Der OScAr hat mich mit seinem Bericht richtig wuselig gemacht. Ich lebe ja weit weg, denk aber viel an dieses kleine Land, das so viel geben kann und auf das ich immer noch so neugierig bin. Der Grund, warum ich bei Euch ein wenig luscher (kai kann das locker übersetzen).
Vor Jahren fand ich in verbuddelten Portugalunterlagen ein verblichenes Stück Papier. Es war das erste Blatt eines Reiseberichtes, der nicht über diese Seite hinaus kam. Vielleicht macht er aber deutlich, warum dieses Land damals bei uns so reinknallte. Also: Nur eine Reisenotiz – kein Reisebericht. Denkt Euch weit, sehr weit zurück, in ein Land; das es so nicht mehr gibt, nicht geben kann. Wir waren übrigens mit und in einer umgebauten Feuerwehr aus `67 unterwegs, unserer geliebten "Rostlaube"!
Im Original liest sich das so:
Es ist Anfang April. Schwere Regen- und Hagelschauer begleiten uns durch Deutschland. Straßen stehen unter Wasser, links und rechts eine graue Landschaft. Frost in der Nacht – mitten in Frankreich. Mitteleuropa im Frühling!
Wir fuhren ihn suchen! Bom Dia Portugal!
Zauberhaft kleine Ortschaften empfangen uns, freundliche Menschen winken uns zu. Eine milde Sonne steht hoch über einer unverkrampften Landschaft, ein Rausch an Farben, eine Symphonie in Rot, Gelb und Blau. Schwer liegt der Duft blühenden Lavendels, des Klatschmohns und der Millionen Blüten des Ginsters, des Eukalyptusbaumes, der Apfelsinenhaine und vieler anderer Blütenträger über roter Erde. Glücksgefühle stellen sich ein. Schauen und riechen wird zum Genuss. Der Saft vollreifer Apfelsinen läuft über Gesicht und Hände, Karren voller großer reifer Erdbeeren warten auf Käufer. Die Tomaten: Saftig und aromatisch. Die Märke/Markthallen sind voller Überraschungen, ein Traum.
Wir (39, 38, 3, 2 ,1) sind in 3 ½ Tagen von der Ostsee an die Algarve geflüchtet. Unser Ziel ist es, Portugal anzuticken, einen kleinen Einblick in Land und Leute zu gewinnen. Nicht mehr. Wir haben uns treiben lassen. Sind geblieben, wo es uns gefiel, sind gefahren, wenn uns danach war. Wir haben viel, sehr viel zu erzählen. …….
Bis hierhin und nicht weiter. Es kribbelt am Rücken! Wir sind damals über Bajadoz eingereist, hatten kurz hinter den Grenzern geschlafen (sie waren richtig lieb , so ganz anders als die unwirschen Spanier vorab, kurz vor Mitternacht, das Tor nach drüben sollte gerade geschlossen werden) und dann erlebt, wie sich am Morgen unter der molligen Sonne eine unvergleichlich schöne Landschaft öffnete. Das zu einer Zeit, als in Portugal die Uhren noch rückwärts gingen, wo ich z.B. in Albufeira mit dem Auto zwischen den auf den Strand gezogenen Boote stehen und mit den Fischern ein – zwei –and so on, so on, so on- Biere zwitschern konnte (sie portugiesisch, ich deutsch, meine Frau ab und an dazwischen mit `ner Übersetzung, war aber bald überflüssig) und dann herrlich schlief. Bis zum Sonnenaufgang, als die Freunde der Nacht wieder auf das Meer fuhren, nicht ohne vorher noch einmal kräftig an die Tür geklopft zu haben. Das war abgemacht . Wer sich von Euch nicht so weit zurück erinnern kann und das Albufeira von heute kennt, der sagt spätestens jetzt: Ein Spinner! (Ich mag sie) Verständlich, schon 2 Jahre später war alles ganz anders. Überall an der Algarve, nicht nur in Albufeira, dass ich ab da nie mehr betreten habe. Aber das ist eine andere Geschichte.
Eins noch, was auch meine besondere emotionale Beziehung zu Portugal, die sich später noch verfestigte, begründete: Nur eine kleine Begebenheit, die aber doch sehr wichtig für mich war. Als ich von der Grenze in dieser unglaublich friedlichen Stimmung weiter gen Süden fuhr, kam ich zu einer Baustelle. Vor mir hielten schon Fahrzeuge. Ein Junge von gut 10 Jahren stand und winkte unsheran, er trat an den Wagen heran, gab mir durch die geöffnete Scheibe hindurch einen Stock und lächelte so frei. Erstmalig kam mir ein "obrigado“ über die Lippen – nur wofür? Ich fuhr los, den Stock schön in der Hand, hatte aber keinen Schimmer, was das wohl sollte. Frau wusste auch nicht. Aber ein NIX war es bestimmt auch nicht, wegschmeißen ging nicht. Dann kam das Ende der Baustelle, dort stand wieder eine Junge gleichen Alters. Auch er kam lächelnd auf den Wagen zu und in diesem Moment schnallte ich es: Der Stock war das Zeichen, dass ich der letzte Wagen der Kolonne war und der Bursche nun seine Autos losschicken konnte. Das war alles! Jetzt war ich es aber, der strahlte. Und ich gab ihm den Knüppel wie selbstverständlich. Es freute mich wahnsinnig, alles verstanden zu haben. Rein rational habe ich meine Empfindung von damals bis heute nicht verstanden. Aber, es war mein: "Du gehörst dazu". Dann kam ja auch bald: "Hier willst Du ein anderes Leben leben ",, was damals sehr modern war. Das Gefühl von damals, weit zurück im vorigen Jahrtausend , kommt ab und an wieder hoch – jetzt z.B. Ich lächle selbst . Manchmal aber sind es Belanglosigkeiten wie diese, die lebenslange Beziehungen begründen. Zwei, die gern knuddeln, wissen schon, was ich meine - oder?
So, das reicht – ich muss wieder in den Hintergrund. Schreibt mal schön von Portugal - ihr alle habt so viel erlebt und nochmehr zu erzählen.
Grüsse wolfgang
Edit: Habs noch einmal durchgelesen. Das passt vielleicht doch nicht so richtig hierhin. Wenn es so ist: Kai, ich habe nix dagegen, wenn es gelöscht wird. Wir wollen ja nicht schon zum Start beretis o.T. werden.
Vor Jahren fand ich in verbuddelten Portugalunterlagen ein verblichenes Stück Papier. Es war das erste Blatt eines Reiseberichtes, der nicht über diese Seite hinaus kam. Vielleicht macht er aber deutlich, warum dieses Land damals bei uns so reinknallte. Also: Nur eine Reisenotiz – kein Reisebericht. Denkt Euch weit, sehr weit zurück, in ein Land; das es so nicht mehr gibt, nicht geben kann. Wir waren übrigens mit und in einer umgebauten Feuerwehr aus `67 unterwegs, unserer geliebten "Rostlaube"!
Im Original liest sich das so:
Es ist Anfang April. Schwere Regen- und Hagelschauer begleiten uns durch Deutschland. Straßen stehen unter Wasser, links und rechts eine graue Landschaft. Frost in der Nacht – mitten in Frankreich. Mitteleuropa im Frühling!
Wir fuhren ihn suchen! Bom Dia Portugal!
Zauberhaft kleine Ortschaften empfangen uns, freundliche Menschen winken uns zu. Eine milde Sonne steht hoch über einer unverkrampften Landschaft, ein Rausch an Farben, eine Symphonie in Rot, Gelb und Blau. Schwer liegt der Duft blühenden Lavendels, des Klatschmohns und der Millionen Blüten des Ginsters, des Eukalyptusbaumes, der Apfelsinenhaine und vieler anderer Blütenträger über roter Erde. Glücksgefühle stellen sich ein. Schauen und riechen wird zum Genuss. Der Saft vollreifer Apfelsinen läuft über Gesicht und Hände, Karren voller großer reifer Erdbeeren warten auf Käufer. Die Tomaten: Saftig und aromatisch. Die Märke/Markthallen sind voller Überraschungen, ein Traum.
Wir (39, 38, 3, 2 ,1) sind in 3 ½ Tagen von der Ostsee an die Algarve geflüchtet. Unser Ziel ist es, Portugal anzuticken, einen kleinen Einblick in Land und Leute zu gewinnen. Nicht mehr. Wir haben uns treiben lassen. Sind geblieben, wo es uns gefiel, sind gefahren, wenn uns danach war. Wir haben viel, sehr viel zu erzählen. …….
Bis hierhin und nicht weiter. Es kribbelt am Rücken! Wir sind damals über Bajadoz eingereist, hatten kurz hinter den Grenzern geschlafen (sie waren richtig lieb , so ganz anders als die unwirschen Spanier vorab, kurz vor Mitternacht, das Tor nach drüben sollte gerade geschlossen werden) und dann erlebt, wie sich am Morgen unter der molligen Sonne eine unvergleichlich schöne Landschaft öffnete. Das zu einer Zeit, als in Portugal die Uhren noch rückwärts gingen, wo ich z.B. in Albufeira mit dem Auto zwischen den auf den Strand gezogenen Boote stehen und mit den Fischern ein – zwei –and so on, so on, so on- Biere zwitschern konnte (sie portugiesisch, ich deutsch, meine Frau ab und an dazwischen mit `ner Übersetzung, war aber bald überflüssig) und dann herrlich schlief. Bis zum Sonnenaufgang, als die Freunde der Nacht wieder auf das Meer fuhren, nicht ohne vorher noch einmal kräftig an die Tür geklopft zu haben. Das war abgemacht . Wer sich von Euch nicht so weit zurück erinnern kann und das Albufeira von heute kennt, der sagt spätestens jetzt: Ein Spinner! (Ich mag sie) Verständlich, schon 2 Jahre später war alles ganz anders. Überall an der Algarve, nicht nur in Albufeira, dass ich ab da nie mehr betreten habe. Aber das ist eine andere Geschichte.
Eins noch, was auch meine besondere emotionale Beziehung zu Portugal, die sich später noch verfestigte, begründete: Nur eine kleine Begebenheit, die aber doch sehr wichtig für mich war. Als ich von der Grenze in dieser unglaublich friedlichen Stimmung weiter gen Süden fuhr, kam ich zu einer Baustelle. Vor mir hielten schon Fahrzeuge. Ein Junge von gut 10 Jahren stand und winkte unsheran, er trat an den Wagen heran, gab mir durch die geöffnete Scheibe hindurch einen Stock und lächelte so frei. Erstmalig kam mir ein "obrigado“ über die Lippen – nur wofür? Ich fuhr los, den Stock schön in der Hand, hatte aber keinen Schimmer, was das wohl sollte. Frau wusste auch nicht. Aber ein NIX war es bestimmt auch nicht, wegschmeißen ging nicht. Dann kam das Ende der Baustelle, dort stand wieder eine Junge gleichen Alters. Auch er kam lächelnd auf den Wagen zu und in diesem Moment schnallte ich es: Der Stock war das Zeichen, dass ich der letzte Wagen der Kolonne war und der Bursche nun seine Autos losschicken konnte. Das war alles! Jetzt war ich es aber, der strahlte. Und ich gab ihm den Knüppel wie selbstverständlich. Es freute mich wahnsinnig, alles verstanden zu haben. Rein rational habe ich meine Empfindung von damals bis heute nicht verstanden. Aber, es war mein: "Du gehörst dazu". Dann kam ja auch bald: "Hier willst Du ein anderes Leben leben ",, was damals sehr modern war. Das Gefühl von damals, weit zurück im vorigen Jahrtausend , kommt ab und an wieder hoch – jetzt z.B. Ich lächle selbst . Manchmal aber sind es Belanglosigkeiten wie diese, die lebenslange Beziehungen begründen. Zwei, die gern knuddeln, wissen schon, was ich meine - oder?
So, das reicht – ich muss wieder in den Hintergrund. Schreibt mal schön von Portugal - ihr alle habt so viel erlebt und nochmehr zu erzählen.
Grüsse wolfgang
Edit: Habs noch einmal durchgelesen. Das passt vielleicht doch nicht so richtig hierhin. Wenn es so ist: Kai, ich habe nix dagegen, wenn es gelöscht wird. Wir wollen ja nicht schon zum Start beretis o.T. werden.