Dann machen wir uns auf die Suche nach unserer Unterkunft.
Da wir die "Schleichwege" noch nicht entdeckt haben, halten wir uns an bekannte Straßen
bzw das Navi (sollte man übrigens auf "Fußgänger" einstellen, gell, mein Lieber...)
Ui, hier geht's aber ganz schön den Berg hoch...und wir haben irgendwie gar keine Hausnummer...
(für Wegplanung ist mein privater Pfadfinder zuständig, das ist ihm wohl entgangen).
Mit weiblicher Logik schließe ich aus dem Namenszusatz des Apartments auf die "68".
Also Berg wieder runter.
Ach ja, keine Schilder an den Klingeln. Na, wir rufen kurz an und es wird uns aufgetan.
Im ersten Stock (puhglückgehabtnurdreitreppenabsätze) erwartet uns eine
schnuckelige kleine Wohnung mit Blick vom Balkönchen auf einen typisch Lissaboner Hinterhof.
*gefällt mir*
Klauen wird uns auch keiner, dieses Türschloss ist, äh, ausreichend.
Schnell sind die Siebensachen verstaut. Und irgendwie sieht's draußen schon dämmrig aus.
Wann wird es Anfang März hier eigentlich dunkel?
Wir verschieben etwaige Aktivitäten auf Morgen und machen uns auf die lebenswichtige Suche
nach Nahrung.
Erst kaufen wir ein, die Anzeige an der Kasse lässt mich angesichts des Weinpreises zusammenzucken, auch die Summe ist schon beträchtlich,
aber der Kassierer beruhigt: Rabatt wird am Schluss abgezogen.
War hier alles zu halben Preis heute? Seltsames System.
Nun halten wir Ausschau nach einer Lokalität, wo man willens ist, uns für Geld ein Abendessen zuzubereiten.
Direkt gegenüber ist schon ganz nett, aber der Fisch im Schaufenster erscheint mir etwas welk.
Wir schauen also weiter. Die Hähnchenbraterei würde dem Männe gefallen,
aber ich hätte ja eigentlich gern Fisch.
Wir werden dann doch schnell fündig.
Der Kellner macht einige fehlende Zähne durch umso mehr Freundlichkeit wett und
bringt uns Käse, Sardinenpaste, Brot, Oliven.
Darauf folgen 2 Canecas, Koteletten und gegrillte chocos mit viiiel Knoblauch und Pellkartoffeln.
Extrem lecker, dazu unglaublich geldbeutelschonend.
Und was hat man in jeder portugiesischen Kneipe? Richtig. Fernseher und Fußball.
Wer spielt: Porto gegen Lissabon. Super.
Vom Tisch hinter uns kommt eine Stimme (er kann es auf Deutsch!):
"Und Sie, mein Herr? Porto oder Benfica?" Jetzt nur nix Falsches sagen.
Es entwickelt sich ein kurzer Gesprächswechsel.
Beschwingt geht's Richtung Kurzzeitbleibe.
Nicht, ohne noch so ein lustiges Gebilde beim Bäcker zu erstehen, als Nachtisch.
"passarinho" (Vögelchen?) steht auf dem Kassenbon,
verpackt wird das 1- Euro-Teil edel im Schächtelchen mit Aufdruck.
An der Eckkneipe halten wir noch auf einen Schluck.
Es gibt ein Imperial für jeden und Whisky bzw Brandy als Absacker.
Unter den Fußballfreunden, die völlig gebannt dem Spiel folgen,
sind wir allein unkundige Ignoranten (das zeigen wir natürlich nicht)
und ich das einzig weibliche Wesen.
In der Halbzeit machen wir uns aber doch vom Acker, die nötige Bettschwere ist allemal vorhanden.
Und schlafen bald so süß, wie der kleine Vogel geschmeckt hat.