Hier nun der versprochene Abenteuer- Roman:
(Einzelheiten auch nachlesbar in:
Meine Azoren-Reiseberichte
Mal ganz von vorn.
Verliebt haben wir uns in die Azoren direkt beim ersten Urlaub 2014.
Dann war ein Jahr "Pause" und 2016 war schon klar, es geht wieder zu den Inseln.
Wir haben beim zweiten Besuch schon viel Wert drauf gelegt, uns mit Einheimischen und Zugereisten
zu unterhalten und interessierten uns für das "wahre" Leben.
Einige Kontakte reichen bis heute.
Ich zitiere mich ab und an mal selber aus meinen Reiseberichten:
Es war auch toll ( so, wie wir das kannten und liebten), obwohl die Vermieterin leider nicht persönlich da sein konnte (Zweitjob, klar),
hatte sie ihre Freundin vorbeigeschickt.
Und es war perfekt.
Superfreundlicher Empfang, ein wunderbar phantasievoll ausgestattetes Häuschen in der „Altstadt“, auf's Liebevollste restauriert.
Ein Träumchen.
Aber erst kommt der Spaß mit dem
Mietwagen.
Netterweise kutschiert uns die Empfangsdame mit dem Auto bis zum vermeintlichen Büro.
Da wussten wir noch nicht, dass J. mal unseren Hauskauf vornehmen würde.
Aber wir dachten schon damals, dass es nicht schaden kann, eine Advogada zu kennen.
Im nächsten Urlaub 2017 erweiterte sich dann das Netz der Bekanntschaften:
Angekommen – keine Spur der Vermieter. Na, wir haben ja eine Telefonnummer.
"The person, You called, is not available..." Mh.
Einkaufen müssen wir ja eh.
Dann machen wir das mal azorianisch und fragen im Mini-Mercado.
"Ah, XXX.-.ok, I just call her !" 5 Minuten später, alles klar
Das war die erste Hilfe von S.
Um diese Zeit begann ich, mich im Internet schon mal umzusehen.
Was gibt es, was kostet es ? Wie wäre es, wenn...
Was macht man mit den paar gesparten Kröten in Deutschland?
Wo geht die Entwicklung dort hin?
Kann man nicht für ein kleines Refugium auf einem persönlichen Atlantis sorgen?
Sind solche Träume realisierbar?
Ist es nicht irgendwann im Leben an der Zeit, so etwas zu wagen?
Im nächsten Jahr hatten wir eine andere Unterkunft gebucht und waren auf der Suche nach dem Büro
für die Schlüsselübergabe und witzelten noch:
Das muß irgendwo beim Supermarkt sein. Lass uns doch wieder dort fragen.
Und tatsächlich: S. war die Vermieterin!
Da wir dieses mal leider nur eine Woche zur Verfügung hatten, und diese auf Pico verbrachten,
wollten wir wenigstens einen Tagesausflug nach Faial machen, um uns auch dort in Erinnerung zu bringen:
Heute soll's rüber nach Faial gehn.
Unsere nette Vermieterin vom letzten Jahr, die wir allerdings nur vom
email- Kontakt her kennen, hat sich bereit erklärt, uns auf einen Drink zu treffen.
Nach einigem Hin- und Her waren wir dann skeptisch, ob sie kommen wird.
Und es klappt! R. kommt herein, ganz pünktlich, es erfolgt eine herzliche Begrüßung.
Wir hatten schon zwei Galãos bestellt, sie nimmt dann doch das "Aushängeschild" Gin Tonic.
Und meint zwinkernd, es sei eigentlich kaum Alkohol drin, man wäre recht sparsam mit dem Gin.
Und weil wir uns ganz prächtig unterhalten und zur großen Freude auch noch J. dazustößt,
die uns damals das Haus geöffnet und alles erklärt hat, nehmen wir dann auch noch so ein Getränk.
Am letzten Tag dieses Aufenthalts haben wir schon ein bisschen Ausschau gehalten und auch ein, zwei Objekte, die ich im Internet fand, von außen angeschaut.
Wie versprochen, kamen wir natürlich wieder. Diesmal haben wir direkt bei S. gebucht.
Da wir auch jedes Mal mindestens 2 Waltouren buchten, kannte uns natürlich auch dort inzwischen Personal und Chef.
Sonderpreise hatten wir auch schon.
Und spätestens seit der Idee, Wein aus unserm Tal als Gastgeschenke zu verteilen, freuten sich auch alle, wenn wir wieder reinschneiten.
Zum ersten Mal gönnten wir uns einen weiteren Urlaub in diesem Jahr (im Frühjahr war's ja so kurz).
Auch leider nur eine Woche im Oktober, die aber sehr schön und erholsam war,
obwohl ich auf Krücke unterwegs war.
Wir haben auch bewusst die Reisezeiten immer ein wenig weiter Richtung Nach- und Vorsaison verschoben,weil wir die Inseln auch bei anderen Jahreszeiten erleben wollten.
Den Winter und vor allem die Hochsaison heben wir uns allerdings bis zum Schluß auf!
Inzwischen fragen sie uns schon im Lieblingsrestaurant, ob wir hier wohnen...
Und- diesmal wollen wir uns bei Prainha
eine Immobilie anschauen, welche ich im Netz gesehen hatte.
Aber ohje...Mit viel Geld kann man vielleicht was draus machen, für uns passt es nicht.
Da war auch noch ein Objekt in Ribeirinha, leider erwies sich der Ort als größer und verzweigter, als erwartet.
Jedenfalls haben wir die richtige Straße nicht gefunden.
Und dann versuchen wir, DAS Haus zu finden. Die Internetbilder sahen vielversprechend aus.
Und nach kurzer Suche und ein wenig rumkurven:
Ja, das ist es. Am Ortsrand, Blick über Weinberge und aufs Meer. Auf dem Grundstück wachsen Ananas und Orangen.
Gut, da wären sicher auch die einen oder andern Renovierungsarbeiten zu leisten.
Aber so ein Objekt hatten wir uns vorgestellt.
Wir verbringen noch 2 Nächte bei R. auf Faial und bitten sie, das Telefongespräch
mit den Hausverkäufern zu führen.
Dabei stellt sich heraus, das es leider schon vergeben ist. Sehr schade.
Ein bisschen traurig fahren wir wieder nachhause.
Ich stöbere wieder stundenlang im Netz, nehme Kontakt zu Maklern auf
und vereinbare für's Frühjahr einen Termin.
Wir haben Plan A: Pico. Und dort am liebsten in der Gegend um Saõ Mateus.
Eventuell würde halt auch Faial in Frage kommen.
Bauen, Container, Holzhütte...viele Gedankengänge werden gewälzt.
Am ersten April,haha,ist es dann soweit.
Es geht wieder los.
Wir wohnen in R's neuem Haus, was sie sich letztes Jahr gekauft und sehr hübsch renoviert hat.
Auf jeden Fall inspirierend schon mal.
Ja, und dann:
...jetzt wird’s ernst(er):
nach Spinnerei,Traum, Idee, Gedanken, anfänglichen Suchen im Netz und ersten Maklerkontakten per mail nun:
wir haben einen Termin zu Hausbesichtigungen!
Das Budget ist gering, eigentlich kommen nur 2 Objekte wirklich in Frage.
Wir haben zwar verschiedene Optionen ausklamüsert,
aber an und für sich sollte es schon ein Haus sein,
das nach und nach restauriert werden kann.
Also ein Dach sollte es schon haben und mehr als ein Steinhaufen sein...
Da auf Pico schon lange nichts Passendes zu finden war,
haben wir nun Faial mit ins Auge gefasst.
Gucken kann man ja mal.
Wirklich begeistert hat uns keins der beiden Objekte.
Zum Vergleich gibt’s noch ein fix- und fertig eingerichtetes,
auch schon zum Vermieten angemeldetes Häuschen,
das allerdings doch deutlich über dem Budget liegt.
Wir wälzen die Entscheidungsgedanken auch um und um.
Aber erstmal sind wir jetzt auf Pico. Einen Weinberg hätten wir hier haben können,
direkt neben dem
Ferienhaus, wo wir schon einmal eine glückliche Woche verbracht haben.
Es gäbe sogar eine Baugenehmigung für 50 m²...aber das ist nicht wirklich realistisch.
So schön die Lage auch ist.
Wir lernen noch weitere "hilfreiche" Menschen kennen: M. und I. aus Berlin.
Sie haben im Nachbarort vor 3 Jahren ein Haus gekauft, haben einen Allround- Handwerker im Angebot
und kennen den Architekten der Camara.
Und nett sind sie auch!
So richtig froh sind wir nicht mit unsern Ergebnissen.
Sooo viele leere Häuser, aber scheinbar keines für uns dabei.
Ich bin irgendwie frustriert.
Wir entscheiden uns am letzten Tag für eine Fahrt nach Madalena und den Versuch,
die legendäre NIF zu bekommen.
Das hat auch prima funktioniert. Ok, also alles in kleinen Schritten.
Wir wollen dann zum Supermarkt, uns verabschieden und S. um Hilfe bitten,
die ja alles immer so toll managt.
Vielleicht weiß sie was oder kennt Jemanden, der nochmal wegen des Hauses
vom Herbst nachfragen kann. Und klar, macht sie doch gerne.
Mitten in dieses Telefonat tönt es von hinten aus dem Laden:
„Ich habe doch ein Haus zu verkaufen!“.
Das ist D., die sich auch schon nett mit uns unterhalten hatte.
Jetzt angucken? Öh, ja,klar.
Ist auch nicht weit. Und da steht es dann.
Schon alt, klein, prinzipiell aber unser Beuteschema.
Wir gucken rein. Ja, dass hier eine alte Dame gewohnt hat, sieht man.
Aber es stehen auch viele tolle Sachen rum, räusper...
Mein Holder guckt schon etwas panisch aufgrund des Leuchtens in meinen Augen.
Gut, es muss sehr viel gemacht und natürlich auch investiert werden,
aber es gefällt uns Beiden auf Anhieb.
Es gibt einen großen Garten, eine Zisterne, ein altes Backhaus.
Der vordere Gebäudeteil ist noch aus Lavasteinen errichtet.
Mit Meerblick, nicht 1a- Lage, aber immerhin.
Und nicht so hoch gelegen, dass man ständig im Nebel sitzen würde.
Bei besserem Wetter soll sogar der Pico sichtbar sein.
Nun die bange Frage nach dem Preis.
Wir schauen uns an und versuchen nicht sofort „Jaaa“ zu schreien.
Und erbitten uns noch Bedenkzeit aus.
Die aber nach Zusammenfassung der Vor- und Nachteile kurz ist.
Besser werden wir's nicht treffen.
Hop oder Top. Wir wollen uns auf dieses große Abenteuer einlassen.
Wir sagen dann bei D. Bescheid und hoffen,
der ganze Papierkram lässt sich zufriedenstellend klären
und unsere liebe J. wird für uns als Rechtsanwalt arbeiten.
Für irgendwas müssen ja all die kleinen Puzzlesteinchen gut gewesen sein.
Ja, dann tauschen wir mal Namen und Adressen sowie Telefonnummern aus.
In S.'s Worten: „That's how the islands work.“
Nun beginnt "Das lange Warten". In den ersten Wochen denken und fühlen wir noch sehr deutsch.
Sind unruhig und nervös, weil wir lange nichts hören bzw lesen.
Immer wieder tröpfeln Nachrichten ein. Es ist noch Einiges zu klären. Genaue Besitzverhältnisse,
Grenzen müssen vermessen, von Nachbarn mehrmals bestätigt und bezeugt werden.
Der Grenzvermesser kommt nicht, weil schlechtes Wetter war und er nicht im Matsch rumstiefeln wollte.
Dann natürlich auch noch energetische Erfassung. Von einem Haus aus den 1920ern.
Aber mit der Zeit werden wir gelassener.
Es war eine Spontanentscheidung, für 4 Tage im Oktober nochmal hinzufliegen.
In der Hoffnung, dann persönlich den Vertrag unterschreiben zu können.
Aber dem war dann leider nicht so.
Wir treffen nochmal alle, gucken nochmal ins Haus rein und ums Haus rum.
Es ist wenigstens noch da...auch keine Schäden durch den schlimmen Sturm kurz vorher.
Und wir schaffen es noch, ein portugiesisches Bankkonto einzurichten, bevor wir wieder heimwärts reisen.
Vor Weihnachten dann die Nachricht: Papiere sind fertig!!!
Kaum zu glauben.
Wir testen schon mal den Geldtransfer. Klappt.
Dann nochmal Wartezeit, Schwierigkeiten, die Anwältin zu erreichen, aber:
zum guten Schluß: am 10. Februar der Vertrag ist gemacht.
Und nun...wir werden sehen.
Es fühlt sich noch sehr unwirklich an.
Im April geht's ans Eingemachte. Haus muss leer geräumt werden.
Hier in Deutschland hätte ich schon jede Menge Abnehmer für die alten Möbel...
Und auch eine nahezu komplette Einrichtung für's Haus.
Da liegen leider einige Seemeilen dazwischen...
und der Transport lohnt wohl nicht.
So wandern diesmal der Blaumann und die Arbeitshandschuhe in den Koffer.
Fortsetzung folgt...